Michel Friedman tritt nach 43 Jahren Mitgliedschaft aus der CDU aus: Der Frankfurter Publizist gibt nach der umstrittenen Abstimmung über einen Entschließungsantrag von CDU/CSU im Bundestag sein CDU-Parteibuch zurück. In den 90er Jahren saß Friedman sogar im CDU-Bundesvorstand. Von 1984 bis 1997 war er CDU-Stadtverordneter in Frankfurt am Main.
Der 69-Jährige sagte dem Hessischen Rundfunk, es sei »eine katastrophale Zäsur für die Demokratie« und ein »unentschuldbares Machtspiel«, dass die Unionsfraktion gemeinsam mit der AfD einen Antrag zur Migrationspolitik beschlossen habe.
Damit habe CDU-Chef und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz die »Büchse der Pandora« geöffnet. Er nehme es Merz zwar ab, dass er nicht vorhabe, nach der Bundestagswahl mit der AfD zu koalieren. Aber Friedman kritisierte »die Naivität derjenigen, die bei der CDU uns erklären wollen, dass das alles ja nicht gewollt war, dass man deren Stimmen gar nicht haben wollte.« Das sei so »unterkomplex, dass man da gar nicht mehr hinhören kann«.
Friedmans Eltern standen auf der berühmten Listen des Judenretters Oskar Schindler und überlebten so den Holocaust. Am Donnerstag protestierten auch andere prominente Juden in Deutschland gegen die Abstimmung im Bundestag.
So schrieb die Auschwitz-Überlebende Eva Umlauf einen offenen Brief an Merz. Der Schoa-Überlebende Albrecht Weinberg (99) gab aus Protest sein Bundesverdienstkreuz zurück. Er sagte: »Es ist zu schwer geworden, es zu tragen, wenn man solche Nachrichten hat.« mth