Zentralrat

Wechsel an der Spitze

Dieter Graumann (l.) und Josef Schuster Foto: Christian Rudnik

An der Spitze des Zentralrats der Juden in Deutschland wird es vor Jahresende einen Wechsel geben. In einem Brief an das Zentralratsdirektorium hat Präsident Dieter Graumann bekannt gegeben, dass er bei der satzungsgemäß anstehenden Neuwahl am 30. November nicht noch einmal für das Amt des Präsidenten kandidieren wird.

»Diese Entscheidung ist mir wirklich sehr schwergefallen«, erklärte Graumann. »Die Aufgabe im Zentralrat war mir immer absolute Herzenssache, der ich mich stets mit großer Hingabe und Leidenschaft gestellt habe. Es ist aber auch ein Ehrenamt, das mir außergewöhnlich viel an Kraft und Zeit abgefordert hat – vor allem im Jahr 2014, als ich sechs Monate auch noch faktisch die laufende Geschäftsführung zu übernehmen hatte.«

Nach vier Jahren freue er sich daher, wieder mehr Zeit für seine Familie und sein Privatleben zu haben. »In den vergangenen Jahren haben wir einiges erreicht, und ich bin mir ganz sicher, dass der Zentralrat auch künftig in sehr guten Händen sein wird, alle Herausforderungen meistert und unsere jüdische Gemeinschaft in Deutschland eine gute und sichere Zukunft haben wird«, so Graumann weiter.

nachfolge Der Vizepräsident des Zentralrats, Josef Schuster, erklärte dazu: »Das Präsidium bedauert die Entscheidung von Dieter Graumann sehr. Wir alle hätten uns von Herzen gewünscht, dass er weiterhin als Präsident des Zentralrats seine erfolgreiche Arbeit fortgesetzt hätte. Dieter Graumann hat für den Zentralrat und die jüdische Gemeinschaft ganz Außerordentliches geleistet. Mit seiner Amtszeit sind neben der Verdoppelung der Staatsvertragsmittel herausragende Veranstaltungen des Zentralrats verbunden, die das Judentum hierzulande enorm gestärkt und inspiriert haben.«

Und Schuster ergänzte: »Dabei hatte er stets den Zusammenhalt der pluralen jüdischen Gemeinschaft im Sinn und im Herzen. Zudem hat er den Zentralrat ganz neu aufgestellt und positioniert und ihn damit zum jüdischen Kompetenzzentrum in Deutschland gemacht. Für seinen ganz außerordentlichen Einsatz und sein grenzenloses Engagement danken wir ihm von Herzen. Nach Gesprächen mit meinen Präsidiumskollegen habe ich mich entschlossen, am 30. November für das Amt des Präsidenten zu kandidieren.«

»Ich schätze Josef Schuster, der sich schon sein ganzes Leben lang für die jüdische Gemeinschaft eingesetzt hat und mit dem ich immer eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet habe, ganz besonders und freue mich über seine Kandidatur. Auf diese Weise würde die Kontinuität im Zentralrat gesichert, und ich gehe davon aus, dass dies breite Unterstützung finden wird«, sagte Graumann dazu.

ratsversammlung Am 30. November tagt in Frankfurt am Main die Ratsversammlung. Turnusgemäß wählen die Delegierten aus ihrer Mitte für die Dauer von vier Jahren drei Mitglieder in das Präsidium des Zentralrats. Das Direktorium wählt die weiteren sechs Mitglieder des Präsidiums. Anschließend findet im Präsidium die Wahl des Vorstands statt, bestehend aus dem Präsidenten und zwei Vizepräsidenten. ja

Berlin

Weltweiter Antisemitismus alarmiert Bundesbeauftragten Klein

Negative Stereotype über Juden sind einer Befragung zufolge weltweit so verbreitet wie nie

 15.01.2025

Würdigung

Argentiniens Präsident Milei erhält »jüdischen Nobelpreis«

Der ultraliberale Staatschef gilt als enger Verbündeter Israels und hat großes Interesse am Judentum. Das Preisgeld in Höhe von einer Million Dollar will er für den Kampf gegen Antisemitismus spenden

von Denis Düttmann  14.01.2025

Berlin

Vereinigung fordert Ausschluss der AfD bei Holocaust-Gedenken

Die demokratische Einladungspraxis, alle im Parlament vertretenen Parteien einzubeziehen, sei für die NS-Opfer und ihre Nachkommen und für viele demokratische Bürger nicht mehr tragbar

 14.01.2025

New York

46 Prozent aller Erwachsenen auf der Welt haben antisemitische Ansichten

Die Anti-Defamation League hat 58.000 Menschen in 103 Ländern befragt

 14.01.2025

NRW

NRW-Leitlinien für zeitgemäßes Bild des Judentums in der Schule

Mit Büchern gegen Antisemitismus: NRW-Bildungsministerin Feller hat zwölf Leitlinien für die Darstellung des Judentums in der Schule vorgestellt. Denn Bildungsmedien seien ein Schlüssel zur Vermittlung von Werten

von Raphael Schlimbach  14.01.2025

Faktencheck

Hitler war kein Kommunist

AfD-Chefin Weidel bezeichnet den nationalsozialistischen Diktator als »Kommunisten«. Diese These wird von wissenschaftlicher Seite abgelehnt

 14.01.2025

Berlin

Wegen Gaza-Krieg: Syrer beschädigt erneut Gebäude im Regierungsviertel

Erst das Innenministerium, dann der Amtssitz des Bundeskanzlers: Zweimal binnen weniger Tage fasst die Polizei in Berlin einen Mann, der wegen des Gaza-Kriegs wütet

 14.01.2025

Studie

Frauen und jüdischer Widerstand bei Schulnamen unterrepräsentiert

Welche Persönlichkeiten prägen die Namen deutscher Schulen? Eine Studie zeigt: Pädagogen spielen eine große Rolle. Frauen und Juden eher weniger

 14.01.2025

Debatte

»Zur freien Rede gehört auch, die Argumente zu hören, die man für falsch hält«

In einem Meinungsstück in der »Welt« machte Elon Musk Wahlwerbung für die AfD. Jetzt meldet sich der Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner zu Wort

von Anna Ringle  13.01.2025