Die antisemitische QAnon-Bewegung in den USA ist mittlerweile mehr als nur eine politische Randerscheinung. Zu diesem Schluss kam eine im Auftrag des konservativen Think Tanks American Enterprise Institute (AEI) durchgeführte Umfrage unter 2000 Amerikanern. Das berichtete der Nachrichtendienst »Religion News Service«.
NETZWERK Von den Anhängern der Republikanischen Partei stimmten 29 Prozent der Befragten ganz oder teilweise der Aussage zu, QAnon habe mit seinen Behauptungen recht. Zentraler Punkt des Verschwörungsmythos ist die Annahme, Donald Trump habe als Präsident in Washington gegen ein Pädophilen-Netzwerk angekämpft, dem angeblich auch prominente Demokraten und Hollywood-Eliten angehörten und das Amerika heimlich kontrolliere. Für Experten fußt QAnon auf uralten antisemitischen Verschwörungsmythen.
Zwei republikanische Abgeordnete im US-Kongress, Lauren Boebert und Marjorie Taylor Greene, sympathisieren offen mit QAnon. Greene suggerierte zudem 2018 in einem Facebook-Post, die Rothschild-Bank in den USA habe mittels aus dem Weltall gesteuerter Laser gezielt versucht, Waldbrände in Kalifornien zu verursachen.
WEISSE CHRISTEN Die Umfrage des AEI ergab zudem, dass unter konservativen Christen mehr als ein Viertel (27 Prozent) die QAnon-Aussagen für glaubhaft hält. Auch im Hinblick auf die Erstürmung des Kapitols in Washington am 6. Januar halten sich Verschwörungsmythen.
So glaubt fast die Hälfte der befragten Evangelikalen, nicht Trump-Anhänger, sondern die linke Antifa-Bewegung sei für die Gewalt im Kongress verantwortlich. Auch bei Katholiken und anderen christlichen Konfessionen ist die Zustimmung zu dieser Idee signifikant höher als bei säkularen Amerikanern (22 Prozent Zustimmung).
QAnon stößt auch bei anderen christlichen Gemeinschaften auf Zustimmung, allerdings deutlich weniger als bei den Evangelikalen. Laut Umfrage halten 18 Prozent der amerikanischen Katholiken die QAnon-Mythen für richtig.
Ein deutlicher Unterschied in der Wahrnehmung von QAnon ist nicht nur die Religiosität der Befragten, sondern auch ihr Background: Bei schwarzen und hispanischen Christen waren die Zustimmungswerte zu den Behauptungen der Verschwörungstheoretiker signifikant niedriger als weißen Christen. mth