Endlich ein Nein der EKD zur Judenmission – der Beschluss der Synode am 9. November war längst überfällig. Doch ist damit auch die Mission der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit erfüllt?
Ein kleiner Rückblick: 1949 haben diese Gesellschaften im Nachkriegsdeutschland damit begonnen, den Dialog zwischen evangelischen, katholischen und jüdischen Menschen auf Augenhöhe zu führen. Nach annähernd zwei Jahrtausenden Judenmission und der Schoa waren solche Gespräche an der Basis dringend nötig.
taschenspielertricks Während des Dritten Reichs hatten sogenannte Deutsche Christen versucht, durch Abschaffung des »Alten Testaments« und weitere theologische Taschenspielertricks einen »arischen Jesus« zu kreieren.
Die Berliner Fakultät der Evangelischen Theologie an der Humboldt-Universität ist von dieser Tradition noch immer stark geprägt, wie der jüngste Vorschlag der Herabstufung der Hebräischen Bibel zu einer apokryphen Schrift zeigt – oder auch die Querschüsse einer Berliner Professorin auf der Synode, die verlauten ließ, der EKD-Beschluss habe keine Dringlichkeit, und Jesus habe »eine Bezeugung seiner Heil bringenden Rolle auch und zuerst für das Volk, aus dem er stammt«.
treue Nun also der Beschluss der EKD, den Psalm 146,6 zitierend: »… die Treue hält ewiglich.« Versichert wird, dass der Bund Gottes mit seinem Volk Israel uneingeschränkt weiter gilt. Doch immer noch gibt es Evangelikale, die Juden bekehren wollen, und das von Papst Benedikt wieder eingeführte Karfreitagsgebet, das um »Erleuchtung der Juden« bittet. Und immer noch insistieren Pfarrer für interreligiösen Dialog im Gespräch mit Juden: »Sie müssen verstehen ...«
Die Mission der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit ist also noch lange nicht zu Ende. Denn auch nach dem wichtigen Beschluss der EKD können wir den Dialog zwischen Christen und Juden nicht allein den Kirchen überlassen.
Der Autor ist Rabbiner und Jüdischer Präsident des Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.