Zum 50. Welt-Roma-Tag an diesem Donnerstag hat der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma den Umgang mit der Bevölkerungsgruppe in vielen europäischen Staaten kritisiert. »Es ist beschämend, dass die fast zwölf Millionen Sinti und Roma in Europa heute immer noch mit Ausgrenzung, Diskriminierung, Apartheid und Gewalt konfrontiert werden«, erklärte der Vorsitzende des Zentralrats, Romani Rose, in Heidelberg.
Die Corona-Pandemie habe die Ausgrenzung der Roma in vielen Lebensbereichen wie Gesundheitsversorgung, Bildung und den Wohnverhältnissen noch verstärkt, hieß es weiter. Sinti und Roma seien keine »europäische Minderheit«, sondern Staatsbürger, in Deutschland wie in ihren Herkunftsländern, betonte Rose. »Wir appellieren daher an die nationalen Regierungen, den strategischen EU-Rahmen umzusetzen und die Roma endlich als gleichberechtigten Teil der Gesellschaft wahrzunehmen.«
Der Welt-Roma-Tag erinnert seit 1990 jährlich am 8. April an den ersten offiziellen Welt-Roma-Kongress in London 1971. Roma und Sinti forderten an diesem Tag ihre Gleichberechtigung und umfassende gesellschaftliche Teilhabe ein.
Auch Hilfswerke und Menschenrechtler mahnten mehr Unterstützung für Sinti und Roma in der Corona-Pandemie an. Gerade in Osteuropa und auf dem West-Balkan litten Angehörige der Bevölkerungsgruppe besonders unter den Folgen der Krise, erklärte die Expertin für Südosteuropa der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Jasna Causevic. »Viele Roma sind ins tiefste Elend abgerutscht, müssen betteln oder im Abfall nach Verwertbarem suchen.«
Fortschritte in Bezug auf die örtliche Situation der Roma könnten nun durch Corona wieder rückgängig gemacht werden, warnte die Organisation. Durch mangelnde technische Ausstattung würden Roma-Kinder vom digitalen Schulunterricht faktisch ausgeschlossen. Dadurch drohe eine »verlorene Generation« heranzuwachsen, die von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen werde.
Die Diakonie warnte vor einer Rückführung von Roma, die etwa aus Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland gekommen seien. Es sei »absolut keine Lösung«, diese Länder als sichere Herkunftsländer einzustufen, betonte Diakonie-Sozialvorstand Maria Loheide. »Wir als Gesellschaft tragen eine Verantwortung, wenn Menschen Schutz und Lebensperspektive bei uns suchen.«
Neben einer finanziellen Unterstützung durch notwendige Sozialleistungen sei es aber auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, roma- und sintifeindliches Denken in Medien und Politik zu verurteilen und den Betroffenen gegenüber Solidarität auszusprechen, betonte Loheide. »Dazu gehört auch, dass wir uns eingestehen, dass rassistische Haltungen und Denkmuster tief in unserem Denken und in den gesellschaftlichen Strukturen verwurzelt sind.«