Der Bonner Virologe Hendrik Streeck hat den Umgang mit Ungeimpften während der Corona-Pandemie mit dem Umgang mit Juden während der Pest verglichen.
Ungeimpfte seien zum Teil ausgegrenzt, diffamiert und diskreditiert worden. Man habe ihnen außerdem die Schuld an der Pandemie gegeben, sagte Streeck im Interview mit dem »Focus«.
»Da ist man mit einem Anteil der Bevölkerung, rund 20 Prozent, nicht gut umgegangen. Es wurden Schuldige gesucht, wie es bei der Pest mit den Juden gemacht wurde und bei HIV mit den Homosexuellen. Wir haben aus unserer Geschichte nicht gelernt. Der wahre Feind ist doch das Virus, nicht der Mensch«, sagt der Virologe, der von der Bonner CDU für die nächste Bundestagswahl als Direktkandidat nominiert wurde.
Während der Corona-Pandemie galt für Ungeimpfte zeitweise ein faktischer Lockdown. Wer nicht vollständig geimpft war, durfte nicht in Kinos, Restaurants oder Theater. Auch bei privaten Treffen gab es zeitlich begrenzte Einschränkungen: Im Winter 2021 durften sie sich nur mit Personen des eigenen Haushalts und höchstens zwei Personen eines anderen Haushalts treffen.
Zum Vergleich: Während der Pestjahre 1348-1351 wurden allein in Straßburg 2000 Juden bei einem Pogrom ermordet. Auch andernorts kam es zu Pogromen. Der jüdischen Bevölkerung wurde fälschlicherweise unterstellt, für die Pest verantwortlich zu sein. In Bern wurden deshalb 1348 Juden bei lebendigem Leib auf einem Scheiterhaufen verbrannt.
Maßnahmengegner verglichen sich mit Juden im Nationalsozialismus
Während der Pandemie verglichen sich auch einige Gegner der Corona-Maßnahmen mit verfolgten Juden. Allerdings nicht mit denen des Mittelalters, sondern mit denen während des Nationalsozialismus. Auf Demonstrationen gegen die Maßnahmen trugen Teilnehmer immer wieder »Judensterne«, wie sie Jüdinnen und Jüdinnen auf Befehl der Nazis ab 1941 in Deutschland tragen mussten. Zentralratspräsident Josef Schuster hatte das Verhalten der Maßnahmen-Gegner als skrupellos bezeichnet. ja