Hans-Ulrich Dillmann

Wiedereinbürgerung: Ohne Pass und Würde

Hans-Ulrich Dillmann Foto: Marco Limberg

Im Deutschen Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger von 1933 tauchten die Namen jüdischer Deutscher gleich zu Tausenden auf. Es waren die Namen von Bürgern, denen mit Verweis auf § 2 des Gesetzes über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit vom 14. Juli 1933 (RGBl. I S. 480) ihre deutsche Nationalität abgesprochen wurde. Ein rechtskonformes Unrechtsgesetz.

Zwang Formuliert war es von denselben Juristen, die nach 1945 bei der Ausarbeitung eines Wiedereinbürgerungsgesetzes, das das Unrechtsgesetz wiederum »außer Kraft setzte«, Pate standen. Ausgebürgerte und damit staatenlose Juden und politisch Missliebige wurden gezwungen, beim Rechtsnachfolger des Terrorstaates die Rückgabe ihrer verlorenen Staatsbürgerschaft neu zu beantragen: ein unwürdiges Unterfangen für jemanden, der nicht freiwillig auf seine Staatszugehörigkeit verzichtet hat.

Auch heute noch! Zwar haben die zuständigen Stellen schon mehrmals zugesagt, das unwürdige Wiedereinbürgerungsverfahren zu vereinfachen. Nichts ist passiert. Nach wie vor gibt es unzählige bürokratische Fallstricke, Ausnahmebestimmungen und angebliche Verjährungsregelungen, mit denen es bisher gelungen ist, Nachkommen von ehemaligen deutschen Staatsbürgern daran zu hindern, den 32-seitigen burgunderroten Ausweis mit dem Staatsangehörigkeitseintrag »Deutsch« zu erhalten.

Damit muss Schluss sein. Merkel, Maas und Seehofer sollten sich bei den ihrer Staatsbürgerschaft Beraubten endlich förmlich und öffentlich entschuldigen und ihnen und ihren Nachfahren ohne jedes Wenn und Aber in Form von kleinlichen Ausführungsvorschriften unverzüglich ihr Menschenrecht gewähren, deutsche Staatsbürger wie Merkel, Maas und Seehofer zu sein. Wenn sie es überhaupt noch wollen.

dillmann@juedische-allgemeine.de

Brüssel

Früherer EJC-Chef Kantor von EU-Sanktionsliste gestrichen

Die Streichung des russisch-britischen Geschäftsmanns erfolgte offenbar auf Druck der ungarischen Regierung

 14.03.2025

New York

Im Trump Tower: Demo gegen Abschiebung eines Israelfeindes

Die USA wollen einen israelfeindlichen Aktivisten abschieben. Noch gab es kein Gerichtsverfahren, das Weiße Haus sieht sich im Recht. Jetzt gab es Protest – an einem symbolträchtigen Ort

 14.03.2025

Solidarität

»Wir haben Potter als einen mutigen Journalisten kennengelernt«

Der Journalist Nicholas Potter ist seit Wochen das Ziel einer Rufmordkampagne, initiiert von einem dubiosen Propaganda-Portal und befeuert von antiisraelischen Aktivisten. Jetzt äußert sich der Zentralrat der Juden

von Nils Kottmann  14.03.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Polizei verhindert möglichen Anschlag auf Synagoge Halle

Der Tatverdächtige soll bereits eine Waffe besorgt und im Internet mit seinem Plan geprahlt haben

 13.03.2025 Aktualisiert

USA

Wer Jude ist, bestimmt nun er

Donald Trump wird immer mehr wie der berühmt-berüchtigte Wiener Bürgermeister Karl Lueger

von Michael Thaidigsmann  13.03.2025

Israel

Bernard-Henri Lévy sagt aus Protest Teilnahme an Konferenz in Israel ab

Der Schritt des französischen Philosophen erfolgte aus Protest gegen die Einladung der zwei rechten französischen Politiker Jordan Bardella und Marion Maréchal

von Michael Thaidigsmann  13.03.2025

Bremen

»Die israelische Demokratie ist eine sehr viel vitalere als die deutsche«

Im Interview mit dem »Weser Kurier« spricht Michel Friedman über die Aufarbeitung der deutschen Geschichte, die AfD sowie die israelische Gesellschaft

 13.03.2025

Berlin

Joschka Fischer nennt mögliche Verhaftung Netanjahus »absurd«

Der frühere Außenminister stimmt CDU-Chef Friedrich Merz zu: Der israelische Ministerpräsident müsse Deutschland unbehelligt besuchen können

von Imanuel Marcus  13.03.2025

USA

Das Ende des Westens?

Donald Trump ist offenbar bereit, die Ukraine fallen zu lassen. Europa bleibt nun keine andere Wahl, als sich neu zu erfinden. Das birgt auch große Chancen

von Rabbiner Pinchas Goldschmidt  13.03.2025