Nachruf

Trauer um Egon Bahr

Egon Bahr (1922–2015) Foto: dpa

Der SPD-Politiker Egon Bahr ist tot. Der frühere Bundesminister und Vertraute Willy Brandts, der dessen Ostpolitik entscheidend mitprägte, ist in der Nacht zum Donnerstag im Alter von 93 Jahren gestorben, wie die SPD bestätigte. Laut Medienberichten starb Egon Bahr an einem Herzinfarkt.

Egon Bahr, geboren am 18. März 1922 im thüringischen Treffurt, war Sohn einer jüdischen Mutter und eines nichtjüdischen Vaters. Während der NS-Herrschaft wurde Bahrs Vater, ein Lehrer, 1938 aus dem Schuldienst entlassen, weil er sich geweigert hatte, sich von seiner jüdischen Frau zu trennen.

Nach seinem Abitur in Berlin-Friedenau wurde Bahr wegen seiner »nichtarischen Abstammung« als Musikstudent abgelehnt und begann eine Kaufmannslehre. 1944 wurde er aus der Wehrmacht entlassen, nachdem seine jüdische Herkunft bekanntgeworden war.

Journalist Nach dem Krieg arbeitete Egon Bahr als Journalist, unter anderem als Korrespondent des Berliner »Tagesspiegel« in Bonn, und als Chefkommentator des Radiosenders RIAS. Außerdem war er Pressesprecher des Regierenden Bürgermeisters Willy Brandt. Unter dem von ihm entworfenen Motto »Wandel durch Annäherung« gestaltete Egon Bahr die von Brandt eingeleitete Ostpolitik mit ihrer Annäherung an die DDR entscheidend mit.

Ab 1969 war Egon Bahr Staatssekretär im Bundeskanzleramt, später wurde er Bundesminister für besondere Aufgaben, Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Bundesgeschäftsführer der SPD. »Egon Bahr war ein großer Politiker. Mit ihm verliert die SPD eine große Persönlichkeit«, schrieb die SPD-Fraktion im Europaparlament über den Kurznachrichtendienst Twitter.

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  21.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  21.04.2025

Reaktionen

Freund und Bruder Franziskus – Juden verabschieden sich vom Papst

Mit Wärme und Respekt würdigen Vertreter der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und weltweit den Papst. Nicht immer war das Verhältnis von katholischer Kirche und Judentum aber einfach, etwa nach dem 7. Oktober 2023

von Leticia Witte  21.04.2025

Reaktionen

»Mit Papst Franziskus ist ein Freund der jüdischen Gemeinschaft von uns gegangen«

Der Zentralrat der Juden würdigt Papst Franziskus, der am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben ist

 21.04.2025

Nachruf

Förderer des katholisch-jüdischen Dialogs, aber auch harter Kritiker Israels

Papst Franziskus ist am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben. Sein langjähriger Gesprächspartner, Rabbiner Jehoschua Ahrens, nimmt Abschied

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  21.04.2025

Vatikan

Papst Franziskus ist tot

Das Oberhaupt der katholischen Kirche starb einen Tag nach dem Ostersegen

 21.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Berlin

Drei Jahre Haft für Mustafa A.

Der Prozess gegen den Angreifer von Lahav Shapira ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten ging von einem antisemitischen Motiv aus und sprach den Täter der gefährlichen Körperverletzung schuldig

 17.04.2025

Berlin

100 Strafverfahren nach Besetzung der Humboldt-Universität

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Volksverhetzung. Während der Besetzung sollen Aktivisten mutmaßlich Urin aus einem Fenster geschüttet haben

 17.04.2025