Düsseldorf

Wenn der Krieg in Israel ins Klassenzimmer dringt

Pädagogen und Schüler müssen sensibilisiert werden, um sich gegen Antisemitismus einzusetzen. Foto: Getty Images/iStockphoto

Auch wenn das Thema nicht auf dem Stundenplan steht, wird der Nahost-Konflikt zum Schulbeginn nach den Herbstferien in Nordrhein-Westfalen eine große Rolle spielen. Am Montag kommen Kinder und Jugendliche erstmals nach den terroristischen Angriffen der Hamas in Israel an ihren Schulen wieder zusammen. Lehrkräfte müssen sich nach Einschätzung des nordrhein-westfälischen Schulministeriums auf das Thema einstellen.

Wenn Lehrerinnen und Lehrer mit antisemitischen Äußerungen konfrontiert werden, empfiehlt das Schulministerium, sofort mit klarer Sprache und gegebenenfalls angemessenen Strafen zu reagieren.

Entsprechende Tipps hierzu gibt etwa die Broschüre »Handreichung für Düsseldorfer Schulleitungen und Lehrkräfte - Was tun bei Antisemitismus an Schulen?«, die die Stadt Düsseldorf herausgegeben hat.

Lehrerinnen und Lehrer seien oft verzweifelt, weil sich Hass auf Jüdinnen und Juden in Schulen breit mache, sagt der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner. »Sie bitten darum, Zeitzeugen des Holocaust als Gesprächspartner zu vermitteln.«

Was als »Schocktherapie« für Jugendliche, die die Geschichte der Judenverfolgung im deutschen Nationalsozialismus nicht kennen, gedacht sei, könne heute aber kaum noch umgesetzt werden: »Diese Zeitzeugen gibt es nicht mehr.«

Judenhass breche sich im Internet auf vielen Plattformen Bahn, etwa auf Youtube oder Vimeo, heißt es in der Handreichung. Dort lernten Jugendliche die Codes, mit denen sie antisemitische Äußerungen in scheinbar unauffälligen Worten verstecken könnten.

So steckten hinter einem Thema wie »Machtdominanz an der New Yorker Börse« häufig die alten, längst widerlegten Behauptungen einer »jüdischen Weltverschwörung«. Ausdrücke wie die »weltweite zionistische Lobby« und ihre angeblichen »Machenschaften« bezögen sich auf dieses »uralte Bild« vom angeblichen jüdischen Einfluss, heißt es in der Broschüre weiter.

Lehrerinnen und Lehrer werden darin aufgefordert, aufmerksam zu sein, die Codes wahrzunehmen und sie sofort zu entlarven. Hier seien unmittelbare Reaktionen nötig: »Sie als Mensch haben auf jeglichen rassistischen Sprachgebrauch und auf antisemitische Äußerungen unmissverständlich und umgehend zu reagieren«, heißt es in der Broschüre.

Die Verletzungen, die Mitschülerinnen und Mitschüler, gewollt oder ungewollt, damit verursachten, könnten im schlimmsten Fall ein Leben lang weiter wirken. Schulen sollten daher auch das Strafrecht beachten. Da antisemitische Äußerungen, insbesondere die Leugnung des Holocaust Straftatbestände seien, sollten strafmündige Schüler oder Erwachsene, die an der Schule tätig seien, notfalls angezeigt werden:»Zeigen Sie Haltung! Machen Sie sich bewusst, dass Ihre Arbeit auf dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland fußt (›Die Würde des Menschen ist unantastbar‹)«.

Auf jüdische Schülerinnen und Schüler sollten Lehrkräfte besonders achten. In der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf ist für Anfragen die »Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit Beratung bei Rassismus und Antisemitismus« (Sabra) zuständig. Es gehe darum, menschenverachtende Positionen jeder Couleur zurückzuweisen und den Schülerinnen und Schülern, gegen die sie sich richten, Schutz zu bieten, sagt der pädagogische Mitarbeiter Florian Beer, der selbst Lehrer ist.

Beer möchte Lehrerinnen und Lehrern ermutigen, die sich überfordert fühlen könnten, wenn der Krieg in Israel ins Klassenzimmer dringt. Das Thema sei zwar für den Unterricht komplex, sagt er. »Aber es geht nicht darum, den Nahost-Konflikt im Klassenraum zu lösen, sondern einem Schwarz-Weiß-Denken entgegenzuwirken.«

USA

Hitlergruß: Nach Musk nun Bannon?

Steve Bannon, einst Chefideologe von Donald Trump, hat bei einer Rede vor rechten Aktivisten eine umstrittene Geste gezeigt

von Michael Thaidigsmann  21.02.2025

Berlin

»Welt«-Gruppe gedenkt der Bibas-Familie

»All jene, die in Deutschland den Islamismus verharmlosen oder relativieren, sollten in die Gesichter der Bibas Kinder sehen«, betont »Welt«-Chefredakteur Jan Philipp Burgard

 21.02.2025

Interview

Haben Sie genug für Israel und für Juden in Deutschland getan, Herr Bundeskanzler?

Olaf Scholz (SPD) über die deutsche Staatsräson, seine Grünen-Koalitionspartner und die Bilanz der Ampel-Regierung bei jüdischen Themen

von Mascha Malburg, Philipp Peyman Engel  21.02.2025

Katrin Richter

Demokratie statt Lethargie

Wer nicht wählt, muss mit dem leben, was dann dabei herauskommt

von Katrin Richter  21.02.2025

Berlinale

»Das verdient kein öffentliches Geld«

Der Berliner CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hat seine Karte für die Abschlussgala zerrissen – und will die Förderung für das Filmfestival streichen

von Ayala Goldmann  21.02.2025

Demoskopie

Abstimmung gegen Antisemitismus?

So wahlentscheidend sind jüdische Themen

von Michael Thaidigsmann  20.02.2025

Berlin

KZ-Gedenkstätten: Wählen gehen für die Demokratie

Rutscht die Gesellschaft weiter nach Rechts? Die Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten sieht die Bundestagswahl als Chance, diesen Trend zu stoppen

 20.02.2025

Igor Mitchnik

Europa muss sich hinter die Ukraine stellen

Trump denkt nicht transatlantisch, sondern transaktional

von Igor Mitchnik  20.02.2025

WHO

Polio-Impfkampagne im Gazastreifen geht weiter

Weil das Poliovirus wieder in Abwasserproben nachgewiesen wurde, sollen in Gaza erneut etliche Mädchen und Jungen gegen Kinderlähmung geimpft werden. Start der Kampagne ist bereits in wenigen Tagen.

 19.02.2025