EILMELDUNG! Hamas droht mit Ermordung israelischer Geiseln

Meinung

Über die Zerbrechlichkeit der Demokratie

Foto: picture alliance / Getty Images

In diesem Jahr werden zwei der größten Demokratien der Welt an die Urnen gehen, und beide könnten einen massiven Rechtsruck erleben und sich unwiderruflich verändern.

Ich spreche von der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten von Amerika, und obwohl die Demokratie nicht perfekt sein mag, ist sie derzeit das beste funktionierende Regierungssystem, das wir haben. Aber wir haben uns so sehr daran gewöhnt, dass die Demokratie für uns da ist, dass wir oft nicht erkennen, wie zerbrechlich die Demokratie ist und wie leicht sie scheitern kann.

Wenn wir auf das 20. Jahrhundert zurückblicken, können wir am Beispiel der Weimarer Republik und des Iran sehen, wie schnell ein politisches System gestürzt werden kann.

In der Weimarer Republik ließen sich die Nazis demokratisch wählen, nur um dann die Gesetze des Landes zu ändern und ihre Macht durch die Abschaffung der Demokratie zu festigen.

Die Demokratie wurde zur Abschaffung der Demokratie benutzt

Im Iran wusste Ayatollah Ruhollah Khomeini, dass er alleine den Schah nicht stürzen konnte, also benutzte er die Linken, die westliche Werte hassten, um an die Macht zu kommen, nur um dann die meisten derselben Linken umbringen zu lassen.

Jetzt kommt sicherlich der große Aufschrei, dass keines der beiden Szenarien für die EU oder die USA wahrscheinlich ist, aber sehen wir uns das einmal genauer an: In Europa gibt es massiven Unmut über die Einwanderungspolitik vieler Länder und insbesondere der EU. Der Anstieg der Kriminalitätsrate in vielen EU-Ländern und immer mehr Gewalttaten im Namen des Islam führen auch zu einem Misstrauen in bestehende politische Parteien, weshalb es wahrscheinlich ist, dass viele Wähler den Politikern eine Lektion erteilen werden, indem sie für mehr extremistische Parteien (sowohl von links als auch rechts) bei der bevorstehenden EU-Wahl stimmen werden. Sollte dies geschehen, wird dies den politischen Kurs des Europäischen Parlaments ändern.

Darüber hinaus gibt es viele islamische Randparteien mit Einfluss von außerhalb der EU, die die Abstimmungen in dieser Woche nutzen werden, um zu versuchen, die Politik mit den Schwerpunkten Scharia und Nahostkonflikt zu ändern. Das hat man bei den Regionalwahlen in Belgien und England zuletzt auch gesehen.

Trump: Drohen den USA russische Verhältnisse?

In den USA fordert ein kürzlich verurteilter Schwerverbrecher mit einer großen persönlichen Anhängerschaft die Abschaffung der Verfassung und verspricht allen, die ihm seiner Meinung nach Unrecht getan haben, Vergeltung (Anklageerhebung und Verhaftung). Diese Drohungen sollte man ernst nehmen und sie nicht abtun. Vor allem, wenn dieselbe Person den Obersten Gerichtshof bereits zu ihren Gunsten besetzt hat und die Republikanische Partei sehr ähnlich denkt.

Trump könnte von einer völlig gehirngewaschenen linken Studentenbewegung unterstützt werden, die westliche Werte hasst und alles tun wird, um Hamas- und Palästinensische Ideen zu fördern. Dies könnte zu Proteststimmen gegen Präsident Biden führen und Donald Trump wieder ins Oval Office verhelfen.

Es ist leicht, das Gerede bestimmter politischer Parteien abzutun, die versprechen, die Einwanderer (nicht nur die illegalen) loszuwerden und die »arische« Vorherrschaft. wiederherzustellen. Denken Sie aber daran, dass ähnliche Reden in den 1930er Jahren abgetan wurden, und wir alle wissen, wohin das geführt hat. Daran erinnerten wir uns gestern am 80. Jahrestag des D-Day.

Nicht nur Trump, sondern auch die AfD hat frauenfeindliche Ansichten

Das Gleiche gilt für Versprechen, das Recht der Frauen auf Abtreibung und vielleicht sogar das Wahlrecht aufzuheben oder die Sklaverei wieder einzuführen, indem bestimmte Verfassungszusätze aus der Verfassung gestrichen werden, wie es Trump in seiner Bibel getan hat, indem er die Verfassungszusätze 1-10 übersprungen hat. Oder sein jüngstes Gerede über eine dritte (und weitere) Amtszeit, was im schlimmsten Fall bedeuten könnte, dass die nächste Wahl die letzte für eine lange Zeit sein könnte.

Früher gab es für wichtige politische Maßnahmen parteiübergreifende Unterstützung, und die Zusammenarbeit zwischen gegnerischen Parteien war die Norm. In den letzten zwei Jahrzehnten wurde die Politik immer extremer und die gemäßigte Mitte ist verschwunden.

