Meinung

Wie sich Putin in die Gemeinde schleicht

Auch in der jüdischen Gemeinde in Deutschland wird über Wladimir Putin gestritten. Die Ukraine-Krise, einst Auslöser für Konflikte gerade unter russischsprachigen Zuwanderern, ist zwar mittlerweile Nebenschauplatz, doch die Frage »Wie hältst du’s mit dem russischen Präsidenten?« ist durch die Syrienkrise weiter virulent. In jüdischen Debatten hört man oft, dass Putin kein Antisemit sei, ja, dass er darüber hinaus überraschend gute Beziehungen zu Israel unterhält.

manipulation Das stiftet insofern Verwirrung, weil vor allem für ältere Juden oft genau diese beiden Punkte darüber entscheiden, ob ein Mensch gut oder schlecht ist. Diese Schwarz-Weiß-Sicht lässt sich historisch begründen: durch ihre Erfahrungen, sich als Juden in der Sowjetunion so bedeckt wie möglich halten zu müssen, um nicht ins Visier der anti-israelischen und zuweilen antisemitischen Machthaber zu geraten.

Doch rational, wie er ist, weiß Putin diese Gefühle zielsicher zu manipulieren. Neben dem russischen Chabad-Rabbiner Berel Lazar gehören seit Jahren auch bekannte jüdische Geschäftsleute zum engsten Zirkel um den Ex-KGB-Mann. Zudem verschafft er sich mit guten Beziehungen zu israelischen Politikern wie beispielsweise Ex-Außenminister Avigdor Lieberman Sympathie bei vielen russischsprachigen Juden – auch hierzulande.

muslime Autoritärer Führungsstil und Unterdrückung von Minderheiten hin oder her: Viele der jüdischen Zuwanderer freuen sich, dass es dieses Mal nicht »uns« an den Kragen geht. Dass Russland antisemitische Parteien wie Frankreichs Front National und Jobbik in Ungarn unterstützt – geschenkt. Stattdessen baut Putins Propaganda – die durch russische Medien deutschlandweit gestreut wird – auf Ressentiments, die zum Teil auch in der jüdischen Gemeinschaft hier gepflegt werden: die absurde Behauptung etwa, dass die nach Europa fliehenden Muslime alle per se antisemitisch seien.

Doch den jüdischen Putin-Fans ist nicht bewusst, dass Russland seine staatlichen Medien gezielt dafür einsetzt, »russische« Standpunkte in die Welt zu setzen, was in der Regel nichts anderes als gezielte Desinformation und Propaganda bedeutet. Sie unterschätzen zudem – und wären als Juden, die nicht mehr in der Region leben, auch nicht betroffen –, wie schnell das derzeit nicht-antisemitische Pendel in Russland in die andere Richtung schwingen kann, sollten sich die Interessen von Putins Regime ändern.

Der Autor ist ELES-Stipendiat und studiert derzeit in London und Tartu (Estland).

Spanien

Ministerpräsident annulliert Munitionsgeschäft mit Israel

Pedro Sánchez fährt seinem Innenminister in die Parade und untersagt auf Druck seines linken Koalitionspartners den Einkauf von Munition für die Polizeitruppe Guardia Civil

von Michael Thaidigsmann  24.04.2025

Syrien

Al-Scharaa: Friedensschluss mit Israel nicht ausgeschlossen

Einst kämpfte Ahmed al-Sharaa für islamistische Terrororganisationen. Einem US-Abgeordneten zufolge könnte der neue Staatschef nun in eine ganz andere Richtung gehen

 24.04.2025

Justiz

Teilerfolg Israels vor Internationalem Strafgerichtshof 

Das Weltstrafgericht erließ Haftbefehl gegen Israels Premier Netanjahu. Israel legte Einspruch ein, doch scheiterte - bis jetzt

 24.04.2025 Aktualisiert

Nachruf

Förderer des katholisch-jüdischen Dialogs, aber auch harter Kritiker Israels

Papst Franziskus ist am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben. Sein langjähriger Gesprächspartner, Rabbiner Jehoschua Ahrens, nimmt Abschied

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  24.04.2025 Aktualisiert

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  24.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  24.04.2025

Geschichte

Heftige Kontroverse: Russischer Botschafter will zu weiterer Gedenkveranstaltung

Die Teilnahme des russischen Botschafters am Weltkriegs-Gedenken auf den Seelower Höhen hat eine heftige Kontroverse ausgelöst. Jetzt will er zu einer weiteren Gedenkveranstaltung

von Michael Fischer  24.04.2025

Antisemitismus

»Das ist keine Meinungsfreiheit, was da stattfindet. Es ist Aufhetzungsfreiheit«

Israels Botschafter Ron Prosor warnte in seiner Rede in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen vor einem neuen Gesicht des Judenhasses

 24.04.2025

KZ-Gedenkstätte Auschwitz

»Triumph des Lichts für das jüdische Volk«

Beim »Marsch der Lebenden« sind diesmal außer Holocaust-Überlebenden auch ehemalige israelische Gaza-Geiseln dabei. Für Eli Scharabi ist es ein besonderer Moment

 24.04.2025