Einspruch

Übrigens ist der Autor Jude!

Eugen El Foto: Marco Limberg

Die Situation ist alltäglich: Man sitzt abends bei einem Glas Wein mit einem deutschen Akademiker zusammen und diskutiert über dieses und jenes. Unweigerlich kommt das Gespräch irgendwann auf Israel, und schon zitiert der Akademiker einen Autor, der dem jüdischen Staat entweder schlimmste Verbrechen unterstellt oder ein philosophisches Plädoyer für die Nicht-Existenz Israels formuliert – oder beides verbindet. »Übrigens ist der Autor Jude!«, legt der Akademiker bekräftigend nach.

An solche Situationen fühlte ich mich erinnert, als ich die Ankündigung der »documenta« für die dreiteilige Online-Gesprächsreihe »We Need To Talk!« las, in der »die Rolle von Kunst und Kunstfreiheit angesichts von wachsendem Antisemitismus, Rassismus und zunehmender Islamophobie« diskutiert werden sollte.

vorwürfe Mit der inzwischen laut documenta »ausgesetzten« Reihe wollte die Kasseler Groß-Ausstellung auf die bislang nicht hinreichend entkräfteten Vorwürfe der Nähe des verantwortlichen indonesischen Künstlerkollektivs »ruangrupa« zur antisemitischen Israel-Boykottbewegung BDS reagieren.

Auf der Teilnehmerliste der Gesprächsreihe fanden sich Namen wie etwa Omri Boehm. Der New Yorker Philosophie-Professor ist unter anderem für seine pointierten, vernichtenden Essays zu Israel im Feuilleton der Wochenzeitung »Die Zeit« bekannt. Mit dem ebenfalls in Israel geborenen Architekten Eyal Weizman sollte ein Liebling des progressiven Kunstbetriebs an der Kasseler Gesprächsreihe teilnehmen.

Die von ihm mitgegründete, aktivistische »Rechercheagentur« »Forensic Architecture« klärt die Besucher ihrer Ausstellungen regelmäßig über vermeintliche Menschenrechtsverletzungen Israels auf. Dabei ist Forensic Architecture weder eine befugte Ermittlungsbehörde noch ein journalistisches Recherchemedium. Werden Boehm und Weizman am weiterentwickelten Gesprächsformat teilnehmen? Der Beifall des deutschen Akademikers wäre beiden sicher: »Sie sind ja schließlich Juden!«

eugen.el@juedische-allgemeine.de

Rechtsradikalismus

Pia Lamberty: AfD ist rechtsextreme Partei mit menschenfeindlichen Ideen

Die Radikalisierung in der gesamten Gesellschaft seit der Corona-Pandemie müsse in den Blick genommen werden, so die Extremismus-Expertin

 28.02.2025

Washington D.C./Berlin

Trump: Nicht enttäuscht über AfD-Wahlergebnis

Der US-Präsident betont, seine Regierung habe »ein hervorragendes Verhältnis zu allen Gruppen in Deutschland«. Aktuell habe die Bundesrepublik »eine Menge Dinge am Laufen«

 28.02.2025

Interview

»Ein Raum für Resilienz«

Nachumi Rosenblatt über den Jugendkongress, unbeschwertes Feiern und den Austausch untereinander

von Helmut Kuhn  27.02.2025

Österreich

Koalition gefunden: Kein Kanzler Kickl

ÖVP, SPÖ und Neos haben sich auf die Bildung einer Regierung geeinigt

 27.02.2025

Judenhass

Wegen ihres Engagements gegen Judenhass: Morddrohungen gegen Uschi Glas

Im Internet gibt es Morddrohungen gegen die Schauspielerin Uschi Glas, weil sie sich seit längerem gegen Antisemitismus engagiert. Die Justiz ermittelt

 26.02.2025

Solidarität

Berlin erinnert an das Schicksal von Kfir, Ariel und Shiri Bibas

Kfir, Ariel und Shiri Bibas wurden am Mittwoch in Israel unter großer Anteilnahme beigesetzt. Auch in Berlin gab es eine besondere Geste des Gedenkens an die ermordeten israelischen Geiseln

 26.02.2025

Glosse

Gazas goldene Zukunft

Bärtige Bauchtänzer und Elon Musk isst Hummus am Strand, während Geld vom Himmel regnet: US-Präsident Donald Trump wirbt mit einem KI-Video für seinen Plan, den Küstenstreifen zur »Riviera des Nahen Ostens« zu machen

von Michael Thaidigsmann  26.02.2025

Berlin

Neue Ausstellung dokumentiert Pogrome gegen Juden

Konkret geht es um die Geschichte von fünf jüdischen Gemeinden, die allesamt von Pogromen betroffen waren, darunter Berlin im Jahr 1938 und Kibbuzim im Süden Israels am 7. Oktober 2023

 26.02.2025

Interview

»Ich werde Deutschland verlassen«

Hanna Veiler war zwei Jahre lang Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland. Ein Gespräch über Entfremdung, Aktivismus im Ausnahmezustand und die Entscheidung, nicht erneut zu kandidieren

von Joshua Schultheis  26.02.2025