Einspruch

Was von Lüneburg abhängt

Efraim Zuroff erklärt, wie wichtig eine Verurteilung im jüngsten Prozess gegen einen NS-Verbrecher ist

von Efraim Zuroff  20.04.2015 18:50 Uhr

Efraim Zuroff Foto: Marco Limberg

Efraim Zuroff erklärt, wie wichtig eine Verurteilung im jüngsten Prozess gegen einen NS-Verbrecher ist

von Efraim Zuroff  20.04.2015 18:50 Uhr

Der Prozess gegen den früheren SS-Mann Oskar Gröning, der in dieser Woche in Lüneburg eröffnet wurde, stellt ein Novum dar. Zum ersten Mal seit dem Urteil gegen John Demjanjuk, einen Wachmann des KZ Sobibor, 2011 in München, wird hier jemand genau deswegen angeklagt, weil er Dienst geleistet hat in einem NS-Todeslager oder in einer der Einsatzgruppen, die mehr als eine Million Juden in der Sowjetunion ermordet haben.

Beinahe 50 Jahre lang war es in Deutschland gängige juristische Praxis, die Anklagebehörde nachweisen zu lassen, dass ein Verdächtiger ein ganz konkretes Verbrechen gegen ein ganz konkretes Opfer begangen hatte. Das war oft sehr schwierig, meist war es unmöglich.

Zwei Aspekte sind es, die den Gröning-Prozess bislang einzigartig machen. Zum einen war Gröning offenbar, anders als Demjanjuk, nicht aktiv an körperlichen Misshandlungen und der Ermordung von Häftlingen in Auschwitz beteiligt. Über zwei Jahre lang diente er der SS als eine Art Buchhalter, trug das Geld und die Habseligkeiten, die den Häftlingen von den Nazis gestohlen wurden, in Listen ein.

schuld
Zum anderen ist die Tatsache hervorzuheben, dass Gröning, anders als die anderen NS-Täter, die in jüngster Vergangenheit vor Gericht standen, die schrecklichen Verbrechen, die in Auschwitz begangen wurden, bestätigt hat. Auch wenn er selbst jede persönliche Schuld bestreitet.

Der erste Punkt bedeutet, dass hier erstmals das, was im Demjanjuk-Verfahren als Präzedenzfall geschaffen wurde, für alle Personen, die in Vernichtungslagern dienten, Anwendung finden soll. Der zweite Aspekt könnte Einfluss auf das Strafmaß haben. Aus diesen Gründen ist nicht nur der Prozess selbst, sondern auch sein Abschluss mit einer Verurteilung von einer Bedeutung, die weit über Grönings individuelles Schicksal hinausweist. Wenn er nicht verurteilt würde, könnte das unsere große Hoffnung, die wenigen noch lebenden Täter der Schoa zu überführen, zunichtemachen.

Der Autor ist Direktor des Simon Wiesenthal Center in Jerusalem.

USA

Hitlergruß: Nach Musk nun Bannon?

Steve Bannon, einst Chefideologe von Donald Trump, hat bei einer Rede vor rechten Aktivisten eine umstrittene Geste gezeigt

von Michael Thaidigsmann  21.02.2025

Berlin

»Welt«-Gruppe gedenkt der Bibas-Familie

»All jene, die in Deutschland den Islamismus verharmlosen oder relativieren, sollten in die Gesichter der Bibas Kinder sehen«, betont »Welt«-Chefredakteur Jan Philipp Burgard

 21.02.2025

Interview

Haben Sie genug für Israel und für Juden in Deutschland getan, Herr Bundeskanzler?

Olaf Scholz (SPD) über die deutsche Staatsräson, seine Grünen-Koalitionspartner und die Bilanz der Ampel-Regierung bei jüdischen Themen

von Mascha Malburg, Philipp Peyman Engel  21.02.2025

Katrin Richter

Demokratie statt Lethargie

Wer nicht wählt, muss mit dem leben, was dann dabei herauskommt

von Katrin Richter  21.02.2025

Berlinale

»Das verdient kein öffentliches Geld«

Der Berliner CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hat seine Karte für die Abschlussgala zerrissen – und will die Förderung für das Filmfestival streichen

von Ayala Goldmann  21.02.2025

Demoskopie

Abstimmung gegen Antisemitismus?

So wahlentscheidend sind jüdische Themen

von Michael Thaidigsmann  20.02.2025

Berlin

KZ-Gedenkstätten: Wählen gehen für die Demokratie

Rutscht die Gesellschaft weiter nach Rechts? Die Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten sieht die Bundestagswahl als Chance, diesen Trend zu stoppen

 20.02.2025

Igor Mitchnik

Europa muss sich hinter die Ukraine stellen

Trump denkt nicht transatlantisch, sondern transaktional

von Igor Mitchnik  20.02.2025

WHO

Polio-Impfkampagne im Gazastreifen geht weiter

Weil das Poliovirus wieder in Abwasserproben nachgewiesen wurde, sollen in Gaza erneut etliche Mädchen und Jungen gegen Kinderlähmung geimpft werden. Start der Kampagne ist bereits in wenigen Tagen.

 19.02.2025