Studie

Weltweit weniger Judenhass

Moshe Kantor Foto: Gregor Zielke

Weltweit wurden im Jahr 2013 weniger antisemitische Vorfälle, die polizeilich untersucht wurden, gemeldet. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die Universität Tel Aviv gemeinsam mit dem European Jewish Congress (EJC) am Sonntag in Tel Aviv vorgestellt hat.

Grund zur Beruhigung gäben die Zahlen aber nicht, wie Moshe Kantor, Präsident des EJC, ausführte. »In einigen Gegenden Europas können Juden sich nicht sicher fühlen.« Die Studie zeigt, dass fast die Hälfte der jüdischen Bevölkerung in Europa befürchtet, verbal oder physisch attackiert zu werden. 25 Prozent trauen sich nicht, sich öffentlich als Juden zu zeigen, aus Angst vor einem Angriff.

»Normales jüdisches Leben in Europa ist so lange nicht möglich, wie eine solch große Zahl von europäischen Juden gezwungen ist, in Angst und Unsicherheit zu leben«, sagte Kantor. Es müsse weiterhin Druck auf die europäischen Regierungen ausgeübt werden, damit sie sich diesem Problem zuwenden.

Frankreich Nach Angaben des Berichts wurden im Jahr 2013 weltweit 554 antisemitische Zwischenfälle gemeldet, im Jahr 2012 waren es noch 686. Die größte Zahl der Vorkommnisse in einem Land betrifft Frankreich: Hier wurden 116 Taten registriert. Auch in Großbritannien war mit 95 Fällen eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr mit 84 Vorkommnissen zu verzeichnen. Ähnliches gilt für Kanada mit 83 Fällen (gegenüber 74 im Jahr 2012).

Für Deutschland wurden 36 Fälle gemeldet – deutlich mehr als die 23 vom Vorjahr. Anstiege werden auch aus der Ukraine (23 gegenüber 15), Russland (15 gegenüber elf) und Ungarn (14 gegenüber zwölf) gemeldet.

Dina Porat, der für die Universität Tel Aviv die Studie erstellte, sagte bei der Veröffentlichung: »In weiten Teilen Europas sind Juden immer noch die am meisten verfolgte Minderheit.« Das gelte vor allem, wenn man sich den meist niedrigen prozentualen Anteil der Juden an der jeweiligen Bevölkerung vergegenwärtige. Zur französischen Gesellschaft gehörte nur ein Prozent Juden, jedoch seien 40 Prozent der als rassistisch geltenden Anschläge antisemitisch geprägt gewesen.

wiesenthal Auch das Simon Wiesenthal Center in Jerusalem stellte am Sonntag seinen Jahresbericht vor. Deutschland und die USA werden darin gelobt: Die Länder wendeten »alle erdenklichen Maßnahmen an, um mögliche Kriegsverbrecher der Nazizeit zu ermitteln«.

So seien auch »erhebliche Erfolge« erreicht worden. Von Bedeutung sei in dem Zusammenhang die Änderung der deutschen Rechtssprechung, die bei angeklagten mutmaßlichen NS-Verbrechern nicht mehr nach einem konkreten Tatnachweis verlange, sondern nun de facto jeden belangen könne, »der in einem Nazi-KZ oder in den Einsatzgruppen der SS gedient hat«.

80 Jahre Kriegsende

Als der Krieg vorbei war - Die Deutschen und der lange Schatten der NS-Herrschaft

Der 8. Mai 1945 war der Tag der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands. Der Krieg war für die Deutschen vorbei, aber das Erbe des Nationalsozialismus lastete weiter auf ihnen

von Jürgen Prause  22.04.2025

Berlin

Uni-Präsidentin: »Besetzung und Zerstörung war genau geplant«

Während der Pessach-Feiertage richteten israelfeindliche Aktivisten in der Humboldt Universität viel Zerstörung an

 22.04.2025

Meinung

Am Beispiel Israels den eigenen Weg finden

In Deutschland sollte ein Ableger der Gedenkstätte Yad Vashem entstehen, findet Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung

von Felix Klein  22.04.2025

Kommentar

Bezalel Smotrich, die Geiseln in Gaza und der moralische Teufelskreis

Zum Gesellschaftsvertrag in Israel gehört es, dass kein Soldat und kein Opfer von Terror zurückgelassen wird. Niemand! Niemals! Koste es, was es wolle. Was es bedeutet, dies nun in Frage zu stellen

von Daniel Neumann  22.04.2025

Gaza

Bericht: Hamas zu Machtübergabe bereit

Die Terroristen regieren den Küstenstreifen seit 2007 und überziehen Israel seither mit Terrorwellen und Kriegen

 22.04.2025

USA

Harvard wehrt sich mit Klage gegen Regierung

Die Elite-Uni Harvard lehnt es ab, sich weitreichenden Forderungen der Trump-Administration zu unterwerfen. Letztere wirft der Bildungsinstitution unzureichende Maßnahmen gegen Judenhass vor

 22.04.2025

Berlin

Prognose: Hälfte der Holocaust-Überlebenden 2031 nicht mehr am Leben

Der Bericht mache die Dringlichkeit der Bildungsarbeit zur Schoa deutlich, sagt der Präsident der Claims Conference, Gideon Taylor

 22.04.2025

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  21.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  21.04.2025