Einspruch

Wem nützt Sterbehilfe?

Sollen Ärzte Patienten beim Suizid unterstützen dürfen? Aus jüdischer Sicht ist eine Legalisierung der medizinisch assistierten Selbsttötung, wie sie gegenwärtig diskutiert wird, strikt abzulehnen. Der Rabbiner, Arzt und Philosoph Maimonides definierte im 12. Jahrhundert den Suizid explizit innerhalb des in der Tora definierten Tötungsverbotes.

Dahinter steht das Grundprinzip, dass der Mensch gemäß der jüdischen Tradition seinen Körper als Leihgabe zu betrachten hat. Dieses Konzept steht im Gegensatz zum aktuellen Trend der säkularen Ethik, der Autonomie des Patienten einen immer größeren Stellenwert einzuräumen. Es ist aber ein Irrtum, anzunehmen, dass die Entscheidung, sich selbst umzubringen, nur das Individuum selbst betrifft – und nicht die ganze Gesellschaft.

leiden Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass vor allem alten und armen Menschen, die sich ohnehin am Rande der Gesellschaft befinden, am häufigsten das »Recht zu sterben« zugebilligt beziehungsweise nahegelegt wird. Der moralische Druck auf diejenigen, die trotz ihrer Leiden und trotz ihrer »kostenverursachenden Wirkung« weiterleben möchten, würde dann zweifelsohne steigen.

Wem würde durch eine Legalisierung des ärztlich assistierten Suizids geholfen? Dem leidenden Individuum, das unsere emotionale Unterstützung benötigt? Oder der Gesellschaft, welche die Probleme der stetig steigenden Gesundheitskosten und der limitierten Ressourcen zu lösen versucht und sich dabei »unbequemer« Patienten entledigen könnte?

Aus jüdischer Sicht dürfen fundamentale Prinzipien wie die Unantastbarkeit und Heiligkeit menschlichen Lebens sowie das biblische Verbot der Tötung und der Selbsttötung nicht aufgegeben werden. Unsere moderne Gesellschaft jedoch scheint sich auf den gefährlichen Weg zu begeben, grundlegende ethische Wertvorstellungen zu missachten.

Der Autor ist Kinderarzt und Medizinethiker in Basel.

Debatte

Darf man Israel kritisieren?

Eine Klarstellung von Rafael Seligmann

von Rafael Seligmann  21.11.2024

Medienberichte

Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck im Alter von 96 Jahren gestorben

In der rechtsextremen Szene wird sie bewundert

 21.11.2024

Washington D.C.

US-Senat gegen Blockade einiger Waffenlieferungen an Israel

Eine Gruppe von Demokraten scheitert mit ihrem Vorstoß

 21.11.2024

Fachtagung

»Kulturelle Intifada«

Seit dem 7. Oktober ist es für jüdische Künstler sehr schwierig geworden. Damit beschäftigte sich jetzt eine Tagung

von Leticia Witte  20.11.2024

Russlands Krieg in der Ukraine

1000 Tage Krieg

Die Ukraine hat gerade ein bitteres Jubiläum begangen - 1000 Tage Krieg. Wie leben die Menschen dort, begleitet von so viel Tod und Zerstörung? Streiflichter von einem einzelnen Tag geben einen kleinen Einblick

von Illia Novikov  20.11.2024

Berlin

Prozess gegen Teilnehmer israelfeindlicher Uni-Besetzung eingestellt

Die Aktion an der Humboldt Universität bleibt auch wegen der dort verbreiteten Pro-Terror-Propaganda in Erinnerung

 20.11.2024

Meinung

Jung, jüdisch, widerständig

Seit dem 7. Oktober 2023 müssen sich junge Jüdinnen und Juden gegen eine Welle des Antisemitismus verteidigen

von Joshua Schultheis  20.11.2024

USA

Trump nominiert Juden für das Handelsministerium

Howard Lutnick ist Chef des New Yorker Finanzunternehmens Cantor Fitzgerald

von Andrej Sokolow  20.11.2024

Wien

IAEA: Iran will Uran-Produktion beschränken

Dabei hat das Mullah-Regime seinen Uran-Vorrat zuvor massiv aufgestockt

 20.11.2024