Allgemeine Rabbinerkonferenz

»Wir sind erst am Anfang«

Rabbiner Andreas Nachama über die Vorgänge am Abraham Geiger Kolleg und die notwendigen Konsequenzen

von Detlef David Kauschke  12.05.2022 08:19 Uhr

Andreas Nachama Foto: Chris Hartung

Rabbiner Andreas Nachama über die Vorgänge am Abraham Geiger Kolleg und die notwendigen Konsequenzen

von Detlef David Kauschke  12.05.2022 08:19 Uhr

Herr Rabbiner, die Allgemeine Rabbinerkonferenz (ARK) hat mit »großer Bestürzung« auf die Presseberichte über die Vorgänge am Abraham Geiger Kolleg reagiert. Soll das heißen, dass Sie von den Vorwürfen überrascht wurden?
Ich hatte von außen eher beschränkte Einblicke in das Abraham Geiger Kolleg. Von den jetzt bekannt gewordenen Vorwürfen im Zusammenhang mit der sexuellen Belästigung von einem Studenten durch eine Lehrkraft habe ich bis vor Kurzem nichts gewusst.

Seit wann hatten Sie denn Kenntnis?
Mitte Dezember ist der betroffene Student auf mich zugekommen und bat um Hilfe. Daraufhin habe ich im Kolleg Auskunft verlangt und erfahren, dass der Fall schon seit 2019 behandelt wurde und arbeitsrechtliche Konsequenzen gezogen worden waren.

Davon haben Sie erst auf Nachfrage erfahren, obwohl Sie Senator des Kollegs sind?
Ich bin als Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz seit circa drei Jahren Vorsitzender der Ständigen Studienkommission für das jüdisch-geistliche Amt, ein Aufsichtsgremium, das die Lehrpläne beaufsichtigt, nichts mehr, und Ende des vergangenen Jahres in den Senat berufen worden.

Wie ging es dann weiter?
Ich habe meine Erkenntnisse in einem einseitigen Brief an einen Hochschullehrer mitgeteilt. Nachdem ich erfahren hatte, dass das Arbeitsverhältnis mit dem Mitarbeiter beendet wurde, war die Angelegenheit für mich erledigt.

Der Mitarbeiter war danach aber weiter für die Rabbinerkonferenz tätig.
Erstens: Er ist lediglich im Rahmen von Einzelaufträgen als Honorarkraft für uns tätig gewesen. Zweitens: Er ist strafrechtlich nicht belangt und auch nicht verurteilt worden, er hat seine Schuld eingeräumt.

Aber was sagen Sie denen, die an Rabbiner neben strafrechtlichen auch und vor allem ethisch-moralische Maßstäbe anlegen?
Nichts. Das muss man einfach so sagen. Wenn man den Schaden hat, wird man klüger. Man muss Konsequenzen ziehen, muss überlegen, wie man etwas verbessern und sich professionalisieren kann. Mich ärgert natürlich, in Gremien zu sitzen und über so gravierende Vorgänge nicht informiert zu werden. Man wird sich neu aufstellen müssen.

Auch personell?
Wir sind am Anfang eines Prozesses. Es gibt eine Untersuchung, deren Ergebnissen man nicht vorgreifen kann. Nach wie vor gilt auch für Rabbiner Walter Homolka die Unschuldsvermutung. Man muss die Ergebnisse abwarten. Wir werden darüber auch ausführlich in der Allgemeinen Rabbinerkonferenz zu sprechen haben. Aber all denen, die jetzt aus diesem Kreis heraus behaupten, alles sei doch seit Jahren bekannt gewesen, kann ich nur erwidern: Dann hätte man einmal den Mund aufmachen müssen. Ich habe es nicht gewusst.

Mit dem ARK-Vorsitzenden sprach Detlef David Kauschke.

Brüssel

Früherer EJC-Chef Kantor von EU-Sanktionsliste gestrichen

Die Streichung des russisch-britischen Geschäftsmanns erfolgte offenbar auf Druck der ungarischen Regierung

 14.03.2025

New York

Im Trump Tower: Demo gegen Abschiebung eines Israelfeindes

Die USA wollen einen israelfeindlichen Aktivisten abschieben. Noch gab es kein Gerichtsverfahren, das Weiße Haus sieht sich im Recht. Jetzt gab es Protest – an einem symbolträchtigen Ort

 14.03.2025

Solidarität

»Wir haben Potter als einen mutigen Journalisten kennengelernt«

Der Journalist Nicholas Potter ist seit Wochen das Ziel einer Rufmordkampagne, initiiert von einem dubiosen Propaganda-Portal und befeuert von antiisraelischen Aktivisten. Jetzt äußert sich der Zentralrat der Juden

von Nils Kottmann  14.03.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Polizei verhindert möglichen Anschlag auf Synagoge Halle

Der Tatverdächtige soll bereits eine Waffe besorgt und im Internet mit seinem Plan geprahlt haben

 13.03.2025 Aktualisiert

USA

Wer Jude ist, bestimmt nun er

Donald Trump wird immer mehr wie der berühmt-berüchtigte Wiener Bürgermeister Karl Lueger

von Michael Thaidigsmann  13.03.2025

Israel

Bernard-Henri Lévy sagt aus Protest Teilnahme an Konferenz in Israel ab

Der Schritt des französischen Philosophen erfolgte aus Protest gegen die Einladung der zwei rechten französischen Politiker Jordan Bardella und Marion Maréchal

von Michael Thaidigsmann  13.03.2025

Bremen

»Die israelische Demokratie ist eine sehr viel vitalere als die deutsche«

Im Interview mit dem »Weser Kurier« spricht Michel Friedman über die Aufarbeitung der deutschen Geschichte, die AfD sowie die israelische Gesellschaft

 13.03.2025

Berlin

Joschka Fischer nennt mögliche Verhaftung Netanjahus »absurd«

Der frühere Außenminister stimmt CDU-Chef Friedrich Merz zu: Der israelische Ministerpräsident müsse Deutschland unbehelligt besuchen können

von Imanuel Marcus  13.03.2025

USA

Das Ende des Westens?

Donald Trump ist offenbar bereit, die Ukraine fallen zu lassen. Europa bleibt nun keine andere Wahl, als sich neu zu erfinden. Das birgt auch große Chancen

von Rabbiner Pinchas Goldschmidt  13.03.2025