USA

Trump und das »Projekt 2025«

Donald Trump am Donnerstag (Ortszeit) bei einer Gala auf seinem Anwesen in Mar-a-Lago Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Vor der Wahl in den USA hat das »Projekt 2025« für heftige Diskussionen gesorgt. Der spätere Wahlsieger Donald Trump pries das Konzept als einen Fahrplan für »genau das, was unsere Bewegung tun wird«, wenn er erneut ins Weiße Haus einziehen werde. Die Demokraten sprachen von geplanter Tyrannei. Als die Blaupause für einen scharfen Rechtsruck in Amerika im Wahlkampf zu einer Belastung für ihn wurde, machte Trump Kehrtwende und behauptete, nichts von den »lächerlichen und abgründigen« Plänen zu wissen - die teilweise von seinen Mitarbeitern und Verbündeten aus seiner ersten Amtsperiode verfasst worden sind.

Das »Projekt 2025« sieht die Demontage von Teilen der US-Bundesbehörden und die Entlassung Tausender Beamter zugunsten von Trump-Getreuen vor, die eine rechtslastige Agenda klaglos umsetzen sollen. Jetzt, nach seinem Wahlsieg am 5. November, will Trump wichtige Positionen in seiner Regierungsriege mit Schlüsselvertretern des »Projekts 2025« besetzen.

Drei Personalentscheidungen stechen besonders hervor. Trump will Russell Vought als Direktor des Amts für Management und Budget (OMB) zurückholen. Tom Homan, Trumps früherer Leiter der Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE), soll Top-Beauftragter für Grenzsicherung (»Grenz-Zar«) werden und Stephen Miller - wie Homan ein Hardliner in Sachen Immigration - stellvertretender Chef für politische Strategien.

»Projekt 2025« sieht die Demontage von US-Bundesbehörden vor

Hier ein Blick auf das, was Trumps Personalentscheidungen bedeuten könnten: Der Posten des Budgetchefs ist äußerst wichtig. Der OMB-Direktor bereitet den Haushaltsvorschlag des Präsidenten vor und ist generell für die Umsetzung der Regierungsagenda in den Ministerien und anderen Stellen zuständig. Vought hatte den Posten schon früher unter Trump inne. Der Senat muss ihn bestätigen.

Vought hat als Autor eines Kapitels für »Projekt 2025« deutlich gemacht, dass ihm der derzeitige Einfluss des Budgetchefs nicht reicht. Das Amt müsse noch mehr Macht erhalten, forderte er und schrieb: »Der Direktor muss seinen Job als die beste, umfassendste Angleichung an die Meinung des Präsidenten betrachten.«
Das OMB sei eine Art »Luftverkehrskontrollsystem eines Präsidenten« und sollte »in alle Aspekte der politischen Prozesse des Weißen Hauses involviert« sein. Es brauche genug Macht, um Ministerien notfalls bei der Umsetzung der Präsidenten-Agenda Anweisungen geben zu können. »Wir werden unser Land nicht ohne ein bisschen Konfrontation retten«, sagte Vought im Juni in einem Podcast.

Das Ziel einer weiteren Machtkonzentration im Weißen Haus zieht sich wie ein roter Faden durch die Vorschläge des »Projektes 2025« - und durch Trumps Wahlkampf-Positionen. Voughts Vorstellungen sind besonders bemerkenswert, wenn man sie im Zusammenhang mit Trumps Vorstellungen von einer drastischen Ausweitung der Kontrolle des Präsidenten über Bundesbedienstete und Regierungsausgaben betrachtet. Diese Ideen spiegeln sich in der Schaffung des »Amtes für Regierungseffizienz« wieder, das Megamilliardär Elon Musk und Risikokapitalgeber Vivek Ramaswamy leiten.

Trump befürwortet die Idee einer »Beschlagnahmung«

Ihr Auftrag könnte sich auf die alte, überholte Verfassungstheorie stützen, der zufolge der Präsident - und nicht der Kongress - der wirkliche Wächter von Bundesausgaben ist. Trump selbst befürwortete in seinem Wahlkampf-Manifest »Agenda 47« die Idee einer »Beschlagnahmung«. Diese besagt, dass der Kongress, wenn er Haushaltsgelder beschließt, nur Obergrenzen setzt, aber keine Untergrenzen festlegt. Der Präsident, so die Theorie, könne daher einfach beschließen, kein Geld für etwas auszugeben, das er für unnötig hält.

