Interview

»Wir fühlen uns eng verbunden«

Dieter Graumann Foto: Reinhard Simon

Herr Graumann, Israel wird 65. Was wünschen Sie dem jüdischen Staat?
Ein riesengroßes »Mazal Tov« und vor allem das Geschenk von Sicherheit und Frieden. Normalerweise zeichnet sich der 65. Geburtstag ja meist durch die Aussicht auf mehr Ruhe aus. Leider gilt das nicht für Israel – ein Land, dessen Existenz so vehement von seinen Feinden bekämpft wird.

Stellt sich diese Bedrohung am 65. Unabhängigkeitstag besonders konkret dar?
Die Hasstiraden des iranischen Staatspräsidenten Ahmadinedschad hören wir tagtäglich und nehmen diese sehr ernst. Wir mussten schon einmal erleben, wie man Menschen, nur weil sie Juden waren, vernichten wollte. Das ist unsere schmerzliche Vergangenheit, aber niemals wird das unsere Zukunft sein. Deswegen werden wir auch nie akzeptieren, dass diese Vernichtungsfantasien auf den jüdischen Staat übertragen werden. Das Trauma der Schoa, das immerzu in uns arbeitet und brennt, lautet: Nie wieder Opfer! Diesem Leitmotiv haben wir es auch zu verdanken, dass Israel seinen 65. Geburtstag überhaupt feiern kann.

Was kann zu Israels Sicherheit beitragen?
Die brutale Asymmetrie des Nahen Ostens ist so simpel wie dramatisch: Verlieren die anderen, ist ein Krieg verloren. Verliert Israel, ist Israel verloren. Die Staatengemeinschaft muss endlich begreifen, dass Irans nukleare Bestrebungen für Israel, aber auch für die gesamte Welt eine unberechenbare Bedrohung sind und man ihnen geschlossen und entschlossen entgegentreten muss.

Warum muss man hierzulande von jüdischer Seite immer wieder darauf hinweisen?
Wir sind eben nicht neutral, sondern vehement Partei – und solidarisch mit den Menschen in Israel! Insofern wünsche ich mir mehr Fairness, wenn es um Israel geht. Gegen sachliche Kritik ist nichts einzuwenden, aber allzu oft wird Israel einfach plump und pauschal verdammt. Da scheint mir bei manchen eine fast schon pathologische Israel-Obsession zu herrschen, die an den jüdischen Staat immer einen besonderen, ungerechten Maßstab anlegt. Ich frage mich: Wo bleibt denn in diesen Tagen die Hilfsflottille für die bedrängten Menschen in Syrien? Und: Warum hat Günter Grass uns denn eigentlich noch nicht mit einem Nordkorea-Gedicht beglückt, in dem er uns mit allerletzter Tinte belehrt, dass die Gefahr für den Weltfrieden derzeit von Pjöngjang ausgeht? Diese einseitige Israel-Aversion ist rational jedenfalls nicht mehr erklärbar.

Wie lässt sich die besondere Beziehung der Juden in Deutschland zu Israel beschreiben?
Wir fühlen uns Israel ganz eng verbunden und sind stolz darauf, dass es – allen Bedrohungen zum Trotz – ein Land ist, das demokratisch ist und so zuversichtlich bleibt. Ein Land voller Esprit und Energie. Das Zuhause der jahrtausendealten spirituellen Quelle unserer Religion und Traditionen. Und für den schlimmsten Fall der Fälle ist Israel für uns Juden der letzte sichere Hafen, sozusagen unsere immerwährende Versicherungspolice. Das ist ein gutes und wichtiges Gefühl für uns alle.

Mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden sprach Detlef David Kauschke.

Solidarität

»Wir haben Potter als einen mutigen Journalisten kennengelernt«

Der Journalist Nicholas Potter ist seit Wochen das Ziel einer Rufmordkampagne, initiiert von einem dubiosen Propaganda-Portal und befeuert von antiisraelischen Aktivisten. Jetzt äußert sich der Zentralrat der Juden

von Nils Kottmann  14.03.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Polizei verhindert möglichen Anschlag auf Synagoge Halle

Der Tatverdächtige soll bereits eine Waffe besorgt und im Internet mit seinem Plan geprahlt haben

 13.03.2025 Aktualisiert

USA

Wer Jude ist, bestimmt nun er

Donald Trump wird immer mehr wie der berühmt-berüchtigte Wiener Bürgermeister Karl Lueger

von Michael Thaidigsmann  13.03.2025

Israel

Bernard-Henri Lévy sagt aus Protest Teilnahme an Konferenz in Israel ab

Der Schritt des französischen Philosophen erfolgte aus Protest gegen die Einladung der zwei rechten französischen Politiker Jordan Bardella und Marion Maréchal

von Michael Thaidigsmann  13.03.2025

Bremen

»Die israelische Demokratie ist eine sehr viel vitalere als die deutsche«

Im Interview mit dem »Weser Kurier« spricht Michel Friedman über die Aufarbeitung der deutschen Geschichte, die AfD sowie die israelische Gesellschaft

 13.03.2025

Berlin

Joschka Fischer nennt mögliche Verhaftung Netanjahus »absurd«

Der frühere Außenminister stimmt CDU-Chef Friedrich Merz zu: Der israelische Ministerpräsident müsse Deutschland unbehelligt besuchen können

von Imanuel Marcus  13.03.2025

USA

Das Ende des Westens?

Donald Trump ist offenbar bereit, die Ukraine fallen zu lassen. Europa bleibt nun keine andere Wahl, als sich neu zu erfinden. Das birgt auch große Chancen

von Rabbiner Pinchas Goldschmidt  13.03.2025

Nahost

Arabische Länder legen den USA Gaza-Plan vor

Die Äußerungen von US-Präsident Trump für mögliche Pläne zum Gazastreifen sorgten für Aufregung. Arabische Länder machen jetzt einen Gegenvorschlag

 13.03.2025

Diplomatie

Berichte: Trump-Brief im Iran angekommen

Ein von US-Präsident Donald Trump verfasster Brief wurde laut Medienberichten persönlich durch einen Vermittler in Teheran überreicht

 12.03.2025