Nach den Protesten gegen ihre Gastprofessuren an der Hochschule für bildende Künste (HFBK) in Hamburg haben die beiden documenta-Kuratoren Reza Afisina und Iswanto Hartono den Vorwurf des Antisemitismus zurückgewiesen.
«Wir sind keine Antisemiten. Wir sind keine Feinde des Staates Israel», erklärten sie vor ihrer ersten Veranstaltung an der Hochschule, wie das «Hamburger Abendblatt» am Freitag berichtete. «Hätten wir antisemitische Motive, wären wir nicht ausgewählt worden, die documenta fifteen zu kuratieren, und wir wären auch nicht von der Hochschule eingeladen worden, hier zu lehren», sagte Hartono der Zeitung.
Aufgabe Zugleich zeigten sich die beiden Gastprofessoren unglücklich über die abgebrochene Semestereröffnung am Mittwoch. «Mit Blick auf die Ereignisse am Mittwoch muss ich sagen, dass wir traurig sind, auf diese respektlose Weise empfangen zu werden», sagte Afisina. An der Hochschule wollen die beiden Künstler einen offenen Dialog anbieten, um auch die Ereignisse der documenta einzuordnen. «Antisemitismus ist kein deutsches Problem, sondern eins der ganzen Welt. Unsere Aufgabe ist es, zu gucken, welchen Beitrag zeitgenössische Kunst leisten kann», sagte Afisina.
Die Semestereröffnung war angesichts der Proteste abgebrochen worden. «Antisemitismus ist keine Meinung» hatten etwa 10 der mehr als 300 Anwesenden in der voll besetzten Aula skandiert. Die Demonstranten hielten eine israelische Flagge und ein Porträt des ehemaligen israelischen Premiers David Ben-Gurion hoch.
BDS Afisina und Hartono sind Mitglieder des indonesischen documenta-Kuratorenkollektivs Ruangrupa. Die 15. Ausgabe der documenta hatte im Schatten immer neuer Antisemitismus-Vorfälle gestanden. Schon zu Jahresbeginn waren erste Stimmen laut geworden, die Ruangrupa und einigen eingeladenen Künstlern eine Nähe zur in Zielen und Handlungen antisemitischen Boykottbewegung BDS vorwarfen. Jüdische Künstler aus Israel wurden bewusst erst gar nicht zur documenta eingeladen.
An den Gastprofessuren für Afisina und Hartono hatten auch Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) und die jüdische Gemeinde Kritik geübt. Hochschulen müssten Orte der kritischen Diskussion sein. «Aber die Wissenschaftsfreiheit kann und darf niemals Freibrief für antisemitisches Gedankengut sein», erklärte Fegebank. dpa/ja