Berlin

Verfassungsschutz sieht hohes Gewaltpotenzial gegen Juden

Proteste an der Berliner Humboldt-Universität Foto: picture alliance / REUTERS

Die Corona-Pandemie sowie der Hamas-Überfall auf Israel und die israelische Offensive gegen den palästinensischen Terror in Gaza haben nach Einschätzung des Verfassungsschutzes in den vergangenen Jahren zu einer verstärkten Sichtbarkeit von Antisemitismus in Deutschland geführt.

»Mit Ausbruch des Gaza-Kriegs und den damit verbundenen Demonstrationen war auffallend, dass sich sonst im Hinblick auf Antisemitismus eher zurückhaltende Extremisten nun weitaus offener antisemitisch äußerten«, teilte das Bundesamt für Verfassungsschutz am Montag mit.

»Extremisten aller Art instrumentalisieren den Krieg in Nahost und nutzen den Antisemitismus für ihre Agenda«, stellt der Nachrichtendienst in seinem neuen Lagebild zum Antisemitismus für die Jahre 2022 und 2023 fest.

Über ideologische Grenzen hinweg

Der Antisemitismus sei häufig ein verbindendes Element, »auch in Mischszenen und über ideologische Grenzen hinweg«. Auffallend sei gewesen, dass vor dem Hintergrund der Pandemie verbreitete »antisemitisch grundierte Verschwörungserzählungen« nicht nur bei Extremisten Widerhall gefunden hätten.

Die linksextremistische Szene zeigt sich laut Verfassungsschutz in Bezug auf Antisemitismus weiterhin gespalten. Es könne festgestellt werden, »dass die Konfliktlinien zwischen dem propalästinensischen und dem proisraelischen Lager fortbestehen«, heißt es in dem Lagebild. Außerdem stellt das Bundesamt fest: »Die größte antisemitische Bedrohung in Deutschland ist die Verschränkung von Rechtsextremismus und Antisemitismus.«

Auswirkungen auf die Sicherheitslage

Die Leugnung des Existenzrechts Israels und der Antisemitismus bildeten trotz ideologischer Gegensätzlichkeit etwa des Terrornetzwerks Islamischer Staat (IS) und seiner Ableger gegenüber der aus der Muslimbruderschaft entstandenen Hamas einen »gemeinsamen Bezugsrahmen, der sich unmittelbar auch auf die Sicherheitslage in Europa und in Deutschland auswirkt«.

Auch in der deutschsprachigen dschihadistischen Szene seien Aufrufe von IS und Al-Kaida zu Gewalt zu verzeichnen. Das Gefahrenpotenzial für mögliche Terroranschläge gegen jüdische und israelische Personen und Einrichtungen sowie gegen »den Westen« insgesamt sei in der Folge deutlich angestiegen.

»Jede Propaganda für den Hamas-Terror ist eine Straftat«, betonte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang verwies auf den von den Polizeibehörden dokumentierten Anstieg der Zahl antisemitischer Straf- und Gewalttaten in Deutschland in den vergangenen Monaten. Er sagte: »Die Zahlen sollten uns alle beunruhigen.«

Interview

»Ich stehe zur Verfügung«

Felix Klein über seine künftigen Vorhaben, Erfolge und Misserfolge im Kampf gegen Judenhass sowie die umstrittene Antisemitismus-Konferenz in Jerusalem

von Nils Kottmann  18.03.2025

Meinung

Jürgen Trittin verharmlost den NS-Terror

Der Ex-Bundesumweltminister stellt Donald Trump auf eine Stufe mit den Nazis. Das ist völlig daneben

von Michael Thaidigsmann  18.03.2025

New York

Annalena Baerbock soll Präsidentin der UN-Generalversammlung werden

Nach der Bundestagswahl hatte Außenministerin Annalena Baerbock erklärt, sie wolle einen Gang zurückschalten. Nun ist klar: Die Grünen-Politikerin will auf einen Posten nach New York wechseln

 18.03.2025

Oberschleißheim/München

NS-Raubgut? »Wissenschafts-Krimi« um altes Militärflugzeug

Deutsche und niederländische Forscher untersuchen ein verdächtiges Militärflugzeug aus der Flugwerft Schleißheim. Ist es Nazi-Raubgut? Oder ein Geschenk für einen Kriegsverbrecher?

von Britta Schultejans  18.03.2025

USA

US-Regierung verteidigt Festnahme von Hamas-Unterstützer

Amerikanischen Medien zufolge sitzt der israelfeindliche Aktivist Machmud Chalil weiterhin ohne offizielle Anklage in Haft

 18.03.2025

Washington D.C./Paris

Trump-Sprecherin: Freiheitsstatue bleibt in den USA

Der französische Politiker Raphaël Glucksmann hatte die USA mehr oder weniger ernsthaft aufgefordert, die Freiheitsstatue zurückgeben

 18.03.2025

Jerusalem

Wegen Operation »Kraft und Schwert«: Ben Gvir wird wieder Teil der Regierung

Auch die anderen Minister der Partei Otzma Yehudit nehmen ihre Arbeit in der Koalition wieder auf

 18.03.2025

Washington D.C./Teheran

Trump droht Iran wegen Huthi

Das US-Militär greift seit dem Wochenende erneut Ziele der Terroristen im Jemen an. Die Wut des US-Präsidenten richtet sich auch gegen den Iran. Dessen Führung droht mit Gegenmaßnahmen

 18.03.2025

Buenos Aires

Gedenken an Anschlag auf israelische Botschaft

Vor 33 Jahren steuerte ein Selbstmordattentäter ein mit Sprengstoff beladenes Auto in die diplomatische Vertretung, 29 Menschen kamen ums Leben. Hinter dem Anschlag soll die Hisbollah gesteckt haben

 18.03.2025