Nach den Schüssen auf die Synagoge in Bochum steht der Zentralrat der Juden in Deutschland mit der Jüdischen Gemeinde der Stadt in engem Kontakt. Zentralratsvizepräsident Abraham Lehrer sagte der Jüdischen Allgemeinen am Dienstag: »Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat volles Verständnis dafür und unterstützt ausdrücklich, dass die Jüdische Gemeinde Bochum eine Verstärkung ihrer baulichen Sicherheitsmaßnahmen fordert.«
Weiter sagte Lehrer: »Die Gemeindemitglieder wissen Bescheid. Aber bisher hat mir in meinen Gesprächen mit der Jüdischen Gemeinde Bochum noch niemand erzählt, dass die Stimmung gekippt ist.«
In der Nacht zu Montag hatte ein Unbekannter auf die Synagoge und das benachbarte Planetarium gezielt. Die Polizei stellte insgesamt vier kunststoffummantelte Metallkugeln sicher.
GESCHOSSE Das Motiv der Tat sei derzeit noch ungeklärt, erläuterte der Zentralratsvize: »Es gibt zwei Schüsse auf die Gemeinde, es gibt zwei Schüsse auf das benachbarte Planetarium. Die Geschosse bestehen aus Metallkernen, sechs bis sieben Millimeter im Durchmesser, mit Plastik ummantelt. Aufgrund der Tatsache, dass auf beide Gebäude geschossen wurde, kann man nicht eindeutig sagen, ob es ein antisemitischer Anschlag war. Aber wir können es auch keinesfalls ausschließen.«
Aus den vergangenen zwölf Monaten fielen ihm drei gewalttätige Angriffe auf jüdische Gemeinden in Deutschland ein, sagte Lehrer. »Ob man daraus schließen kann, dass es massiv zugenommen hat, da wäre ich vorsichtig. Aber für manche ist die Grenze zu einer Gewalttat offenbar leichter überschreitbar geworden als etwa noch vor fünf Jahren.«
Die Frage nach dem »Vorbildcharakter« anderer Angriffe, etwa dem Anschlag auf die Synagoge von Halle, sei »mit Sicherheit legitim. Und ich denke, dass solche Gewalttaten manche Menschen tatsächlich dazu verleiten können, auf die Synagoge oder das Planetarium zu schießen und ihrer ›Wut‹ freien Lauf zu lassen«, erklärte Abraham Lehrer. ag