Schon kurz vor 18 Uhr ist der Marktplatz voll. Rund 5000 Menschen sind nach Schätzungen der Polizei am Donnerstagabend in die Hanauer Innenstadt gekommen, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen und Anteilnahme mit den Hinterbliebenen des Attentats auszudrücken. Die Blicke sind auf die Bühne gerichtet. Alle warten auf Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Schon seit dem Mittag kursierte über unterschiedliche Medien und soziale Netzwerke die Nachricht, dass die Stadt Hanau für 18 Uhr eine Mahnwache angesetzt hat.
Gegen 18.20 Uhr betreten gemeinsam mit Bundespräsident Steinmeier unter anderem der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky die Bühne.
VERANTWORTUNG Zentralratspräsident Schuster erklärt am Rande der Kundgebung, es sei ein klares Zeichen gegen rechtsextremistische Taten, dass so viele Menschen gekommen seien. Nach diesem »Geschehen« müsse einmal mehr überlegt werden, ob genug gegen rechte Gewalt getan werde. Er sehe mehr Verantwortung bei den Sicherheitsorganen, aber auch bei der Justiz. »Wir haben leider immer wieder Urteile erlebt, die ich viel zu milde sehe bei rassistischen Straftatbeständen.« Es müssten »klar abschreckende Urteile folgen«, so Schuster.
Zentralratspräsident Schuster erklärt am Rande der Kundgebung, es sei ein klares Zeichen gegen rechtsextremistische Taten, dass so viele Menschen gekommen seien.
Der Tag des Attentats gehöre nunmehr »auf immer zu den schwärzesten Tagen in der Hanauer Geschichte«, erklärt Claus Kaminsky und spricht den Familiengehörigen und Freunden der Opfer sein Mitgefühl aus.
Es sei ein wichtiges Zeichen für die Familien, aber auch für die Stadtgesellschaft, dass der Bundespräsident und der hessische Ministerpräsident nach Hanau gekommen sind. »Dass sie alle da sind, soll all denen, die mit verwirrten Gedanken unterwegs sind, zeigen: Rassismus und Hass gegen Mitmenschen hat keine Zukunft. Wir sind mehr, und wir stellen uns ihnen als überzeugte Demokraten entgegen.«
SOLIDARITÄT Steinmeier appellierte, Rücksichtnahme und Solidarität zu zeigen: »Wir stehen zusammen. Wir halten zusammen.« Dies sei das stärkste Mittel gegen den Hass.
Der Bundespräsident bezeichnete das Geschehen in Hanau am Mittwochabend als »furchtbar« und als »Terrortat«. Terror bedeute nichts anderes, als »durch Gewalt und Tod Schrecken zu verbreiten, Angst zu machen, uns auseinander zu treiben«. Diese Terrortat mache fassungslos, traurig und zornig.
Dies war auf dem Platz zu spüren und zu hören. Immer wieder gab es Zwischenrufe, mit denen zum Ausdruck gebracht wurde, dass Worte allein nicht reichen und die Politik stärker als bisher gegen Rechtsextremismus vorgehen muss.