NS-Zeit

»Verschwiegen, verdrängt und sogar gerechtfertigt«

An dem Gedenken in Berlin nahmen unter anderem Romani Rose, Frank-Walter Steinmeier und Mark Dainow, Vizepräsident des Zentralrats der Juden, teil. Foto: picture alliance/dpa

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Sinti und Roma um Vergebung für das in der NS-Zeit erlittene Unrecht gebeten. Die alten romafeindlichen Vorurteile hielten sich hartnäckig in vielen Teilen der Gesellschaft, erklärte er am Montag in Berlin am zehnten Jahrestag der Einweihung des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma. Die Minderheit würde weiterhin in Deutschland und Europa diskriminiert.

Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, sagte, das Denkmal sei der Beweis, dass seit der Gründung der Bundesrepublik 1949 ein gesellschaftlicher Wandel stattgefunden hat.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Dennoch müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass ein neuer Nationalismus und ein neues rassistisches Denken wieder um sich greifen.« Antiziganistische und antisemitische Hetze führten wieder dazu, dass Menschen sich in ihrer Existenz bedroht fühlten.

An dem Festakt am Jahrestag der Einweihung des Denkmals nahm unter anderem auch der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Mark Dainow, teil.

Der Holocaust-Überlebende Zoni Weisz sagte unter Hinweis auf den Erfolg von Populisten und Nationalisten weltweit, Parallelen zu den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts seien unübersehbar. »Wir müssen wachsam sein«, mahnte der niederländische Sinto. In vielen Ländern vor allem Osteuropas würden die Angehörigen der Minderheit als Bürger zweiter Klasse behandelt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Weisz kritisierte die geplanten Bauarbeiten für eine neue, unterirdisch verlaufende S-Bahn-Linie am Mahnmal. Es sei nicht hinnehmbar, dass die Ruhe am Denkmal durch den Lärm einer Großbaustelle gestört werde. Die einzige Lösung sei eine alternative Route, so der 85-Jährige. Der Zentralratsvorsitzende Rose signalisierte dagegen bereits Gesprächsbereitschaft über den vorliegenden veränderten Routenverlauf.

Das Mahnmal zwischen Brandenburger Tor und Reichstagsgebäude besteht aus einem Wasserbecken mit einer dreieckigen steinernen Stele, die an den schwarzen Winkel auf der Kleidung der in KZ inhaftierten Sinti und Roma erinnert. Dort liegt eine frische Blume. Wenn sie verwelkt, versinkt der Stein und wird mit einer neuen Blume wieder hochgefahren.

Auf dem Rand des Beckens ist das Gedicht »Auschwitz« von Santino Spinelli zu lesen: »Eingefallenes Gesicht/ erloschene Augen/ kalte Lippen/ Stille/ ein zerrissenes Herz/ ohne Atem/ ohne Worte/ keine Tränen.« Gläserne Tafeln informieren über den Massenmord an der Minderheit.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Mit dem Denkmal bekenne sich Deutschland zu seiner Verantwortung, die Erinnerung an den Völkermord wachzuhalten, sagte Steinmeier bei der Eröffnung einer neuen Freiluftausstellung am Denkmal. Dort wird mit Porträts an in der NS-Zeit verfolgten Mitglieder der Minderheit erinnert.

»Dieser Ort ist ein ständiger Auftrag an Politik und Gesellschaft, weil nie wieder geschehen darf, was damals geschehen ist«, sagte der Bundespräsident. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs seien die Verbrechen an Sinti und Roma lange Zeit »verschwiegen, verdrängt, verleugnet und sogar gerechtfertigt worden.«

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Meinung

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Berlin

Drei Jahre Haft für Mustafa A.

Der Prozess gegen den Angreifer von Lahav Shapira ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten ging von einem antisemitischen Motiv aus und sprach den Täter der gefährlichen Körperverletzung schuldig

 17.04.2025

Berlin

100 Strafverfahren nach Besetzung der Humboldt-Universität

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Volksverhetzung. Während der Besetzung sollen Aktivisten mutmaßlich Urin aus einem Fenster geschüttet haben

 17.04.2025

Analyse

Kleinster gemeinsamer Nenner

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht kaum Konkretes über Israel und den Kampf gegen Antisemitismus

von Michael Thaidigsmann  17.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Sebnitz

»Keine Hakennasen«: Jobanzeige eines Dachdeckers sorgt für Empörung

Die Stadtverwaltung der sächsischen Kreisstadt hat gegen den Urheber einer Anzeige im Amtsblatt Strafantrag gestellt

 17.04.2025 Aktualisiert