Seit Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs 2011 betreibt Israel eine klare Politik der Nichteinmischung. Statt sich in die blutigen Kämpfe zu begeben, legt Israel Wert auf bestimmte rote Linien. Erstens: keine Raketenlieferungen aus dem Iran an die libanesische Hisbollah; zweitens: keine Terroraktivitäten gegen Israel auf dem Golan; drittens: kein iranisches Militär in Syrien.
Seit 2013 gewährt Israel zudem humanitäre Hilfe. Über 5000 Syrer wurden seither in israelischen Krankenhäusern medizinisch versorgt. Viele Verletzte sind Gegner des syrischen Regimes, der Hisbollah und auch des IS. Es sind sunnitische Syrer, die sich oftmals mit der Freien Syrischen Armee identifizieren.
kämpfe Zwei Regionen haben diese Rebellen unter Kontrolle: einen Großteil des syrischen Golan und die Provinz Daraa nahe Jordanien. Gegen Daraa haben syrische Regierungstruppen, die Hisbollah und schiitische Milizionäre mit Luftunterstützung Russlands eine erbarmungslose Offensive begonnen.
Hunderttausende Syrer befinden sich – wieder einmal – auf der Flucht Richtung Jordanien und Israel. Die Grenze zu Jordanien, das schon Hunderttausende Syrer aufgenommen hat, ist vorerst geschlossen. Israel ist aus Sicherheitsgründen nicht bereit, seine Grenzen zu öffnen, um Flüchtlinge aufzunehmen. Aber Israel leistet humanitäre Hilfe: Verletzte werden versorgt, Lebensmittel inklusive Babynahrung, Medikamente, Kleidung et cetera werden geliefert.
angriff Es wird nicht die letzte Offensive des syrischen Regimes und seiner Verbündeten sein – und demzufolge nicht die letzte Flüchtlingskrise. Nach der »Operation Daraa« dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis es gegen den syrischen Golan geht.
Israel hat schon mehrmals erklärt, es werde nicht zulassen, dass die Hisbollah, gedeckt von syrischem und russischem Militär, eine zweite Front gegen Israel errichtet. Es ist möglich, dass sie das austesten will, aber dann käme es zu einer direkten militärischen Konfrontation.
Der Autor ist Direktor für Auswärtige Angelegenheiten in Israels Ministerium für Nachrichtendienste im Büro des Ministerpräsidenten.