Knapp ein halbes Jahr nach dem Tod des deutsch-iranischen Doppelstaatsbürgers Djamshid Sharmahd im Iran haben Angehörige, Freunde und Weggefährten Abschied genommen. An der Trauerfeier in einem Bestattungsinstitut in Berlin-Neukölln nahmen unter anderem seine Tochter und sein Sohn teil, die in den USA leben.
Zu den Gästen zählten Cem Özdemir (Grüne), geschäftsführender Bundesminister der Ressorts Landwirtschaft und Bildung, und Berlins stellvertretende Regierungschefin Franziska Giffey (SPD). Am Abend plant eine iranische Oppositionsgruppe am Brandenburger Tor eine Solidaritätskundgebung für alle politischen Gefangenen im Iran.
Irans Justiz hatte Ende Oktober 2024 Sharmahds Hinrichtung bekanntgegeben. Er wurde im Frühjahr 2023 in einem umstrittenen Prozess nach Terrorvorwürfen zum Tode verurteilt. Angehörige und Menschenrechtler wiesen die Anschuldigungen gegen ihn vehement zurück. Später erklärte Irans Justiz, Sharmahd sei nicht hingerichtet worden, sondern in Haft verstorben.
Als Reaktion auf Sharmahds Tod hatte die Bundesregierung den deutschen Botschafter vorübergehend zu Konsultationen nach Berlin zurückbeordert und alle drei iranischen Generalkonsulate in Deutschland geschlossen. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) begründete den Schritt damals mit dem «menschenverachtenden Agieren» der iranischen Führung.
Entführung aus Dubai
Der Computerfachmann und Unternehmer Sharmahd wurde 1955 in Teheran geboren, wuchs in Hannover auf und zog 2003 nach Kalifornien, wo er in einer iranischen Exil-Oppositionsgruppe aktiv war. Im Sommer 2020 war er unter mysteriösen Umständen während einer Reise aus Dubai in den Iran verschleppt worden; mehrere Berichte sprechen von einer Entführung durch den iranischen Geheimdienst. Seitdem war er bis zu seinem Tod in Isolationshaft. Seine Leiche war Anfang Februar nach Deutschland überstellt worden.
Seine Tochter Gazelle Sharmahd warf der US-Regierung und der Bundesregierung im Vorjahr vor, nichts für die Freilassung ihres Vaters getan zu haben. Bei der Trauerfeier äußerten sie und ihr Bruder Shayan sich ähnlich. Amnesty International fordert Untersuchung
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte anlässlich der Trauerfeier, die nach einer Autopsie weiter unklaren Ursachen und Umstände des Todes von Djamshid Sharmahd «unabhängig, unparteiisch und effektiv» zu untersuchen. Die Bundesanwaltschaft müsse ein Ermittlungsverfahren einleiten und, falls genügend Beweise vorliegen, Haftbefehle gegen Verantwortliche im Iran erlassen. dpa