Vought ist in seinem Kapitel für »Projekt 2025« nicht auf diese Theorie eingegangen. Er schrieb aber, dass »der Präsident jedes mögliche Werkzeug« einsetzen solle, um der Regierung fiskalische Disziplin aufzuerlegen. »Alles andere wäre ein klägliches Versagen.«

Die Nominierung Voughts löste prompte Gegenreaktionen aus. »Russ Vought ist ein rechtsextremer Ideologe, der versucht hat, das Gesetz zu brechen, um Präsident Trump einseitige Befugnisse zu geben, die der nicht besitzt, um sich über die Ausgabenentscheidungen des Kongresses hinwegzusetzen, (und) der dafür gekämpft hat und wieder kämpfen wird, Trump die Möglichkeit zu geben, Zehntausende Beamte fristlos zu entlassen«, sagte die demokratische Haushaltspolitikerin und Senatorin Patty Murray.

Die demokratischen Repräsentantenhausabgeordneten Jamie Raskin und Melanie Stansbury sagten, Vought wolle »die fachkundige Bundesbelegschaft demontieren«, zum Nachteil der Amerikaner, die auf Gesundheitsfürsorge für Veteranen oder Sozialversicherungsleistungen angewiesen sind.

»Amerika ist für Amerikaner und nur für Amerikaner«

An den Personalien Homan und Miller wiederum zeigen sich die Überschneidungen zwischen Trumps Positionen und den Vorstellungen des »Projekts 2025« zur Einwanderung. Beide zielen darauf ab, die Einwanderungsrestriktionen aus Trumps erster Amtszeit wieder einzuführen. Das »Projekt 2025« enthält ein Geflecht detaillierter Vorschläge für verschiedene Regeln - unter anderem zur Begrenzung der Zahl von Flüchtlingen, Asylsuchenden und Empfängern von Arbeitsgenehmigungen.

»Amerika ist für Amerikaner und nur für Amerikaner«, sagte Miller im Oktober auf Trumps Wahlkundgebung im New Yorker Madison Square Garden. Er hat die Gruppe »America First Legal« gegründet als ideologisches Gegengewicht zur Anwälte-Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union. Für das »Projekt 2025« wurde er als Berater aufgeführt, bis er wegen unerwünschter negativer Aufmerksamkeit darum bat, seinen Namen zu entfernen.

Homan, der für »Projekt 2025« als Mitarbeiter aufgelistet ist, spielte in seiner Zeit als amtierender ICE-Chef eine Schlüsselrolle bei dem, was als Trumps »Familientrennungspolitik« bekannt wurde - dem Auseinanderreißen von Eltern und Kindern. Im Juli sagte er mit Blick auf eine zweite Amtszeit Trumps: »Nichts ist vom Tisch. Wenn du illegal hier bist, schaust du besser über deine Schulter.«

Meinung

Eine Bankrotterklärung des Feminismus

Am Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen wird über die Jüdinnen in Hamas-Geiselhaft weitgehend geschwiegen

von Sharon Adler  25.11.2024

Meinung

Der Rubikon ist längst überschritten

Eine »globale Intifida« breitet sich auch im Westen aus. Es wäre an der Zeit, dass Regierungen klare rote Linien einziehen

von Jacques Abramowicz  25.11.2024

Meinung

Slowik muss sich an Golda Meir ein Vorbild nehmen

Die Berliner Polizeipräsidentin hat Juden zur Vorsicht vor arabischstämmigen Menschen gemahnt. Das ist das falsche Signal

von Sigmount A. Königsberg  25.11.2024

Karlsruhe

Bundesanwaltschaft klagt mutmaßliche Hamas-Mitglieder an

Vorwurf der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung

 25.11.2024

Berlin

Sicherheitsvorkehrungen für israelisches Basketball-Team

In der Euroleague steht das Spiel Alba Berlin gegen Maccabi Tel Aviv an, die Polizei bereitet sich vor

 25.11.2024

Meinung

»No-Go-Areas« für Juden: Die Geschichte wiederholt sich

Schon in den 1920er Jahren konnte der deutsche Staat nicht alle seine Bürger schützen

von Boris Itkis  25.11.2024

Meinung

Nan Goldin: Gebrüll statt Kunst

Nach dem Eklat in der Neuen Nationalgalerie sollte Direktor Klaus Biesenbach zurücktreten

von Ayala Goldmann  25.11.2024

ICC-Haftbefehl

Irans »Oberster Führer« fordert Todesstrafe für Netanjahu

Der Haftbefehl gegen Israels Ministerpräsident Netanjahu reicht Ayatollah Ali Khamenei nicht

 25.11.2024

Dubai

Iran weist Verantwortung für Tötung eines Rabbiners zurück

Nach dem Fund der Leiche eines israelischen Rabbiners fällt der Verdacht schnell auf den Iran

 25.11.2024