In Essen hat am Freitag ein Unbekannter einen Betonblock auf die Synagoge der Jüdischen Kultus-Gemeinde geworfen. Wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) berichtete, wurden dabei zwei Scheiben beschädigt.
Der Versuch, am helllichten Tag und vor laufender Sicherheitskamera ein Fenster der Gemeinde einzuschlagen, führe erneut vor Augen, »dass Jüdinnen und Juden in Deutschland nicht sicher sind«, hieß es in einer Erklärung des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein.
Der Vorstandsvorsitzende Oded Horowitz sagte: »Wir sind in Gedanken bei den Mitgliedern der Jüdischen Kultusgemeinde Essen, bei Rabbiner Aronov, der den Anschlag miterlebte, sowie bei der Gemeindevertretung. Wir erwarten eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls sowie die Bestrafung des Angreifers.«
Darüber hinaus appelliere der Landesverband »an die Landesregierung und die zuständigen Behörden, endlich für die Sicherheit ihrer Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens zu sorgen, bevor es zu Schlimmerem kommt«.
Vorfall Schalwa Chemsuraschwilli, vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde Essen, sagte der Jüdischen Allgemeinen: »Seit diesem Vorfall hat sich das Leben geändert. Wenn so etwas passiert, ist das innere Sicherheitsgefühl zerstört.«
»Der Angriff macht deutlich, wie dringlich Polizeipräsenz und guter baulicher Schutz an jüdischen Einrichtungen sind. Wir dürfen uns an solche Anschläge als traurige Realität nicht gewöhnen.«
Zentralratspräsident Josef Schuster
Die Ermittlungen würden derzeit vom Staatsschutz durchgeführt, »wir stehen mit allen Behörden in gutem Kontakt, und wir hoffen, dass der Täter gefasst wird«, sagte Chemsuraschwilli. Am Montag war Thomas Kufen, der Essener Oberbürgermeister, in der Gemeinde: »Er hat uns volle Unterstützung zugesichert.«
Zum Tatzeitpunkt waren, so erläutert der Vorsitzende, alle in der Gemeinde. »Der Rabbiner sortierte gerade die Bücher. Er hat einen großen Schreck bekommen.«
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, erklärte: »Keine zwei Monate nach dem Angriff auf einen jüdischen Studenten in Hamburg ist es erneut zu einem antisemitischen Anschlag auf eine Jüdische Gemeinde gekommen. Nur durch Glück wurde an der Essener Synagoge niemand verletzt. Der Angriff macht deutlich, wie dringlich Polizeipräsenz und guter baulicher Schutz an jüdischen Einrichtungen sind. Wir dürfen uns an solche Anschläge als traurige Realität nicht gewöhnen. Die Sicherheitsbehörden müssen nun alles unternehmen, um den Attentäter zu fassen und weitere Anschläge zu verhindern.«
Es handelt sich bei dem Steingeschoss um eine mehrere Kilo schwere Steinplatte. Bereits Tage zuvor ist ein Betonblock auf ein Fenster der Essener Kultur-Gemeinde geworfen worden.
Sophie Brüss von der Düsseldorfer Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit SABRA, sagte: »Wir sind schockiert über diese Tat. Der Vorfall reiht sich ein in eine besorgniserregende gesellschaftliche Entwicklung, die wir alle spüren. Dass der Täter am helllichten Tag, an einer vielbefahrenen Straße, die Zeit findet, einen sichtlich schweren Gegenstand ungestört gegen das Fenster der Kultus-Gemeinde zu schleudern und unerkannt zu entkommen, macht mich fassungslos und hat mich aber nicht überrascht.«
SABRA teilte mit, es handelte sich bei dem Steingeschoss um eine mehrere Kilo schwere Steinplatte. Diese sei an der schusssicheren Fensterscheibe abgeprallt und habe diese komplett zersplittert.
Bereits Tage zuvor sei ein Betonblock auf ein Fenster der Essener Kultur-Gemeinde geworfen worden, dabei sei jedoch nur ein geringer Sachschaden entstanden, hieß es. Die Angriffe auf die Kultus-Gemeinde stünden in einer Reihe mit mehreren antisemitischen Vorfällen in den vergangenen Wochen, die sich gegen Juden in ihrem Wohnumfeld gerichtet oder sich in der Umgebung jüdischer Einrichtungen zugetragen hätten.
Laut WAZ hörten Mitarbeiter der Gemeinde an der Sedanstraße am Freitagmittag einen lauten Knall und riefen die Polizei. Der Staatsschutz ermittelt.
Benjamin Steinitz, Geschäftsführer des Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e.V. ergänzte in der gemeinsamen Erklärung: »Jüdische Einrichtungen sind seit Jahrzehnten ständiges Ziel für gewaltbereite Antisemit_innen unterschiedlichster politischer Couleur. Neben der Bedrohung durch Rechtsextreme, werden die Angriffe auf Beter_innen, Bedrohungen und gezielte Sachbeschädigungen gegen die Gemeinden auch immer wieder mit Bezugnahmen auf den Islam oder den Nah-Ost-Konflikt kommentiert.«
Tweet Der Vorsitzende des Verbandes Jüdischer Studenten in Bayern, Michael Movchin, schrieb auf Twitter: »Einzelfälle, überall Einzelfälle! Ein großer Betonblock wurde ins Fenster der Synagoge in Essen geworfen, welcher im Büro von Rabbiner Shmuel Aronov landete. G´tt sei Dank wurde niemand verletzt. Die volle Härte der Gesetze muss angewendet werden!«
Laut WAZ hörten Mitarbeiter der Gemeinde an der Sedanstraße am Freitagmittag einen lauten Knall und riefen die Polizei. Ermittlungen vor Ort hätten ergeben, dass ein Unbekannter auf der Ruhrallee einen großen Gegenstand aufgehoben habe und diesen kurze Zeit später in Richtung Synagoge geworfen habe.
Die Polizei in Essen sucht derzeit nach einem Mann, der zwischen 30 und 50 Jahre alt und zwischen 1,70 und 1,80 Meter groß sein soll.
Der Mann sei anschließend über die Ruhrallee auf die Kurfürstenstraße geflüchtet. Neben der Spurensicherung sei auch der Staatsschutz vor Ort erschienen. Zudem würden Videoaufzeichnungen ausgewertet.
Die Polizei in Essen sucht derzeit nach einem Mann, der zwischen 30 und 50 Jahre alt und zwischen 1,70 und 1,80 Meter groß sein soll. Er hat einen schwarzen Vollbart, langes schwarzes Haar. Zum Tatzeitpunkt trug er laut Polizei eine dunkle Hose, eine blaue Jacke sowie einen weißen Mund-Nasen-Schutz. Zeugen wurden gebeten, sich unter Tel. 0201/829-0 bei der Polizei zu melden. ja, kat