In den 80er-Jahren hatte meine selige Oma im sowjetischen Dnepropetrowsk einen Nachbarn. Er hieß Alexander und war Alkoholiker. Jeden Abend hörte man ihn schreien, wie ein Gebet wiederholte er: »Anwar al-Sadat«. Alexander wurde von der Geschichte eingeholt. Als Militärpilot war er bis 1972 Teil des sowjetischen Hilfspakets an Ägypten, welches ein Jahr später eine gravierende Niederlage im Jom-Kippur-Krieg gegen Israel einstecken musste.
Sadat spielte jahrelang mit der sowjetisch-westlichen Konfrontation. Die Muster von damals ähneln denen von heute. Ein wiedererstarktes Russland erweitert seinen Einfluss in der Region. Es unterstützt Baschar al-Assad, den seit 2000 diktatorisch regierenden Präsidenten Syriens. Die pro-westlichen ersten Jahre von dessen Präsidentschaft kippten, wie beim russischen Präsidenten Wladimir Putin, ins Antiwestliche.
bürgerkrieg Beide Politiker fanden zueinander. Putin wie Assad reden von einem »gesunden Teil« der Opposition, der im jeweiligen Land zuzulassen sei. Assad wie Putin sind der Meinung, Arabischer Frühling und ukrainische Revolution seien amerikanische Inszenierungen gewesen. Putin konnte sein Russland stabilisieren, in Syrien tobt ein brutaler Bürgerkrieg. Mit den Flüchtlingen ist Europa konfrontiert.
Israel, gegen das Syrien seit 1948 vier Kriege geführt hat, hält seit 1967 eine strategisch wichtige Basaltplatte namens Golanhöhen besetzt und ist mit Syrien im Zustand eines schwach eingefrorenen Krieges. Putin sagte nun zu Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bei dessen Besuch in Moskau, Syrien könne eine zweite Front, eine gegen Israel, nicht stemmen.
Das ist zu hoffen. Denn ein russischer Alexander von heute, wäre er in Syrien stationiert, könnte eine in Russland produzierte syrische Luftabwehranlage bedienen, die israelische Kampfjets angreift, in denen ein nach Israel eingewanderter russischer Alexander sitzen könnte. Dieses surreale Inferno gilt es zu vermeiden.
Der Autor ist Historiker und Referent bei ELES.