»Es ist mir total schwergefallen«, sagt Marian Offman. Der Sozialstadtrat der Stadt München wechselt von der CSU zur SPD. Hintergrund ist, dass der 71-Jährige, der auch im Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern ist, von seinem CSU-Kreisverband nicht mehr nominiert wurde.
Vor anderthalb Wochen bekam er gerade einmal vier von 20 Stimmen. »Demütigend« nannte die »Süddeutsche Zeitung« (SZ) dies. 18 Jahre lang war er Stadtrat, mehr als 20 Jahre lang war er in der Partei und gab der Münchner CSU ein liberales und soziales Gesicht.
Krach mit der CSU war für Offman nichts Neues. Zunächst hatte ihn sein Kreisverband Bogenhausen/Berg-am-Laim nicht mehr aufgestellt. Den hatte er dann verlassen und war in den Verband Neuhausen-Nymphenburg eingetreten, der ihn nun auch nicht aufstellte. Nachdem er Bogenhausen verlassen hatte, sagte er der SZ: »Ich will mit denen nichts mehr zu tun haben, das ist ein Höchstmaß an Respektlosigkeit.«
ÜBERTRITT Am Montag gab Offman daher seinen Übertritt bekannt. Für die SPD ist es nicht nur wegen Offmans sozialpolitischer Erfahrung ein Zugewinn. Nun stellt sie auch wieder die stärkste Fraktion im Stadtrat. »Ich habe sehr mit mir gerungen«, sagte Offman vor der Presse und berichtete von den Details. Am frühen Montagnachmittag habe er den Münchner CSU-Vorsitzenden Ludwig Spaenle und den Fraktionsvorsitzenden Manuel Pretzl informiert.
»Es gab keinerlei Reaktion«, so Offman. Nicht mal eine Miene hätten sie verzogen. Die Münchner Zeitung »tz« zitiert Spaenle später mit dem Satz: »Wir nehmen das zur Kenntnis.« Und Pretzl sagte der SZ: »Die Entscheidung, die CSU zu verlassen, respektiere ich, sie stößt bei mir aber auch auf Unverständnis. Ich finde, dass man Parteien nicht wie ein Hemd wechseln sollte.« Sogar »stillos und persönlich enttäuschend« nennt Pretzl Offmans Schritt.
Offman genießt bis in die linke Szene
Münchens großen Respekt.
Münchens SPD-Fraktion votierte einstimmig für die Aufnahme ihres neuen Mitglieds. Münchens SPD-Vorsitzende Claudia Tausend sagte: »Ich kenne ihn ja schon aus unserer gemeinsamen Zeit im Stadtrat.« Er sei nie mit Positionen aufgefallen, »die nicht mit denen der SPD vereinbar wären«. Und SPD-Oberbürgermeister Dieter Reiter teilte in einer Erklärung mit: »Ich schätze Marian Offman als profunden Sozialpolitiker und freue mich, dass er meine Fraktion ab sofort verstärkt. Er ist ein Mahner und Vermittler und zeigt, was Zivilcourage heißt.«
RESPEKT Tatsächlich gilt Offman sogar bis in die linke Szene Münchens als seriöser und respektierter Ansprechpartner. Neben seinen sozialpolitischen Initiativen war er auch aktiv in der Bewegung »München ist bunt« gegen Antisemitismus und Rassismus, engagierte sich in der Diskussion um die Verlegung von Stolpersteinen und für das NS-Dokumentationszentrum.
Die SPD legt Wert darauf, Offman keine Zusagen über ein Amt als Stadtrat gemacht zu haben. »Er wird eine faire Chance wie jeder andere Bewerber bekommen, aber keine Zusagen«, sagt Claudia Tausend.