Berlin

»Wir müssen mehr für die Prävention tun«

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) Foto: Marco Limberg

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) dringt auf demokratische Bildung, um Antisemitismus vorzubeugen. »Wir müssen mehr für die Prävention tun, an Schulen, Bildungseinrichtungen und überall sonst, wo sich Menschen begegnen«, sagte die SPD-Politikerin. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, warb dafür, jüdisches Leben insgesamt bekannter zu machen.

Lambrecht sprach sich in der »Passauer Neuen Presse« (Dienstag) für ein Demokratiefördergesetz aus. Damit könnten Initiativen von Bürgerinnen und Bürgern, die sich für eine friedliche und offene Gesellschaft einsetzen, langfristig unterstützt werden.

zentralrat Zentralratspräsident Schuster sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag), es gehe darum, das Judentum bekannter zu machen, nicht nur aus der Opferperspektive im Zusammenhang mit dem Völkermord im Nationalsozialismus. Jüdisches Leben sollte etwas Selbstverständliches sein, sagte Schuster und wies darauf hin, dass im kommenden Jahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefeiert werden: »Das Judentum ist nichts Exotisches.«

Mit Blick auf den antisemitischen Anschlag auf die Synagoge von Halle vor einem Jahr und den Angriff auf einen jüdischen Studenten in Hamburg am Sonntag bekräftigte Schuster zudem, »dass jüdische Einrichtungen einen hohen Schutz brauchen«. Die Attacke von Hamburg zeige, dass es derzeit keine andere Möglichkeit gebe. Der Vorfall sollte genau analysiert werden, um gegebenenfalls Schwachstellen aufzudecken und zu beseitigen.

»Wenn Veranstaltungen oder Gottesdienste stattfinden, brauchen wir einen wirksamen entsprechenden Schutz, der so gestaltet sein muss, dass die Polizisten jederzeit einsatzbereit sind«, sagte Schuster. »Wenn in Halle vor der Synagoge eine Polizeistreife gestanden hätte, weiß ich nicht, ob der Attentäter es überhaupt versucht hätte.«

sicherheitskonzepte Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, forderte die Länder auf, zum Schutz jüdischer Einrichtungen konkrete Sicherheitskonzepte auszuarbeiten.

Vor zwei Wochen habe die Bundesregierung 22 Millionen Euro zusätzlich für bauliche Schutzmaßnahmen bereitgestellt, im Rahmen einer Vereinbarung zwischen dem Bundesinnenministerium und dem Zentralrat der Juden, sagte Klein dem »RedaktionsNetzwerk Deutschland« (Dienstag). Die Länder seien nun aufgefordert, eigene Mittel bereitzustellen und konkrete Sicherheitskonzepte auszuarbeiten. Sie seien im Rahmen des Föderalismus zuständig und nähmen die Zuständigkeit seiner Kenntnis nach auch ernst.

In Hamburg war am Sonntag zu Sukkot ein 26-jähriger jüdischer Student vor einer Synagoge mit einem Klappspaten angegriffen und schwer verletzt worden. In Halle in Sachsen-Anhalt hatte ein Attentäter vor einem Jahr an Jom Kippur versucht, mit Sprengsätzen und Schusswaffen in die Synagoge zu gelangen, um möglichst viele Juden zu töten. Er erschoss schließlich eine Passantin vor der Synagoge und einen Mann in einem nahe gelegenen Döner-Imbiss. epd

Reaktionen

»Ist die Idee wirklich so schlecht?« - »Verstörend und grotesk«

Eine Presseschau zu US-Präsident Donald Trumps Plan, den Gaza-Streifen in eine »Riviera des Nahen Ostens« zu verwandeln

 07.02.2025

Terror

Irans Stellvertreter bedrohen Juden in Schweden

Sowohl oppositionelle Iraner als auch Juden sind in Gefahr. Die Bedrohung kommt von Teherans Islamischer Revolutionsgarde

 07.02.2025

Washington D.C./Den Haag

Trump ordnet Sanktionen gegen Internationalen Strafgerichtshof an

Es ist nicht das erste Mal, dass der US-Präsident gegen den Internationalen Strafgerichtshof vorgeht. Der Republikaner wirft dem Gericht mit Blick auf den Haftbefehl gegen Netanjahu Machtmissbrauch vor

 07.02.2025

Rom

Papst Pius XII. bekam im Zweiten Weltkrieg 10.000 Briefe von Juden

Er war »Der Stellvertreter«: Die Haltung des italienischen Papstes im Zweiten Weltkrieg ist umstritten. Nun wurden 10.000 Bittschreiben von Juden entdeckt. Die meisten bekam Pius wohl nie zu Gesicht

von Christoph Sator  07.02.2025

Washington D.C.

Rubio: Trump will mit Gaza-Vorstoß Länder zur Hilfe bewegen

Seit Tagen wird gerätselt, was hinter dem umstrittenen Plan des US-Präsidenten für den Küstenstreifen steckt. Sein Außenminister glaubt zu wissen: Er will die Nachbarn aus der Reserve locken

 07.02.2025

Umfrage

Deutschlandtrend: Streit um AfD-Stimmen schadet Union nicht

Im ARD-Deutschlandtrend liegt die Union stabil vorne. Auch sonst hat sich wenig verändert gegenüber den Werten der Vorwoche - trotz der Aufregung im Bundestag

 06.02.2025

Stuttgart

Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Teilnahme an Bildungsmesse

Der geplante AfD-Stand bei Europas größter Bildungsmesse didacta in Stuttgart sorgt auch beim Zentralrat der Juden in Deutschland für Kritik

von Norbert Demuth  06.02.2025

Berlin

Prozess gegen mutmaßliche Hamas-Mitglieder

Die Terrororganisation Hamas ist nicht nur im Gaza-Streifen aktiv. Demnächst stehen vier mutmaßliche Mitglieder vor Gericht, die sich laut Bundesanwaltschaft um Waffenlager in Europa kümmerten

 06.02.2025

Horst Köhler

Er hörte zu, er fragte nach

Bei dem kürzlich verstorbenen Altbundespräsidenten war immer zu spüren: Jüdisches Leben in Deutschland war ihm ein Herzensanliegen

von Maram Stern  06.02.2025