Hessens Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) hält den Druck auf die Verantwortlichen der documenta nach dem Antisemitismus-Skandal hoch. »Wir haben als Gesellschafter der Leitung der documenta gGmbH den Auftrag erteilt, alle gezeigten Werke im Sinne eines verantwortungsvollen Kuratierens zu überprüfen«, sagte die Ministerin auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Freitag in Wiesbaden. »Diese Prüfung läuft, und wir erwarten, zeitnah über Ergebnisse informiert zu werden.«
Es sei die Aufgabe und die Verantwortung der Generaldirektorin der documenta, Sabine Schormann, aufzuarbeiten, wie es dazu kommen konnte, dass antisemitische Bildsprache auf der Ausstellung zu sehen war, betonte die Kunstministerin.
»Aus dem Ergebnis dieser Klärung werden wir weitere Schlüsse für bessere Strukturen und klarere Verantwortlichkeiten zwischen vor allem der Geschäftsführung sowie den Kuratorinnen und Kuratoren sowie auch dem Aufsichtsratsvorsitzenden und den Gremien ziehen können.«
empörung Die Arbeit »People’s Justice« des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi hatte wegen antisemitischer Bildsprache für eine Welle der Empörung gesorgt. Am Dienstagabend wurde das Banner auf der Kunstausstellung in Kassel entfernt. Das Kuratorenkollektiv ruangrupa entschuldigte sich mittlerweile dafür.
Die Ministerin begrüßte die Vorschläge von Kulturstaatsministerin Claudia Roth zur Überarbeitung der Strukturen der documenta gGmbH. Darüber habe sie sich mit Roth auch bereits ausgetauscht. Es habe bereits nach den finanziellen Problemen der 14. documenta Einigkeit unter den Gesellschaftern der documenta bestanden, zusätzlich zu Vertretern aus Kassel und der hessischen Landesregierung auch bundesweite und internationale Expertise in den Aufsichtsrat einzubeziehen.
»Wir waren uns einig, dass sich die Rolle der documenta als eine der weltweit bedeutendsten Kunstausstellungen im Aufsichtsrat widerspiegeln muss«, erklärte die Grünen-Politikerin. »Leider sind die Überlegungen an der Stadtpolitik in Kassel gescheitert.« dpa