Der Aufsichtsrat der Technischen Universität Berlin (TU) hat sich im Antisemitismus-Skandal um die TU-Präsidentin Geraldine Rauch für eine kritische Unterstützung ihrer Person ausgesprochen.
»Zwar hat die Präsidentin durch ihr Fehlverhalten der TU Berlin viel Schaden zugefügt, dennoch sollte ihr die Chance eingeräumt werden, das von ihr angebotene Programm zur Festigung des Vertrauens in die TU Berlin und zur Wahrung der Tradition als weltoffene, tolerante und anti-rassistische Universität erfolgreich umzusetzen«, teilte die TU am Montag mit.
Fehler aus »Nachlässigkeit«
Damit sieht das Gremium von einer Rücktrittsforderung beziehungsweise einer Empfehlung zur Abwahl der Präsidentin ab.
Der Rat tagte digital am Montagmorgen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Zuvor berichtete der »Tagesspiegel«.
Das Kuratorium attestierte Rauch, einen Fehler aus »Nachlässigkeit« begangen zu haben. Rauchs Reue überzeuge die Kuratoriumsmitglieder, die die Präsidentin »konstruktiv-kritisch bei ihrem angekündigten Neuanfang« unterstützen wollen.
Kritik durch Zentralrat der Juden
Die Unterstützung des Kuratoriums erntet Kritik. Ein Sprecher des Zentralrats der Juden in Deutschland erklärte am Montag: »Die Unterstützung der Mehrheit des Kuratoriums der TU Berlin für Professorin Rauch zeigt das fehlende Verantwortungs- und Problembewusstsein in Bezug auf Antisemitismus.« Die Entscheidung des Kuratoriums habe zudem einen »nicht absehbaren Ansichtsverlust« der TU zur Folge.
»Die Verharmlosung der Unterstützung von Israel-Hass und Antisemitismus in Zeiten, in denen Aufrufe zur Vernichtung Israels und von Juden gerade an Berliner Universitäten grassieren, ist bedrückend.« Persönliche Konsequenzen zu ziehen, wäre ein wirklicher Ausdruck von Reue gewesen. Damit hätte Rauch auch die Integrität der TU Berlin und ihrer Person gewahrt, so der Sprecher.
Die Präsidentin der TU steht im Mittelpunkt der Kontroverse, weil sie mehrere antisemitische und mehrere israelfeindliche Posts auf der Plattform X im Kontext des Gaza-Kriegs mit »Gefällt mir« markiert hatte.
Die 41-Jährige hatte sich dafür entschuldigt und von »tiefer Reue« gesprochen. Vergangenen Donnerstag erklärte sie, trotzdem im Amt bleiben zu wollen, obwohl sich eine knappe Mehrheit des Akademischen Senats für ihren Rücktritt ausgesprochen hatte.
Für eine Abwahl wäre aber ein Beschluss mit Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig gewesen. dpa/kna/ja