Karlsruhe

Weltkirchenrat: Steinmeier redet Christen ins Gewissen - und warnt vor Judenhass

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zum Auftakt der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) Antisemitismus scharf verurteilt

 31.08.2022 18:09 Uhr

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht bei der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). Foto: picture alliance/dpa/dpa Pool

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zum Auftakt der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) Antisemitismus scharf verurteilt

 31.08.2022 18:09 Uhr

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zum Auftakt der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe Antisemitismus scharf verurteilt.

»Es zählt zu den großen aktuellen Aufgaben der christlichen Kirchen in aller Welt, dem Antisemitismus zu wehren«, sagte Steinmeier am Mittwoch vor Vertretern von rund 350 Kirchen aus mehr als 120 Ländern: »Wir müssen uns bewusst sein: Antisemitismus kann viele Formen annehmen. Doch immer bleibt er eine Hassideologie mit Vernichtungsgeschichte.

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Steinmeier erinnerte an den »unter Christen und durch Christen über Jahrhunderte angestifteten mörderischen Judenhass, in Deutschland, aber nicht nur hier«. Die Sicherheit der jüdischen Gemeinschaft, »in Deutschland, in Israel, in den Ländern der Welt«, gehöre zum Gebot aller Religionen.

»Niemals dürfen wir zulassen, dass die Religion, die den Menschen aufrichten, ermutigen und erhöhen soll, zu einem Instrument der Erniedrigung anderer, des Hasses und der Gewalt wird«, fügte Steinmeier hinzu.

Der Bundespräsident erinnerte daran, dass die deutschen Kirchen schon 1948 bei der ersten Versammlung des Weltkirchenrates in Amsterdam dabei sein konnten und als gleichberechtigte Mitglieder begrüßt wurden: »Nach dem Schrecken, den das Deutsche Reich über die Welt gebracht hat, nach dem Krieg, nach der planmäßigen Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden - nach all diesen unfassbaren Verbrechen war das keine Selbstverständlichkeit.«

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Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sagte der Bundespräsident: »Auf einen schlimmen, ja geradezu glaubensfeindlichen und blasphemischen Irrweg führen zurzeit die Führer der Russisch-Orthodoxen Kirche ihre Gläubigen und ihre ganze Kirche.«

Sie rechtfertigten »einen Angriffskrieg gegen die Ukraine - gegen ihre eigenen, gegen unsere eigenen Brüder und Schwestern im Glauben«. Die Russisch-Orthodoxe Kirchenführung habe sich mit den »Verbrechen des Krieges gegen die Ukraine gemein gemacht«, so Steinmeier.

Diese Propaganda müsse auf dem Ökumene-Gipfel in Karlsruhe auf Widerspruch stoßen. »Wie viele Frauen und Männer und auch Kinder in der Ukraine sind dieser Hetze, diesem Hass und dieser verbrecherischen Gewalt zum Opfer gefallen«, erklärte Steinmeier. Er begrüßte ausdrücklich die Delegationen der Kirchen aus der Ukraine. Er hoffe, »dass sie von diesem Treffen Stärkung und Unterstützung mitnehmen können in ihre leidgeprüften Kirchen und Gemeinden zu Hause«.

Erstmals in der über 70-jährigen Geschichte des Weltkirchenrates tagt dessen höchstes Gremium in Deutschland. An dem bis 8. September dauernden Ökumene-Gipfel nehmen etwa 4000 Gäste aus rund 120 Ländern teil. Der ÖRK vertritt weltweit über 580 Millionen Christen. Die katholische Kirche ist nicht Mitglied. epd

Lesen Sie mehr dazu in der kommenden Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen.

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