Faktencheck

Szene aus »Markus Lanz«-Sendung mit Robert Habeck weiter abrufbar

Foto: IMAGO/teutopress

In sozialen Netzwerken macht ein Video die Runde: Darin ist eine Aussage des Grünen-Politikers Robert Habeck aus einer Unterhaltung mit Moderator Markus Lanz zu sehen. Habeck spricht in dem kurzen Clip über offene Haftbefehle. Dazu wird ein Text eingeblendet: »26 sek Die auf allen Aufzeichnungen entfernt wurden« (Schreibweise im Original). Wurden die Aussagen wirklich aus der »Lanz«-Sendung entfernt?

Bewertung

Falsch. In der ZDF-Mediathek ist die Sendung vom 4. Februar weiter abrufbar - inklusive Habecks Aussagen über offene Haftbefehle. Eine Aussage wurde in dem Kurzclip weggelassen.

Fakten

Im Kurzclip sind Ausschnitte aus der ZDF-Talksendung »Markus Lanz« vom 4. Februar 2025 zu sehen. In der Ausgabe war auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zu Gast. Moderator Lanz sprach mit dem Politiker unter anderem über die vorherigen Abstimmungen im Bundestag zu Verschärfungen in der Migrationspolitik.

Lanz spricht Habeck bei Minute 12:44 auf die fünf Forderungen aus jenem Entschließungsantrag der CDU-CSU-Fraktion an, der mithilfe von AfD-Stimmen eine Mehrheit im Bundestag erhielt. SPD und Grüne stimmten dagegen. Habeck argumentiert (ab Minute 15:20), es seien bereits eine Reihe von Maßnahmen bezüglich Abschiebungen verschärft worden. Als Hauptproblem sehe er nicht die Regelungen an, sondern vielmehr die Regeldurchsetzung, die zu wünschen übrig lasse.

Habeck sagt, in Deutschland wären 40.000 Personen »abschiebe- beziehungsweise rückführungspflichtig«. Dann schiebt er die Aussage aus dem Clip ein (ab Minute 16:31): »Wir haben 170.000 offene Haftbefehle in Deutschland. 14.000 davon gegen Schwerverbrecher, gegen Gewaltverbrecher.« Er ergänzt: »Und ich glaube, dass das der viel größere Punkt ist, um Sicherheit und auch das Sicherheitsgefühl im Land zu erhöhen.« Letztere Aussage wurde in dem verbreiteten Clip weggelassen. Der Gesprächsteil ist weiter in der Sendung zu sehen.

Zahl zu offenen Haftbefehlen stammt aus Medienbericht

Eine Anfrage der »Welt« beim Bundesinnenministerium (BMI) hatte im September 2024 ergeben, dass zum letzten bundesweit verfügbaren Stichtag Anfang Juli 2024 im polizeilichen Informationssystem 172.672 Fahndungen zu offenen Haftbefehlen ausgeschrieben waren. Gesucht wurden demnach 149.564 Personen, gegen manche lagen mehrere Fahndungen vor. Darunter sind auch viele Deutsche, wie auch Habeck klarstellt (Minute 20:09). 14.217 Fahndungen zu offenen Haftbefehlen seien dem Bereich der »Gewaltkriminalität« zuzuordnen, schreibt die »Welt«.

Lesen Sie auch

Habeck argumentiert mit den Zahlen in der Diskussion um Migration und öffentliche Sicherheit. Er sieht in den offenen Haftbefehlen ein größeres Sicherheitsproblem als in der Zahl der ausreisepflichtigen Personen, die er auf 40.000 beziffert. Er nimmt damit Bezug auf einen Aspekt aus dem Fünf-Punkte-Plan der Union.

Diese fordert, alle Personen, die »vollziehbar ausreisepflichtig« seien, unmittelbar in Haft zu nehmen. Nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge(BAMF) auf eine Anfrage der ARD-»Tagesschau« gab es 42.296 sogenannte »vollziehbar ausreisepflichtige« Menschen zum Stichtag 31. Dezember 2024. dpa

(Stand: 12.2.2025)Links

»Lanz«-Sendung vom 4. Februar 2025 (archiviert / archiviertes Video)

Entschließungsantrag der Fraktion CDU/CSU (archiviert)

Ergebnis der Namentlichen Abstimmung (archiviert)

»Welt«-Bericht zu offenen Haftbefehlen, kostenpflichtig (archiviert)

»Tagesschau«-Artikel vom 4. Febaruar 2025 (archiviert)

Tiktok-Video (archiviert)

Berlin

Trauerfeier für den im Iran ermordeten Djamschid Sharmahd

An der Trauerfeier in Neukölln nahmen unter anderem seine Tochter und sein Sohn teil, die in den USA leben.

 11.04.2025

Wenningstedt

Ehemaliges Ferienhaus von Göring auf Sylt steht zum Verkauf

Die dunkle Vergangenheit des Hauses wird in der Anzeige absichtlich verschwiegen – das sorgt für Kritik

 11.04.2025

Prozess

Nach verstörender Attacke: Anklage wegen antisemitischen Angriffs

Die Angeschuldigten sollen gemeinsam mit weiteren, bislang unbekannten Personen auf Kopf und Oberkörper des Mannes eingeschlagen und getreten haben

 11.04.2025

Kampf gegen Antisemitismus

Promis werben per Video für Solidarität mit Jüdinnen und Juden

Hass und Extremismus gedeihen im Netz besonders gut, sagen Medienexperten. »Sat 1« startet nun eine Kampagne gegen Antisemitismus. In Kurzfilmen beziehen Prominente Position zu Lügen und Vorurteilen über Juden

 11.04.2025

Bayern

Zahl antisemitischer Straftaten bleibt auf Rekordhoch

Allein die Zahl antisemitischer Gewalttaten sei von 15 auf 23 Taten mit insgesamt 27 Opfern deutlich gestiegen

 11.04.2025

Recherche

Keine besten Freunde

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft hat die Unvereinbarkeit mit der AfD beschlossen. Nun soll der Vereinsausschluss des Bundestagsabgeordneten Maximilian Krah folgen

von Joshua Schultheis  11.04.2025

Potsdam

Bauftragter gegen Judenhass berichtet von Bedrohungen

»Als Landtagsabgeordneter wurde ich nie angegriffen, beschimpft oder beleidigt«, sagte der ehemalige Polizist

 11.04.2025

Deichbrand-Festival

Macklemore-Auftritt: Kulturwissenschaftlerin rät von Konzertabsage ab

Sie empfiehlt den Festival-Veranstaltern, das Konzert mit Diskussions- und Informationsveranstaltungen zu begleiten

 11.04.2025

Debatte

Knobloch: Deutschland hat zahlreiche Antisemiten aufgenommen

Die IKG-Präsidentin blickt besorgt auf die Sicherheitslage der Juden in München

 11.04.2025