Für die »Bild«-Zeitung ist Josef Schuster ein »Gewinner der Woche«, das Boulevardblatt wünscht dem neuen Präsidenten des Zentralrats »viel Erfolg«. Beinahe alle Reaktionen auf die Wahl Schusters zum Nachfolger von Dieter Graumann betonen, dass Schusters Aufgabe nicht leicht ist. Was von einem Zentralratspräsidenten erwartet wird, formuliert der »Tagesspiegel« aus Berlin so: Er sei immer »ein jüdischer Watschenmann für die verdruckst philosemitische Berliner Republik«.
Wohl auch deswegen wünschte Bundespräsident Joachim Gauck Schuster »viel Erfolg und eine glückliche Hand«. Gauck nannte Schuster, der in Haifa geboren wurde und in Würzburg als Internist arbeitet, ein »Spiegelbild der Geschichte jüdischen Lebens in der Bundesrepublik Deutschland«.
Sowjetunion Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erinnerte daran, dass Schuster große Verdienste bei der Integration von Zuwanderern aus der früheren Sowjetunion hat. »Sicher wird er auch in neuer Funktion Impulse für eine gute Zukunft der wachsenden jüdischen Gemeinden in Deutschland geben«, teilte Merkel mit.
»Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit«, sagte Israels Botschafter in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman. Und auch von den zwei großen Kirchen wird der Wille zu einer weiteren guten Zusammenarbeit formuliert. »In Ihnen«, schrieb der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, an Schuster, »hat die jüdische Gemeinschaft in Deutschland einen Präsidenten, der sich schon seit vielen Jahren für ein in der Tradition verwurzeltes und gleichzeitig den Herausforderungen der Gegenwart zugewandtes Judentum einsetzt.«
antisemitismus Der neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, erklärte: »Wir begrüßen, dass der Zentralrat der wachsenden Angst und Resignation unter Juden in Deutschland entgegentritt und trotz der unerträglichen antisemitischen Proteste der vergangenen Monate für eine positive jüdische Zukunft in unserem Land wirbt.« Mit Schuster, Marx und Bedford-Strohm leben übrigens alle drei Repräsentanten großer Religionsgemeinschaften in Bayern.
CDU-Generalsekretär Peter Tauber sagte, von Schuster erhoffe sich die Partei, »ein Mahner für ein offenes, tolerantes Land zu sein«. Für die CSU gratulierte Generalsekretär Andreas Scheuer, der Zentralrat sei für die CSU ein »verlässlicher Partner im Einsatz gegen Geschichtsvergessenheit und gegen Antisemitismus«.
Der SPD-Vorsitzende und Vizekanzler Sigmar Gabriel erinnerte daran, dass es für die Mehrheitsgesellschaft eine wichtige Aufgabe bleibe, an die Schoa zu erinnern. »Bei all dem wird Ihre Stimme Gewicht haben, nicht nur hierzulande, sondern in Europa und weltweit«, so Gabriel an Schuster.
Simone Peter, Vorsitzende der Grünen, sagte, gemeinsam kämpfe man »für eine pluralistische und weltoffene Gesellschaft, in der Antisemitismus und Rechtsextremismus keinen Platz haben«.
Für die Linkspartei sagte deren Vorsitzende Katja Kipping, beim Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus und rechtspopulistische Parteien »ist der Zentralrat stets ein verlässlichen Partner«.
franke Die »Frankfurter Allgemeine« nennt Josef Schuster einen »klassischen deutschen Juden«, denn seine Familie lebe schon seit über 400 Jahren in Franken. Auch wenn Schuster für »ein frisches und fröhliches Judentum« stehe, so müsse er mit Krisen rechnen.
Die »Welt« erinnerte an den früheren Zentralratsvorsitzenden Heinz Galinski: Der sei zwar ein »Feuerkopf« gewesen, habe aber Menschen aufrütteln können. »Ein wenig mehr Galinski in dieser zuweilen abgestumpften Gesellschaft wäre gut«, so die »Welt«.
Der Historiker Michael Brenner prognostiziert in »Focus Online«: »Es ist anzunehmen, dass Josef Schuster Graumanns Weg der inneren Konsolidierung weitergehen wird. Schuster ist kein Selbstdarsteller und auch kein Berufsfunktionär.«
muslime Zuspruch hat Josef Schuster auch vom Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, erhalten. Er schrieb: »Ich hoffe, dass wir die gute Zusammenarbeit der vergangenen Jahre weiter fortsetzen können.« Schuster könne sicher sein, »dass bei der Bekämpfung von Antisemitismus und antimuslimischem Rassismus wir an Ihrer Seite stehen. Wir hoffen, dass Sie uns weiterhin mit Rat und Tat bei diesen Herausforderungen ebenso unterstützen.«
In einer ersten Stellungnahme nach seiner Wahl hatte Schuster die muslimischen Verbände in Deutschland kritisiert, Gespräche zur Bekämpfung des Antisemitismus hätten bislang keine »richtig guten Ergebnisse« gebracht. ja