Parteien

»Völkische Politiker«: Politologin warnt vor Rechtsextremen in der Regierung

Ursula Münch Foto: picture alliance / SvenSimon

Die Politologin Ursula Münch hält die AfD als Regierungspartei für eine große Gefahr für die Demokratie. »Wir sehen in Polen, was passiert, wenn völkisch denkende Politiker längere Zeit an der Macht sind«, sagte die Politikwissenschaftlerin und Direktorin der Politischen Akademie Tutzing.

Die Regierung habe Zugriff auf die Justiz, oder könne versuchen, die Medienfreiheit zu beschränken. »Da geht es um den Zugang zu politisch relevanten Schlüsselpositionen. Unsere Demokratie ist leider nicht so wehrhaft, wie wir denken.«

Politische Bildung, Migration, Staatsbürgerschaft - das alles sei nicht verfassungsfest und könne relativ leicht abgeändert werden, im Sinne einer völkischen Gesinnung. In einer Legislaturperiode könne man viel kaputtmachen, sagte Münch auf die Frage, wie lange es dauere, die Demokratie in Deutschland auszuhöhlen. »Bei zwei kann man die gemachten Änderungen nicht mehr so leicht wieder zurückdrehen.«

Verfassungsrechtliche Hürden

Von einem Verbotsverfahren gegen die AfD hält Münch hingegen wenig. Die verfassungsrechtlichen Hürden seien dafür zu hoch.
Völkisches Gedankengut lasse sich im Parteiprogramm nicht finden, das gehe über einzelne Personen in der AfD.

Vielmehr müssten die demokratisch legitimierten Parteien den Schulterschluss gegen die AfD suchen. »So schwierig eine Mehrfraktionen-Koalition auch wäre - sie wäre immer noch besser als die AfD an der Regierung«, betonte Münch.

Ein solcher Schulterschluss bedeute aber auch ein Dilemma. Denn dadurch würde die AfD in eine Opferrolle gedrängt und ihre Anhänger würden sich darin bestätigt fühlen, sich gegen das vermeintlich politische Establishment zu stellen, warnte Münch.

Neue Landtage

Außerdem: Wenn Parteien sich nur noch darauf einigen könnten, gegen die AfD zu sein, dann wären sie eigentlich nicht regierungsfähig. Die AfD-Wählerschaft kritisiere ja gerade, dass sich die übrigen Parteien nicht mehr voneinander unterschieden.

Im kommenden September wird in den ostdeutschen Bundesländern Brandenburg, Thüringen und Sachsen ein neuer Landtag gewählt. Laut RTL/n-tv-Trendbarometer liegt die AfD dort bei aktuell jeweils mehr als 30 Prozent und wäre damit in allen drei Landtagen stärkste Kraft.

Debatte

Darf man Israel kritisieren?

Eine Klarstellung von Rafael Seligmann

von Rafael Seligmann  21.11.2024

Medienberichte

Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck im Alter von 96 Jahren gestorben

In der rechtsextremen Szene wird sie bewundert

 21.11.2024

Washington D.C.

US-Senat gegen Blockade einiger Waffenlieferungen an Israel

Eine Gruppe von Demokraten scheitert mit ihrem Vorstoß

 21.11.2024

Fachtagung

»Kulturelle Intifada«

Seit dem 7. Oktober ist es für jüdische Künstler sehr schwierig geworden. Damit beschäftigte sich jetzt eine Tagung

von Leticia Witte  20.11.2024

Russlands Krieg in der Ukraine

1000 Tage Krieg

Die Ukraine hat gerade ein bitteres Jubiläum begangen - 1000 Tage Krieg. Wie leben die Menschen dort, begleitet von so viel Tod und Zerstörung? Streiflichter von einem einzelnen Tag geben einen kleinen Einblick

von Illia Novikov  20.11.2024

Berlin

Prozess gegen Teilnehmer israelfeindlicher Uni-Besetzung eingestellt

Die Aktion an der Humboldt Universität bleibt auch wegen der dort verbreiteten Pro-Terror-Propaganda in Erinnerung

 20.11.2024

Meinung

Jung, jüdisch, widerständig

Seit dem 7. Oktober 2023 müssen sich junge Jüdinnen und Juden gegen eine Welle des Antisemitismus verteidigen

von Joshua Schultheis  20.11.2024

USA

Trump nominiert Juden für das Handelsministerium

Howard Lutnick ist Chef des New Yorker Finanzunternehmens Cantor Fitzgerald

von Andrej Sokolow  20.11.2024

Wien

IAEA: Iran will Uran-Produktion beschränken

Dabei hat das Mullah-Regime seinen Uran-Vorrat zuvor massiv aufgestockt

 20.11.2024