Meinung

Willkommen in Katar

Martin Krauß Foto: Stefan Pramme

Wenn hierzulande von Fußball und Katar die Rede ist, dann mangelt es nicht an Kritik: Korrupt sei es bei der Vergabe der WM 2022 an den Wüstenstaat zugegangen, ist zu lesen. Zudem habe es dort im Sommer, wenn das Turnier stattfinden soll, 50 Grad Außentemperatur, was für Spieler und Fans nicht zumutbar sei. Und die Scheichs ließen für ihre Bauarbeiten Menschen unter Bedingungen schuften, für die die Bezeichnung Sklavenarbeit auch juristisch zutreffend sein dürfte.

hamas Erstaunlich ist, dass bei der gesamten Palette von Kritik an Katar ein Punkt fehlt: dass das Emirat zu den wichtigsten Finanziers der Hamas gehört, die die Menschen im Gazastreifen terrorisiert und Israel unablässig mit Raketen beschießt. Um sich ein Land wie Katar als WM-Gastgeber vorzustellen, muss man nicht einmal die unwahrscheinliche Wahrscheinlichkeit durchdeklinieren, ob Israels Nationalelf 2022 an der WM teilnehmen könnte.

Bekanntlich ist schon die Unversehrtheit homosexueller WM-Touristen nicht garantiert – sie sollten eben keinen Sex in der Zeit haben, hat FIFA-Präsident Blatter empfohlen. Da will man auch die Sicherheit jüdischer Spieler und Fans nur ungern von katarischen Offiziellen gewährleistet wissen.

Bestechung Warum ist das in der Fußballöffentlichkeit kein Thema? Der deutsche Sportjournalismus will sich wohl am Nahostkonflikt nicht die Finger verbrennen. Dabei lässt sich zur Rolle Katars im internationalen Fußball wesentlich mehr sagen als bloß die Hinweise auf Hitze und Bestechung. Die Scheichs von Katar haben verlautbaren lassen, dass sie zwei israelische Profiklubs fördern wollen. 4,5 Millionen Dollar fließen an die arabischen Vereine Maccabi Nazareth und Bnei Sakhnin – aktueller israelischer Zweitligist der eine, Erstligist und früherer Pokalsieger der andere.

Das Motiv der sehr widersprüchlichen Investitionen dürfte sein: Die Scheichs wollen sich – im Fall der Hamas wie auch in dem der von Palästinensern bejubelten Fußballklubs – Sympathie erkaufen. Politische Wutausbrüche sollen sich gefälligst nicht gegen die Scheichs, sondern gegen den Lieblingsfeind solcher Diktatoren richten – Israel.

Das mag man alles nicht so gern mit dem schönen Fußball in Verbindung bringen wollen, doch so viel Wahrheit muss sein: Katar ist ein undemokratisches Regime, das antisemitischen Terror finanziert und keine Weltmeisterschaft ausrichten darf.

Und, ach ja, mit Korruption haben es die Scheichs erstaunlicherweise auch.

Bundestag

Aydan Özoğuz kandidiert nicht mehr

Die SPD-Politikerin habe in der eigenen Fraktion nicht genug Rückhalt, um noch einmal Vizepräsidentin des Parlaments zu werden

 17.03.2025

Erfurt

Deutsch-Israelisches Jugendwerk lässt auf sich warten

Thüringen und Israel streben eine enge Partnerschaft auf wissenschaftlichem, kulturellem und wirtschaftlichem Gebiet an

 17.03.2025

Interview

»Wir wissen heute, wohin autoritärer Nationalismus führt«

»Vergangenheitsbewältigung« - diesen Begriff mag der Historiker Magnus Brechtken nicht so gern. Stattdessen bevorzugt er »Vergangenheitsaufarbeitung«. Denn, so sagt er, mit Geschichte müsse man sich immer wieder neu auseinandersetzen

von Joachim Heinz  17.03.2025

Pressefreiheit

»taz«-Journalist Nicholas Potter warnt vor »Intifada gegen die Presse«

Viele Medienschaffende hierzulande blieben Nahost-Versammlungen längst fern, weil die Lage für sie zu gefährlich geworden sei. Sie würden dort »beschimpft, angespuckt, getreten, geschlagen«

 17.03.2025

Washington D.C./Sanaa

USA setzen Angriffe gegen Huthi fort

Erst wenn die Huthi keine Schiffe mehr angreifen, wollen die USA ihre heftigen Angriffe einstellen. Doch die vom Iran unterstützte Terrororganisation lenkt nicht ein. Im Gegenteil

 17.03.2025

USA

Wer Jude ist, bestimmt nun er

Donald Trump wird immer mehr wie der berühmt-berüchtigte Wiener Bürgermeister Karl Lueger

von Michael Thaidigsmann  17.03.2025 Aktualisiert

Analyse

Die Umdeutler

Die AfD will die deutsche Geschichte verfälschen. Künftig kann sie ihr Ziel noch konsequenter verfolgen

von Sebastian Beer  16.03.2025

In eigener Sache

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

Ein Editorial von JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  16.03.2025 Aktualisiert

Berlin

Joschka Fischer nennt mögliche Verhaftung Netanjahus »absurd«

Der frühere Außenminister stimmt CDU-Chef Friedrich Merz zu: Der israelische Ministerpräsident müsse Deutschland unbehelligt besuchen können

von Imanuel Marcus  16.03.2025