Das hat bei vielen zu Politik- und Politikerverdrossenheit geführt, die sich in extremen Formen und Unzufriedenheit niederschlägt. Corona und die sozialen Medien haben dies noch beschleunigt. Hinzu kommt die Hoffnungslosigkeit, dass es fast unmöglich geworden ist, ein eigenes Haus zu besitzen oder für den Ruhestand zu sparen, und schon hat man ein weiteres Rezept für Unzufriedenheit.

Wenn wir nicht in der Lage sind, die Schwächsten in unserer Gesellschaft im Namen des Kapitalismus zu schützen und über alternative Wahrheiten zu sprechen, dann haben wir es nicht verdient, die Regeln zu machen. Wenn sogar die Mittelschicht anfängt, arm zu werden, dann ist auch hier etwas gewaltig schiefgelaufen.

Gesucht wird ein zukunftsfähiges Rezept

Die Gesellschaft braucht ein Gleichgewicht, und wir scheinen unseren Weg verloren zu haben. Was können wir also tun, um die Dinge wieder in Ordnung zu bringen?

Wir könnten mit einfachen Dingen beginnen, z. B. Geschichte und Bücher nicht umschreiben, um »politisch korrekt« zu sein, sondern stattdessen ein Vorwort hinzufügen, in dem erklärt wird, warum sich die Ansichten im Laufe der Zeit geändert haben. Das geht zurück auf das Sprichwort, dass wir die Fehler der Zukunft nur vermeiden können, wenn wir aus der Vergangenheit lernen. Das können wir aber nicht, wenn wir die Vergangenheit auslöschen.

Wir sollten die Verfassung ehren, indem wir Religion und Staat strikt voneinander trennen. Sowohl in der Bildung als auch in der Politik. Und wir dürfen nicht zulassen, dass ausländische Nationen ihre Art der fremdenfeindlichen und antisemitischen Religion bei uns predigen.

Wir müssen den Menschen beibringen, alle Seiten eines Arguments betrachten, und dass eine andere Meinung niemanden zu deinem Feind macht. Und dass Argumentationen durch Logik und Fakten gewonnen werden und nicht durch Gewalt oder Lautstärke. Und dass es vielleicht mehr als eine Lösung für ein Problem gibt.

Und wir müssen akzeptieren, dass Menschen oft ohne eigenes Verschulden auf soziale Sicherheit angewiesen sind und müssen dafür sorgen, dass jeder in Würde leben kann. Denn wie unser Grundgesetz schon sagt: »Die Würde des Menschen ist unantastbar«.

Kommentar

Harte Haltung gegen die Hamas

Dass US-Präsident Donald Trump sich mit freigelassenen Geiseln traf, ist mehr, als große Teile der israelischen Regierung tun

von Sabine Brandes  06.03.2025

Berichterstattung

Der mutige Kampf von Sarah Maria Sander

Die Reporterin Sarah Maria Sander wird bedroht. Der Grund: Sie berichtete über den Terror der Hisbollah in Nord-Israel

von Glenn Trahmann  06.03.2025

Ehrung

Margot Friedländer erhält Preis des Westfälischen Friedens

Der westliche Zusammenhalt bröckelt - eine prominent besetzte Konferenz in Münster knüpft an den Westfälischen Frieden an und berät über Kriege, Konflikte und Frieden. Einen Sonderpreis bekommt eine beeindruckende Frau

von Nicola Trenz  06.03.2025

Mannheim

»Bin kein Held. Ich bin ein Muslim«

Bei der tödlichen Fahrt am Rosenmontag spielte ein Taxifahrer eine entscheidende Rolle: Er hinderte den 40-Jährigen an der Weiterfahrt. Nun erzählt er, was ihn dazu bewegt hat

 06.03.2025

Justiz

Ist der Begriff »Prostitutionslobby« antisemitisch?

Ein Urteil des Landgerichts Berlin sorgt für Gesprächsstoff: Befürworter eines Sexkaufverbots verklagten eine Aktivistin, weil diese sie »strukturell antisemitisch« genannt hatte

von Michael Thaidigsmann  06.03.2025

Washington

»Das ist die letzte Warnung«

US-Präsident Trump: »Ich schicke Israel alles, was es braucht, um die Sache zu Ende zu bringen. Kein einziges Hamas-Mitglied wird sicher sein, wenn Ihr nicht tut, was ich sage«

 05.03.2025

Krieg

US-Regierung führt direkte Gespräche mit Hamas

Die Sprecherin des Weißen Hauses bestätigt den Kontakt. Laut der Hamas geht es um amerikanische Geiseln und eine mögliche Vereinbarung zur Beendigung des Gaza-Kriegs

von Luzia Geier  05.03.2025

Reaktionen

Augen auf Berlin

Wie man in Israel und der jüdischen Welt den Ausgang der Bundestagswahl bewertet

von Michael Thaidigsmann  05.03.2025

Debatte

Regierung distanziert sich von Gaza-Aussage des Beauftragten Klein

US-Präsident Trump hat mit Blick auf den Gazastreifen von einer Umsiedlung gesprochen. Der Antisemitismusbeauftragte Klein meint, es lohne sich, über die Pläne nachzudenken. Die Bundesregierung sieht das jedoch anders

 05.03.2025