Nach Antisemitismus-Vorwürfen des Sängers Gil Ofarim hat das betroffene Leipziger Hotel seine internen Untersuchungen abgeschlossen und will keine Maßnahmen gegen den beschuldigten Mitarbeiter ergreifen.
GUTACHTEN Spezialisierte Rechtsanwälte hätten das Geschehen in der Lobby rekonstruiert, teilte die Betreiberin des »The Westin Leipzig«, die Hotelgesellschaft Gerberstraße Betriebs GmbH, am Mittwoch mit. Ein 118 Seiten langes Gutachten komme »unter Berücksichtigung aller verfügbaren Beweismittel« zum Ergebnis, dass keine »objektivierbaren« Anhaltspunkte vorlägen, die straf- oder arbeitsrechtliche Schritte gegen den Mitarbeiter rechtfertigten.
Auf 118 Seiten fasste die Anwaltskanzlei demnach die Untersuchungen zusammen, für die sie Gäste, den beschuldigten Mitarbeiter, weitere Angestellte und Zeugen befragte. Zudem habe die Staatsanwaltschaft Akteneinsicht zu Vernehmungen von Zeugen übermittelt, die nur mit den Ermittlungsbehörden sprechen wollten. Ein spezialisierter Sachverständiger habe ein Gutachten zu Videoaufnahmen erstellt und diese auf etwaige Manipulationen untersucht.
ANFEINDUNGEN »Wir haben daher entschieden, dass entsprechende Maßnahmen gegen den Mitarbeiter nicht eingeleitet werden«, heißt es in einer Erklärung. Da der Mitarbeiter nach wie vor massiven Anfeindungen ausgesetzt sei, werde er »aus Fürsorgegesichtspunkten« zunächst seinen Aufgaben noch nicht wieder vollumfänglich nachkommen.
Weiter will sich das Hotel nicht zu den Vorwürfen äußern. Man habe gegenüber sämtlichen Mitarbeitern die arbeitsrechtliche Weisung erlassen, keine weiteren Erklärungen gegenüber Medien abzugeben.
Der Sänger Gil Ofarim hatte Anfang Oktober in einem Video geschildert, dass ihn ein Mitarbeiter von »The Westin Leipzig« aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen. Ofarim erstattete Anzeige.
ERMITTLUNGEN Der Staatsanwaltschaft Leipzig liegen mehrere Anzeigen zu dem Vorfall vor - auch von dem beschuldigten Hotelmitarbeiter wegen Verleumdung. »Unsere Ermittlungen sind von dem Ergebnis der Hoteluntersuchungen unberührt und dauern an«, sagte ein Sprecher am Mittwoch.
In den vergangenen Tagen hatte die Staatsanwaltschaft bereits mitgeteilt, dass sie mehrere Videos von Überwachungskameras im Hotel auswerte. Die Auswertung sei noch nicht abgeschlossen, daher könne man zum Inhalt keine Angaben machen, hieß es.
Hintergrund sind Medienberichte, wonach Überwachungsvideos möglicherweise Fragen zu dem von Ofarim geschilderten Hergang aufwerfen. Demnach soll die Kette mit dem Davidstern auf den Überwachungskameras des Hotels nicht deutlich sichtbar gewesen sein. Die Medien hatten sich auch auf Ermittlerkreise berufen.
Ofarim selbst hatte selbst immer wieder betont, dass er den Davidstern im Hotel getragen habe. »Ich habe meine Kette angehabt - wie immer. Ich trage sie auch in den sozialen Netzwerken oder bei Auftritten, deshalb wurde ich angefeindet«, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. dpa