Im allgemeinen Bewusstsein beginnen nach Einschätzung eines Historikers die Fakten rund um die brutalen Angriffe der Nationalsozialisten gegen Jüdinnen und Juden vom 9. November 1938 zu verblassen. Das Wissen um die Fakten werde nachlassen, obwohl das Datum vor 85 Jahren »ein wichtiger Erinnerungsort auch für die Bundesrepublik und die bundesrepublikanische Erinnerungskultur ist, mit den entsprechenden Veranstaltungen und Gedenkstätten.« Das sagte der Leiter des Instituts für Zeitgeschichte, Andreas Wirsching, am Donnerstag im »Morgenecho« des Westdeutschen Rundfunk.
Zugleich seien aber die Geschehnisse von 1938 in diesem Jahr »emotional« vielen Menschen hierzulande besonders nah. »Ich glaube, fast jeder ist davon in der ein oder oder anderen Art und Weise betroffen, natürlich vor dem Hintergrund dessen, was jetzt im Nahen Osten passiert, in Israel und im Gazastreifen.«
Vor 85 Jahren steckten die Nationalsozialisten in der Nacht vom 9. auf den 10. November Tausende Synagogen in Brand, zerstörten jüdische Geschäfte, töteten Hunderte Menschen. Das waren klar geplante Angriffe auf Jüdinnen und Juden, um ihnen das Leben in Deutschland endgültig unerträglich zu machen, wie Wirsching auf WDR 5 betonte. »Das ist ein Punkt, der uns heute wirklich wieder sehr beschäftigt.« Es gebe viele jüdische Stimmen, die sagten, sie fühlten sich nicht mehr sicher im eigenen Land. Das mache umso mehr die Aktualität des 85. Jahrestags aus. dpa