Bundespräsident Christian Wulff erhält Mitte November den Leo-Baeck-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland 2011. Das gab Dieter Graumann am vergangenen Freitag in Berlin bekannt. Der Zentralrat würdige mit der Auszeichnung Wulffs herausragendes Engagement, das von tiefer Verbundenheit mit der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland, Israel und der Welt getragen sei, so Präsident Graumann.
zeichen »Bundespräsident Wulff hat sich in seiner noch kurzen Amtszeit als Mann des klaren Wortes und der deutlichen Signale präsentiert«, so der Zentralrats-Chef. Mit seinem Besuch in der Gedenkstätte Auschwitz am 27. Januar und seiner »aufrüttelnden und von großer Betroffenheit zeugenden Rede« habe Deutschlands Staatschef ein Zeichen gesetzt, dass »die Verantwortung, die aus der schrecklichen Vergangenheit erwächst, auch für künftige, jüngere Politikergenerationen Bedeutung hat und Auftrag ist«. Der Bundespräsident habe zudem gezeigt, dass er das erstarkende jüdische Leben schätzt und die Entscheidung von Juden, hier in Deutschland wieder jüdisches Leben aufzubauen, zu würdigen weiß, so Graumann weiter.
israel Auch mit seinem Besuch in Israel habe Christian Wulff »ein herzliches, ausdrucksvolles Zeichen der Verbundenheit gesetzt, das weit über das übliche, manchmal allzu formelhaft geratende Bekenntnis zum Existenzrecht Israels hinausging«. Er stehe »für ein Deutschland, das in der Gegenwart angekommen ist, seine Geschichte nicht vergisst, ein Deutschland, das der jüdischen Gemeinschaft verbunden ist, jüdische Gemeinden, Schulen, Kindergärten und Ausbildungsstätten als Bereicherung und Anlass zu großer Freude und Dankbarkeit begreift«, fügte Graumann hinzu.
Der Leo-Baeck-Preis ist die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden. Er wird seit 1957 jährlich zur Erinnerung an den Wissenschaftler und Rabbiner Leo Baeck (1873–1956) vergeben. Mit diesem Preis werden Persönlichkeiten geehrt, die sich in hervorragender Weise für die jüdische Gemeinde in Deutschland eingesetzt haben. Zu den Preisträgern der vergangenen Jahre gehören unter anderem die ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker (1994) und Roman Herzog (1998) sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel (2007) und die Verleger Friede Springer (2000) und Hubert Burda (2006).
Graumann warnt vor neuem Faschismus
Der Präsident des Zentralrates der Juden, Dieter Graumann, hat zur fortwährenden Erinnerung an das Leid der Opfer des Nationalsozialismus und zum Engagement gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus aufgerufen. Der Staat müsse »viel entschlossener« gegen die rechtsextreme NPD und »den neuen Faschismus« vorgehen, forderte Graumann am Sonntag bei der zentralen Feier anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Sachsenhausen im April vor 66 Jahren. Graumann mahnte zudem eine konsequente Politik gegen das »islamo-faschistische Regime in Teheran« an, das den Holocaust leugne. Noch immer betrieben zu viele deutsche Firmen »ungerührt ihre Geschäfte« mit dem »amtierenden Weltmeister in Sachen Antisemitismus«. Außerdem betonte Graumann: »Ritualisiertes Gedenken ist mir allemal lieber als planvolles Vergessen.«