Nach Frankfurt am Main will nun auch München ein Konzert des Musikers Roger Waters absagen. Der Grund: der latente Judenhass des Musikers, den er sowohl in seinen Konzerten als auch außerhalb verbreitet.
Die Entscheidung soll nun jedoch erst am 22. März fallen. Dies sagte der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat, Dominik Krause, im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen.
»Für uns ist der Sachverhalt klar. Wir wollen Roger Waters keine Bühne bieten in München.«
Stadtrat Dominik Krause (GRüne)
Der Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft des Münchner Stadtrates beschäftigte sich heute mit dem Antrag Nr. 20-26 / A 03673 des CSU-Mitgliedes Manuel Pretzl vom 28. Februar. Darin heißt es, Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) solle die Olympiapark GmbH anweisen, die Absage des Konzertes umzusetzen. Am 21. Mai ist das dortige Waters-Konzert in der Olympiahalle vorgesehen.
Klärung Die Grünen, die SPD, die Rosa Liste und Volt, die eine Absage ebenfalls unterstützen, verlangten jedoch zuvor eine Klärung rechtlicher Fragen. Daher soll nun erst am 22. März in der Vollversammlung des Stadtrates eine Entscheidung fallen.
»Für uns ist der Sachverhalt klar. Wir wollen Roger Waters keine Bühne bieten, in München«, erklärte Dominik Krause gegenüber dieser Zeitung. Er erwähnte jedoch ein unlängst gefälltes Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, das Probleme verursache. Denn es untersage der Kommune, bei der Vergabe städtischer Räumlichkeiten Einschnitte in Kauf zu nehmen, nur wegen der Position derer, die diese Mieten wollten.
»Als Kommune haben wir damit überhaupt keine Möglichkeit mehr, Räumlichkeiten nicht zur Verfügung zu stellen«. Nur eine Änderung der Bayerischen Gemeindeordnung könne helfen, so Krause. Unklar sei derzeit, ob der Freistaat Bayern die Änderungen vornehmen wolle.
Schadensersatz Sollte das Münchner Konzert abgesagt werden, wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe geben.
Waters ist eines der lautesten Sprachrohre der antisemitischen BDS-Bewegung. Er versucht Künstlerkollegen, die Auftritte in Israel planen, davon abzubringen. Während einige Bands darauf eingehen, lassen sich andere nicht in ihre Absichten hineinreden und kontern Waters‹ Intervention. Auch fordert das frühere Pink Floyd-Mitglied einen allumfassenden Boykott des jüdischen Staates.
Als höchstproblematisch wird auch die Tatsache angesehen, dass Roger Waters seinen Antisemitismus an sein enorm großes Publikum weitergibt. Neben antisemitischen Aussagen wurde der Rocker in jüngster Zeit auch für Kommentare kritisiert, in denen er die USA und die NATO für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verantwortlich machte. Zudem relativierte Waters mehrmals den Holocaust, indem er die Politik der israelischen Regierung mit der Judenverfolgung in der Schoa gleichsetzte.
Linker Judenhass Auch der Botschafter Israels in der Bundesrepublik, Ron Prosor, hatte eine Streichung der Waters-Auftritte in Deutschland gefordert und vor Judenhass von Links in der Kulturszene gewarnt.
Im Vorfeld der heutigen Sitzung des Ausschusses für Arbeit und Wirtschaft hatte Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, den Fall kommentiert: »Dass Roger Waters‹ Hass in München keine Bühne bekommen darf, ist für mich eine Frage der demokratischen Selbstachtung«, twitterte sie.
Die Waters-Konzerte in Hamburg am 7. Mai, in Köln am 9. Mai sowie die beiden Berliner Konzerte am 17. und 18. Mai stehen ebenfalls weiterhin auf dem Plan. In Berlin gibt es praktisch keine Handhabe gegen die Auftritte, denn die Mercedes-Benz-Arena ist in privater Hand, während die Veranstaltungsorte in München und Frankfurt von staatlichen und städtischen Unternehmen kontrolliert werden.
Festhalle In der hessischen Bankenmetropole hatte die Jüdische Gemeinde eine Absage des dortigen Konzertes verlangt. Politiker diverser Parteien schlossen sich der Forderung an. Schließlich wurde die Messe von ihren Gesellschaftern, nämlich der Stadt Frankfurt und dem Bundesland Hessen, angewiesen, das ursprünglich für die Festhalle vorgesehene Konzert zu streichen.
Diese Absage wurde von vielen Seiten begrüßt, von anderen aber kritisiert. In einer Online-Petition, die von Prominenten wie Brian Eno, Peter Gabriel, Susan Sarandon, Eric Clapton, Nick Mason und Julie Christie unterzeichnet wurde, hieß es, die Absage in Frankfurt sei mit dem Ziel erfolgt, Roger Waters »zu diskreditieren und mundtot zu machen«. In der Petition wurden die üblichen, haltlosen Vorwürfe gegen Israel erhoben, von »Apartheid-Staat« bis hin zu einer »illegalen Politik«.
Der Begriff Apartheid stand für die rassistische Politik Südafrikas von 1948 bis in die frühen 1990er-Jahre hinein. Die dortige Schwarze Mehrheit wurde unterdrückt, ausgeschlossen, diskriminiert, ausgebeutet und in Haft genommen. Auch wurden viele Schwarze Südafrikaner ermordet.
In Israel bilden Araber die größte Minderheit. Ihre Vertreter sind Teil der Gesellschaft, sitzen in der Knesset, üben alle Berufe aus und sind selbst als Richter und Kommandeure der Streitkräfte tätig. Dennoch wird der Vorwurf regelmäßig von antisemitischen Organisationen und Individuen wiederholt, um den einzigen jüdischen Staat auf der Welt zu diskreditieren.