Der Weltkirchenrat hat den Vorwurf der Judenfeindschaft als »unbegründet« zurückgewiesen. »Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hat niemals antisemitische Positionen vertreten«, sagte Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Verbandes mit 350 Mitgliedkirchen, dem epd in Genf. Die evangelischen Neutestamentler Ekkehard und Wolfgang Stegemann hatten eine gemeinsame Erklärung des Kirchenrates im Nahen Osten und des ÖRK als Erneuerung der alten christlichen Judenfeindschaft verurteilt.
Tveit sagte, dass der Ökumenische Rat der Kirchen sich immer für die Existenz des Staates Israels innerhalb der international anerkannten Grenzen eingesetzt habe. »Da gibt es keinerlei Zweifel«, sagte der norwegische Lutheraner. »Aber wir bemühen uns, dass die Stimmen der Kirchen aus dem Nahen Osten gehört werden. Für sie ist eine Weiterarbeit am Thema ›Gerechter Frieden‹ unerlässlich.«
Kritik In diesem Zusammenhang sollte die Realität nicht geleugnet werden, unterstrich Tveit: »Wenn zum Beispiel Ost-Jerusalem okkupiert ist, muss es erlaubt sein, das auch zu sagen.« Tveit fügte hinzu, dass die Kritik an Israels Politik in den besetzten palästinensischen Gebieten legitim und notwendig sei. Der ÖRK setze sich für die Achtung der Menschenrechte der Palästinenser ein. Wenn Professoren wie die Brüder Stegemann die Kritiker der Regierung Israels als »Antisemiten« titulierten, betrieben sie ein gefährliches Spiel.
»Sie versuchen, konstruktive Kritik zu delegitimieren«, erklärte Tveit. Das aber schade Israel, weil eine sachliche Auseinandersetzung und die Arbeit für einen nachhaltigen Frieden für alle Völker in der Region erforderlich seien. Ekkehard und Wolfgang Stegemann hatten betont, dass die Abschlusserklärung eines Treffens von Kirchenvertretern Ende Mai in Beirut jegliche bisher bekannte antiisraelische und antisemitische Position des ÖRK überschreite. »Antisemitismus ist Sünde wider Gott und die Menschen«, schreiben die in Basel und Neuendettelsau tätigen Zwillingsbrüder.
Jerusalem In der gemeinsamen Erklärung des Kirchenrates im Nahen Osten und des ÖRK von Ende Mai wird Israel eine »Diskriminierungspolitik gegen Christen und Muslime« vorgeworfen. Jerusalem sei eine »besetzte Stadt«. Die Stellungnahme war Ergebnis von Beratungen von Kirchenvertretern aus der Region und Repräsentanten der Mitgliedskirchen des ÖRK. Thema war die Präsenz der Christen im Nahen Osten.
Ausdrücklich distanzierten sich der Kirchenrat im Nahen Osten und der ÖRK von sogenannten christlichen Zionisten, die sich für einen jüdischen Staat aus religiösen Motiven einsetzen. Damit ließen diese Gruppen sich als »politische Waffe gegen das palästinensische Volk« benutzen. Sie verzerrten die historische Verbindung zwischen Palästinensern und dem Heiligen Land und ermöglichten eine »Manipulation der öffentlichen Meinung durch zionistische Lobbys«. Ihre Positionen sollten dennoch genau analysiert und diskutiert werden, forderte Tveit. epd
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