Ob sie sich wohl selbst gewundert hat, wie sie zu der Ehre kam? Am Dienstag wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel von Barack Obama in Washington die Medal of Freedom verliehen, die Freiheitsmedaille des Präsidenten – als zweite Deutsche nach Ex-Kanzler Helmut Kohl. Zwar war Merkel mit großem Tross angereist und wurde auch mit allem Pomp empfangen.
Strategie Doch von einem gemeinsamen Freiheitspathos scheinen die deutsch-amerikanischen Beziehungen derzeit nicht geprägt zu sein. Auf die Umbrüche im Nahen Osten reagiert man auf beiden Seiten des Atlantik eher mit Ratlosigkeit. Washington zeigte sich zudem irritiert, dass Deutschland im UN-Sicherheitsrat die Libyen-Resolution nicht mittragen wollte. Wobei die USA es auch versäumt haben, sich im Vorfeld zumindest mit den NATO-Partnern um eine gemeinsame Strategie zu bemühen.
In anderen Bereichen regiert Merkel derzeit amerikanischer als der US-Präsident, sowohl in der Wirtschaftspolitik als auch – bisweilen – in der Außenpolitik: Während es Obama mit der Schaffung eines Palästinenserstaates anscheinend nicht schnell genug gehen kann, hat die Kanzlerin klargestellt, dass Deutschland einen solchen gegen den Willen Israels nicht anerkennen werde. Hoffentlich kann man die Verleihung der Freiheitsmedaille so werten, dass im September, wenn in der UN über einen Palästinenserstaat abgestimmt werden soll, das transatlantische Bündnis wieder steht – und die Freiheit Israels nicht opportunistischen geopolitischen Erwägungen geopfert wird.