Berlin

Verständigung und Zusammenwirken

Margaretha Hackermeier und Rabbiner Andreas Nachama bei der Übergabe der Buber-Rosenzweig-Medaille an Bundeskanzlerin Angela Merkel Foto: picture alliance/dpa/dpa Pool

Beim dritten Anlauf sollte es schließlich klappen. Nachdem die Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille 2020 an Bundeskanzlerin Angela Merkel zweimal aufgrund der Coronavirus-Pandemie abgesagt werden musste, konnte sie am Dienstagvormittag endlich stattfinden.

Auch der Rahmen, in dem die Auszeichnung erfolgen sollte, war deshalb wohl etwas bescheidener ausgefallen als ursprünglich von allen geplant. Denn zu der Zeremonie kamen mit Rabbiner Andreas Nachama und Margaretha Hackermeier nur einige Vertreter des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit sowie Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, der auch die Laudatio hielt, ins Bundeskanzleramt.

»Ich denke, in diesem Fall schmückt die Preisträgerin den Preis, nicht umgekehrt.«

Zentralratspräsident Josef Schuster

Der Tatsache, dass Merkel erst mit mehr als einem Jahr Verspätung und damit kurz vor Ende ihrer Kanzlerschaft die Buber-Rosenzweig-Medaille in Empfang nehmen konnte, ließe sich sogar etwas Positives abgewinnen, wie Schuster betonte. Schließlich könne man so ihre Verdienste um den christlich-jüdischen Dialog aus immerhin 16 Jahren würdigen, wobei die Solidarität mit Israel, das Eintreten für die Religionsfreiheit, aber vor allem der Einsatz der Bundeskanzlerin gegen den Antisemitismus sich wie ein roter Faden durch die gesamte Amtszeit ziehen würden.

Allein deshalb sei es für Schuster eine große Ehre, die Laudatio halten zu dürfen. »Vor allem aber möchte ich Ihnen, sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, herzlich zu dieser Auszeichnung gratulieren! Ich denke, in diesem Fall schmückt die Preisträgerin den Preis, nicht umgekehrt.«

VERSÖHNUNG »Mit dieser Auszeichnung würdigen wir das entschiedene Eintreten Angela Merkels gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in der Politik, Gesellschaft und auch Kultur«, sagte Rabbiner Andreas Nachama, Jüdischer Präsident des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.

»Jüdische Geschichte und Kultur waren und sind prägend für unser Land.«

Bundeskanzlerin Angela Merkel

»Mit großem Einsatz für Versöhnung und Toleranz hat sie dem Dialog der Kulturen und Religionen wichtige Anstöße gegeben«, würdigte Nachama die Bundeskanzlerin. Als Politikerin habe sie mit Entschlossenheit Position gegen Antisemitismus, Rassismus, Hass und Gewalt bezogen.

Merkel habe, so Nachama weiter, immer wieder die bleibende Verantwortung Deutschlands für die Verbrechen der Schoa betont. Im Anschluss überreichte Margaretha Hackermeier, Katholische Präsidentin des Koordinierungsrates, die Buber-Rosenzweig-Medaille an die Bundeskanzlerin.

ANSPORN Für Angela Merkel ist die Auszeichnung nicht irgendeine von vielen. »Ich empfinde sie als Ehre, aber vor allen Dingen in diesen Zeiten auch als Ansporn«, erklärte sie. »Ehre und Ansporn, weil die Buber-Rosenzweig-Medaille dafür steht, wie sehr Verständigung und das Zusammenwirken der Religionen unsere Gesellschaft bereichern.«

Die Medaille ist nach den jüdischen Philosophen Martin Buber und Franz Rosenzweig benannt und wird seit 1968 an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben, die sich um die Verständigung von Christen und Juden verdient gemacht haben. Aufgrund der zweifachen Verschiebung der Verleihung steht die Zeremonie nun im Zeichen des Festjahres »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«, was für Merkel eine besondere Bedeutung hat.

»Das ist alles andere als selbstverständlich, sondern gleicht nach dem von Deutschland im Nationalsozialismus begangenen Zivilisationsbruch der Schoa einem Wunder.« Die Ehrung mit der Buber-Rosenzweig-Medaille betrachtet die Kanzlerin als eine weitere Motivation, sich auch weiterhin für Werte wie Demokratie, Toleranz oder die Würde des einzelnen Menschen einzusetzen: »Der Mensch werde erst zum Menschen, wenn er als Person und nicht als Objekt wahrgenommen werde, sagte Martin Buber einmal. Damit dies gelingt, brauchen wir vor allem den Dialog. Einen Dialog, der auch immer wieder neue Horizonte eröffnet, der Begegnungen ermöglicht, der zum Erfahrungs- und Wissensaustausch ermutigt. Das ist genau das, was der Deutsche Koordinierungsrat immer wieder anstößt, einfordert und fördert«, so Merkel.

Aus diesem Grunde sei es wichtig, dass es Akteuren der Zivilgesellschaft wie dem Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit auch in Zukunft gelingen wird, möglichst viele Menschen vom Mittun und Dialog zu überzeugen.

Thüringen

Rechtsextreme AfD zerrt Stephan Kramer vor Untersuchungsausschuss

Der Partei ist der Verfassungsschutzchef ein Dorn im Auge, weil sie in Thüringen als gesichert rechtsextremistisch gilt

 11.03.2025

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  11.03.2025 Aktualisiert

Meinung

Die Gewalt in Syrien war absehbar

Während deutsche Nahost-Experten die islamistischen Machthaber in Damaskus noch als »gemäßigt« darstellten, häuften sich längst die Warnungen vor neuem Blutvergießen

von Ninve Ermagan  11.03.2025

Solidarität

»Wir haben Potter als einen mutigen Journalisten kennengelernt«

Der Journalist Nicholas Potter ist seit Wochen das Ziel einer Rufmordkampagne, initiiert von einem dubiosen Propaganda-Portal und befeuert von antiisraelischen Aktivisten. Jetzt äußert sich der Zentralrat der Juden

von Nils Kottmann  11.03.2025

Berlin

»Wir erwarten eine umfassende und zügige Aufklärung«

Seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 häufen sich Angriffe auf die Presse nicht nur bei Nahost-Demos. Die jüngsten Attacken gab es am Samstag in Kreuzberg. Betroffen waren zwei jüdische Journalisten und ein Gewerkschafter

 11.03.2025

Meinung

Warum wir über Antisemitismus unter Syrern sprechen müssen

Immer wieder fallen syrische Geflüchtete mit antisemitischer Gewalt auf, zuletzt am Wochenende in München. Um solche Taten künftig zu verhindern, braucht es eine rationale Analyse statt trotziger Reflexe

 11.03.2025

Generalstaatsanwaltschaft München

Ermittlungen gegen Syrer nach Ausschreitungen vor Synagoge

Die drei Männer bespuckten Fotos von Hamas-Geiseln. Einer von ihnen attackierte einen Wachmann und zückte ein Messer

 11.03.2025

Syrien

Menschenrechtler warnen vor Völkermord in Syrien

Hunderte, vielleicht Tausende Alawiten sollen in Syrien von Islamisten ermordet worden sein. Die Gesellschaft für bedrohte Völker befürchtet einen Genozid. Damaskus verspricht die »Rückkehr zur Normalität«

von Christoph Schmidt  10.03.2025

Antisemitismus

Rabbiner Pinchas Goldschmidt zu Vorfall in München: »Abschieben! Noch heute!«

Drei junge Syrer randalierten am Samstag vor dem jüdischen Gemeindezentrum - in ersten Reaktionen forderten Rabbiner harte Konsequenzen

 10.03.2025