US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat bei einem Treffen mit seinem israelischen Kollegen Joav Gallant auf eine Verbesserung der humanitären Lage im Gazastreifen gedrungen. »Die Zahl der zivilen Opfer im Gazastreifen ist heute viel zu hoch, und die humanitäre Hilfe ist viel zu gering«, sagte Austin am Dienstag bei der Begrüßung Gallants laut Redeprotokoll.
Deshalb wolle er mit seinem Kollegen darüber sprechen, wie sich die Not dort lindern lasse. Gleichzeitig machte Austin mit Blick auf das Massaker der islamistischen Hamas-Terroristen in Israel am 7. Oktober deutlich: »Kein Land sollte einen solchen Terror ertragen, und kein Land würde eine solche Gefahr tolerieren.« Ziel der US-Regierung sei es, die Region sicherer zu machen. Gallant betonte, dass die Zerstörung der Hamas und die Befreiung der Geiseln die Ziele Israels seien.
In dem gemeinsamen Gespräch habe Austin betont, dass die USA und Israel eine »moralische Verpflichtung« dazu hätten, die Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu schützen, teilte das Pentagon nach dem Treffen mit. Es gebe auch ein »strategisches Interesse« daran. Austin habe Gallant aufgefordert, die Zugangsmöglichkeiten für humanitäre Hilfe zu erweitern und die Verteilungsprobleme innerhalb des Gazastreifens anzugehen.
Gallant erklärte nach der Unterredung, er danke seinem Freund Austin »für eine wichtige Diskussion über Operationen, die erforderlich seien, um die Fähigkeit der Hamas zu beenden, Gaza zu regieren und Terror zu verbreiten.« Auch über »die Bemühungen zur Befreiung der Geiseln und zur Schaffung von Stabilität in der Region im Angesicht von Bedrohungen an mehreren Fronten« sei gesprochen worden.
Regionale Akteure
Der US-Verteidigungsminister habe außerdem deutlich gemacht, »dass die Vereinigten Staaten weiterhin bestrebt sind, alle regionalen Akteure davon abzuhalten, den Konflikt über den Gazastreifen hinaus auszunutzen oder auszuweiten«.
Die US-Regierung hatte Israel zuletzt mehrfach deutlich vor einer großangelegten Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Süden des abgeriegelten Gazastreifens gewarnt. US-Präsident Joe Biden hatte sogar explizit eingefordert, dass die israelische Führung eine Delegation nach Washington schickt, um über die Bedenken gegen eine Rafah-Offensive zu beraten - und um Israel mögliche Alternativen zu erläutern.
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu sagte den Besuch seiner Entsandten jedoch am Montag in letzter Minute ab, nachdem der UN-Sicherheitsrat mithilfe der USA eine Resolution verabschiedet hatte, die den internationalen Druck auf Israel erhöht. Sein Minister war zu diesem Zeitpunkt bereits unabhängig von der Delegationsreise in Washington.
Erforderliche militärische Handlungen
Gallant kam auch mit dem amerikanischen Außenminister Antony Blinken zusammen. Später erklärte der israelische Verteidigungsminister, wie Fortsetzung der erforderlichen militärischen Handlungen zur Zerschlagung der Hamas sei diskutiert worden.
»Ich habe gegenüber Minister Blinken klargemacht, dass wir den Kampf in Gaza nicht beenden werden, bevor wir alle Verschleppten nach Hause bringen«, schrieb Gallant in sozialen Medien. »Ich habe betont, dass nur eine klare Entscheidung den Krieg zu Ende bringen kann.«