Der mit Haftbefehl gesuchte rechtsradikale Verschwörungserzähler Attila Hildmann ist nach einem Medienbericht in der Türkei aufgespürt worden. Nach monatelangen Recherchen hätten eine Gruppe von Hobby-Detektiven sowie Reporter der Zeitschrift »Stern« Hildmann in der Stadt Kartepe, rund 100 Kilometer östlich von Istanbul, gefunden und mit ihm gesprochen, heißt es in dem Bericht der Zeitschrift. Das Video der Begegnung sollte von »Stern TV« im Sender RTL am Mittwochabend gezeigt werden.
Der Anführer der Hobby-Ermittler habe nach der Begegnung sofort das deutsche Generalkonsulat in Istanbul informiert und der Bundespolizei Hildmanns Adresse und das Nummernschild seines Autos mitgeteilt, so der »Stern«.
Die Berliner Staatsanwaltschaft wollte sich am Mittwoch zu dem Fall nicht äußern. Kürzlich war bekannt geworden, dass Hildmann nur die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte lange angenommen, er habe auch die türkische Staatsbürgerschaft und werde deswegen nicht ausgeliefert. Seit April sei der tatsächliche Status von Hildmann bekannt, die Fahndung wegen des internationalen Haftbefehls sei erweitert worden, hieß es kürzlich von der Staatsanwaltschaft.
Ob die Bundesregierung inzwischen ein Auslieferungsgesuch an die Türkei gestellt hat, ist nicht bekannt. Beteiligt sein sollen nach Medienberichten das Bundeskriminalamt, das Bundesamt für Justiz, das Auswärtige Amt sowie die türkischen Behörden. Hildmann wurde in West-Berlin als Kind türkischer Eltern geboren, er wuchs aber bei deutschen Adoptiveltern auf.
Laut dem Bericht lebte Hildmann, der als veganer Kochbuchautor bekannt wurde und dann rechtsextreme Verschwörungstheorien verbreitete, seit Sommer dieses Jahres in der Stadt Kartepe. Zuvor wohnte er demnach seit Herbst 2021 in Gömec, einem Küstenort im Westen der Türkei.
Die 13 Hobby-Detektive nannten sich »Hildbusters« (Hildmannjäger) - nach dem Hollywoodfilm »Ghostbusters«. Hildmann war im Dezember 2020 in die Türkei geflohen und wurde ab Februar 2021 mit einem internationalen Haftbefehl gesucht. Die Gruppe recherchierte demnach sehr lange und aufwendig im Internet und in Chatkanälen und analysierte von Hildmann gepostete Videos und Fotos, um ihn aufzuspüren. Der »Stern« begleitete die Gruppe, recherchierte nach eigener Darstellung parallel selber und gelangte in seine abgeschottete Chatgruppe.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit längerem gegen Hildmann, der sich selbst als »ultrarechts« und einen Verschwörungsprediger bezeichnet, wegen Volksverhetzung, des Verdachts der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten und des Widerstands gegen die Polizei. dpa