Der Iran hat internationalen Inspektoren zufolge die Herstellung von fast atomwaffentauglichem Uran ausgeweitet. Wie Rafael Grossi, Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien, am Dienstag mitteilte, hat das Land in seiner Anreicherungsanlage in Natanz eine zweite Produktionseinheit in Betrieb genommen, um Uran mit einem Reinheitsgrad von 60 Prozent herzustellen. Für Atomwaffen wären 90 Prozent nötig.
ABKOMMEN Der Iran bestätigte den IAEA-Bericht. »Wie schon mehrmals betont, ist dies unsere Antwort auf die Nichtumsetzung des Wiener Atomabkommens und die illegalen US-Sanktionen«, sagte Said Chatibsadeh, Sprecher des Außenministeriums, am Mittwoch.
Alles bleibe jedoch im Rahmen des Atomwaffensperrvertrags und diene lediglich friedlichen Zwecken, behauptete er. Sobald das Atomabkommen vertragsgerecht umgesetzt und insbesondere die US-Sanktionen aufgehoben seien, werde sich auch der Iran wieder an seine technischen Verpflichtungen aus dem Abkommen halten, sagte der Sprecher laut Nachrichtenagentur ISNA.
Das 2015 geschlossene Wiener Abkommen sollte den Iran an einer Atomrüstung hindern, ohne ihm die zivile Nutzung der Kernkraft zu verwehren. Im Gegenzug sollten Sanktionen gegen den Iran aufgehoben werden. Der Hintergrund: Die Mullahs bedrohen den jüdischen Staat immer wieder und kündigen die Auslöschung Israels sowie die »Befreiung Jerusalems von den Zionisten« an. Die Mullahs in Teheran sind Terrorexporteur Nummer eins in Nahost.
Laut dem Atomabkommen des Irans mit den fünf Vetomächten im UN-Sicherheitsrat sowie Deutschland von 2015 (JCPOA) müsste die Urananreicherung unter 4 Prozent bleiben. In den vergangenen Monaten war nur eine Produktionseinheit für hoch angereichertes Material in Betrieb. Laut Teheran soll dieses Uran für medizinische Zwecke verwendet werden.
URANMETALL Außerdem teilte die IAEA mit, der Iran habe bereits 200 Gramm Metall aus 20-prozentigem Uran hergestellt. Teheran beteuert, auf diese Weise Brennstoff für einen Forschungsreaktor zu entwickeln. Westliche Staaten sehen darin jedoch einen möglichen Versuch, Kenntnisse für die Herstellung von Atomsprengköpfen zu gewinnen, die ebenfalls aus Uranmetall gemacht werden.
Die Verhandlungen zur Rettung des Atomabkommens in Wien pausieren derzeit und könnten im September mit Gesandten des neuen iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi fortgesetzt werden. In den vergangenen Monaten hatten Vertreter aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und China versucht, zwischen dem Iran und den USA zu vermitteln. Die USA hatten unter Präsident Donald Trump das Atomabkommen mit ihrem einseitigen Ausstieg zu Fall gebracht. dpa/ja