Berlin

»Völlig abscheuliche Vergleiche«

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: dpa

Aussagen sogenannter Querdenker sollten nach Worten des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, vom Verfassungsschutz geprüft werden.

Was manche Anhänger der »Querdenker« sagten, »geht einfach bei Weitem über das hinaus, was man auch in einer Demokratie mit freier Meinungsäußerung akzeptieren soll und akzeptieren muss«, sagte Schuster (Sonntag) im Bericht aus Berlin im Ersten. Es handele sich um nichts anderes als Volksverhetzung.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die Gleichsetzung von aktuellen Corona-Beschränkungen mit der Verfolgung von Juden und Andersdenkenden in der NS-Zeit auf »Querdenken«-Demonstrationen sorgen immer wieder für scharfe Kritik. Bei Anti-Corona-Protesten sind beispielsweise Menschen zu sehen, die nachgebildete Judensterne mit der Aufschrift »Ungeimpft« tragen. Auch antisemitische Verschwörungsmythen haben in der Pandemie Konjunktur.

»judenstern« Gegen solche Vorkommnisse könne man strafrechtlich vorgehen, sagte Schuster. »Wenn mit völlig falschen Tatsachen versucht wird, Vergleiche herzustellen, wenn man hergeht und einen sogenannten Judenstern sich ans Revers heftet, um damit zu demonstrieren«, dann seien das »völlig abscheuliche Vergleiche«, die keiner ernsthaften Überlegung und Nachforschung standhielten. Es gelte, die Werkzeuge der Justiz »auch tatsächlich ernsthaft anzuwenden«.

Schuster sagte, er halte Corona-Leugner für sehr gefährlich. Man müsse aber differenzieren. Es gebe Menschen, die aus ihrer Ansicht nach berechtigten Gründen, der Einschränkungen der Freiheitsrechte, auf die Straße gingen. »Das ist gelebte Demokratie«, so der Zentralratspräsident.

Zugleich hätten sich Gruppen angeschlossen, »die ihr Süppchen mitkochen wollen«. Er sehe dort »sehr viele Rechtsextreme, die meinen, hier ein Thema gefunden zu haben, in dem sie eigentlich gut meinende Menschen ködern können« für ihre Meinungen und ihr »demokratiefeindliches Verhalten«.

rechtsextremismus Zudem warnte Schuster davor, die jüngst beschlossenen 89 Maßnahmen gegen Rechtsextremismus und Rassismus nicht umzusetzen. Ein wenig sorge er sich, dass sie mit einer neuen Legislaturperiode »in irgendeiner Schublade des Deutschen Bundestages« verschwinden könnten.

Zivilgesellschaftliche Institutionen und auch der Zentralrat wollten sich aber dahinterklemmen, dies zu verhindern, betonte Schuster. »Wenn wir tatsächlich etwas gegen zunehmenden Rechtsextremismus, Antisemitismus, Rassismus tun wollen, dann gilt es, genau diese Vorschläge umzusetzen.«

Die Bundesregierung will mit Dutzenden Maßnahmen den Kampf gegen Rechtsextremismus und Rassismus stärken. Von 2021 bis 2024 sollen insgesamt mehr als eine Milliarde Euro in diesen Bereich fließen. Das hatte am Mittwoch der Kabinettsausschuss der Bundesregierung zum Thema beschlossen. Das Kabinett selbst soll jetzt darüber entscheiden. »Rechtsextremismus und Rassismus, Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit und alle anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit haben keinen Platz in Deutschland«, hieß es. kna

Baden-Württemberg

Nach antisemitischen Anfeindungen: Innenminister will Pfarrer schützen

Ein evangelischer Pastor in Langenau bei Ulm wird seit Monaten wegen seiner Kritik an den Hamas-Massakern angefeindet

 12.12.2024

Berlin

Was die Bundesregierung gegen Antisemitismus tun will

Mehr Beauftragte, mehr Programme - und trotzdem mehr Judenhass. Der neue Bericht der Bundesregierung zeigt Fortschritte und Lücken bei der Bekämpfung von Antisemitismus auf. Eine Bilanz der vergangenen vier Jahre

 12.12.2024

Leitartikel

Islamisten als Befreier?

Nach dem Sturz der blutigen Assad-Diktatur atmet die Welt auf. Was die Umwälzungen für den Nahen Osten bedeuten – und für Israels Sicherheit

von Peter R. Neumann  12.12.2024

Europa

Kniefall in Warschau - Söder gedenkt Polens Kriegsopfern

In Warschau legt Markus Söder einen Opferkranz nieder und kündigt polnische Hinweisschilder für Bayerns Gedenkstätten an. Im Gespräch mit dem Regierungschef geht es um einen aktuellen Krieg

 11.12.2024

Meinung

Syrien: Warum machen wir immer wieder den gleichen Fehler?

Der Westen sollte keinem Mann vertrauen, der bislang als Terrorist gesucht wurde

von Jacques Abramowicz  11.12.2024

Meinung

Es sollte uns beschämen, dass Juden in Deutschland sich nicht mehr sicher fühlen können

Ein Gastbeitrag von Adrian Grasse

von Adrian Grasse  11.12.2024

RIAS

Experten kritisieren Normalisierung antisemitischer Narrative

Sie sind überall verfügbar, im Internet und analog: Legenden, die gegen Juden und die Demokratie gerichtet sind. Das zeigt eine neue Studie - und nimmt speziell auch den Rechtsextremismus in den Blick

 11.12.2024

Bern

Schweiz verbietet Hamas

Ein neues Gesetz verbietet die Hamas, Tarn- und Nachfolgegruppierungen sowie Organisationen und Gruppierungen, die im Auftrag der Terrorgruppe handeln. Jüdische Organisationen begrüßen den Schritt

 11.12.2024

Restitution

Familie muss in der Nazizeit gekauftes Haus zurückgeben

85 Jahre lebt eine Familie in einem Haus in Brandenburg. Zuvor hatte es zwei jüdischen Frauen gehört, die schließlich von den Nazis ermordet wurden

 11.12.2024