Der SPD-Politiker Egon Bahr ist tot. Der frühere Bundesminister und Vertraute Willy Brandts, der dessen Ostpolitik entscheidend mitprägte, ist in der Nacht zum Donnerstag im Alter von 93 Jahren gestorben, wie die SPD bestätigte. Laut Medienberichten starb Egon Bahr an einem Herzinfarkt.
Egon Bahr, geboren am 18. März 1922 im thüringischen Treffurt, war Sohn einer jüdischen Mutter und eines nichtjüdischen Vaters. Während der NS-Herrschaft wurde Bahrs Vater, ein Lehrer, 1938 aus dem Schuldienst entlassen, weil er sich geweigert hatte, sich von seiner jüdischen Frau zu trennen.
Nach seinem Abitur in Berlin-Friedenau wurde Bahr wegen seiner »nichtarischen Abstammung« als Musikstudent abgelehnt und begann eine Kaufmannslehre. 1944 wurde er aus der Wehrmacht entlassen, nachdem seine jüdische Herkunft bekanntgeworden war.
Journalist Nach dem Krieg arbeitete Egon Bahr als Journalist, unter anderem als Korrespondent des Berliner »Tagesspiegel« in Bonn, und als Chefkommentator des Radiosenders RIAS. Außerdem war er Pressesprecher des Regierenden Bürgermeisters Willy Brandt. Unter dem von ihm entworfenen Motto »Wandel durch Annäherung« gestaltete Egon Bahr die von Brandt eingeleitete Ostpolitik mit ihrer Annäherung an die DDR entscheidend mit.
Ab 1969 war Egon Bahr Staatssekretär im Bundeskanzleramt, später wurde er Bundesminister für besondere Aufgaben, Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Bundesgeschäftsführer der SPD. »Egon Bahr war ein großer Politiker. Mit ihm verliert die SPD eine große Persönlichkeit«, schrieb die SPD-Fraktion im Europaparlament über den Kurznachrichtendienst Twitter.