Seit Tagen müssen die Menschen in den südlichen Städten, Kibbuzim und Dörfern permanent auf dem Sprung sein. Jederzeit bereit, binnen Sekunden in den nächsten Bunker zu hasten. Wieder und wieder schlagen Grad- und Kassamraketen aus dem Gazastreifen in der Negevwüste, Beer Sheva, Aschkelon und inzwischen sogar in Aschdod ein und versetzen die Israelis in Angst und Schrecken. Ein Mann wurde von einem Geschoss verletzt, mehrere mussten wegen Schock behandelt werden. Am Freitag blieben 150.000 Kinder und Jugendliche zu Hause. Schulen und Kindergärten in verschiedenen Orten wurden aus Furcht vor weiteren Angriffen gar nicht erst geöffnet. »Zu gefährlich«, befanden die Bürgermeister der verschiedenen Gemeinden. Derweil reagiert die israelische Armee mit Luftangriffen auf den Gazastreifen.
Ohne Unterlass Palästinensische Extremisten feuerten am Donnerstag mehrere Raketen gen Israel, eine landete in der Ortschaft Yavne, lediglich 25 Kilometer von Tel Aviv gelegen. Das ist die größte Entfernung, die ein Geschoss aus Gaza je zurückgelegt hat. Der Einschlag wurde sogar in der fünftgrößten Stadt des Landes, Rischon Lezion, von Einwohnern registriert. Experten sind sich sicher, dass es nur noch eine Frage relativ kurzer Zeit ist, bis auch Tel Aviv selbst von den Raketen erreicht wird. Die Terrororganisation Islamischer Dschihad gab am selben Tag in einer Erklärung bekannt, dass sie nicht an einer Eskalation interessiert sei und zu einem Waffenstillstand bereit, wenn »der zionistische Feind seine Aggression beendet« – feuerte jedoch ohne Unterlass weiter.
zurückhaltend Vor einem Treffen am Freitagmorgen mit US-Verteidigungsminister Robert Gates in Caesarea, sagte Premierminister Benjamin Netanjahu: »Israel ist bereit, mit größtmöglicher Kraft zurückschlagen, um den Terror zu stoppen.« Bislang jedoch verhält sich Zahal auffallend ruhig. Offensichtlich wird noch versucht, die Situation nicht weiter ausufern zu lassen und eine Bodenoffensive zu vermeiden. Es wird berichtet, dass die Attacken im Gazastreifen vor allem auf leere Hamas-Gebäude und Waffenlager geflogen werden. Unterdessen hat die Deutsche Botschaft in Tel Aviv darüber informiert, dass das Auswärtige Amt in Berlin die »Landesspezifischen Sicherheitshinweise« für Israel aktualisiert hat: Bundesbürgern wird von Reisen in das Grenzgebiet des Gazastreifens abgeraten.
Um die Einwohner zu schützen, soll am Sonntag das Raketenabwehrsystem »Eiserne Kuppel« im Süden Israels installiert werden. Allerdings werde lediglich eine Einheit eingesetzt, wodurch die Wirksamkeit auf ein relativ kleines Gebiet begrenzt ist. Sicherheitsminister Yitzhak Aharonovitch sagte bei einem Besuch in den betroffenen Städten, dass die Hamas hinter den Angriffen stecke. »Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Bevölkerung beschossen wird. Wir müssen deutlich gegen Hamas und die Terrororganisationen vorgehen, um die Ruhe wiederherzustellen.« Ruhe ist genau das, was sich die Menschen im Süden Israels für den Schabbat wünschen.