Das kann und das wird Deutschland der Türkei nicht durchgehen lassen. Ein so eklatanter Verstoß gegen die Menschenwürde verlangt klare Worte. Die deutsche Soldatin und der deutsche Soldat sollen unter würdigen Bedingungen ihre Notdurft verrichten können. Heftig war der mediale Widerhall der drastischen Schilderungen des Toilettenganges des deutschen Wehrbeauftragten.
Die Worte des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan verhallten dagegen weitgehend ungehört. Der Regierungschef unseres Nato-Bündnispartners setzte kurzerhand Zionismus mit Faschismus und Antisemitismus gleich. Die Bewegung für die Gründung eines Staates, in dem Juden eine sichere Heimat haben, weil sie nicht in der Minderheit sind, gleichzusetzen mit der Bewegung zu ihrer Auslöschung und dann beides als Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu bezeichnen – darauf muss man erst mal kommen.
völkerverständigung Die wohlüberlegten Worte fielen ausgerechnet bei einer UN-Konferenz zur Völkerverständigung. Damit hat Erdogan den iranischen Präsidenten Ahmadinedschad im Fach Zynismus klar überrundet. Er punktet damit nicht nur bei der Hamas, deren Vertreter er gern mit allen Ehren empfängt, und setzt sich an die Spitze der islamistischen Bewegung. Das zaghafte Aufjaulen des Westens verstärkt noch die Wirkung in der arabischen Welt. Dort versteht man wohl, was hierzulande geflissentlich überhört wird.
Das »Verbrechen gegen die Menschlichkeit«, die Existenz also des jüdischen Staates, darf nicht länger geduldet werden. Jetzt muss gehandelt werden. Der islamistische Umbau der Türkei trägt Früchte, und Erdogan steigt auf zum Wortführer der Kriegstreiber gegen Israel. »Verletzend und nicht akzeptabel« hat der deutsche Außenminister Erdogans verbalen Feldzug genannt. Lauwarme Worte für Israel und Patriot-Abwehrraketen für die Türkei. War’s das schon oder kommt da noch was? Die Frage der soldatischen Notdurft dürfte ja inzwischen hoffentlich geregelt sein.
Die Autorin ist Ressortleiterin Zeitgeschehen beim Fernsehen des Hessischen Rundfunks.