Die polnischen Behörden würden Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu im Falle seiner Teilnahme an der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau verhaften lassen und an den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) überstellen. Das sagte der stellvertetende polnische Außenminister Wladyslaw Bartoszewski der Tageszeitung »Rzesczpospolita«.
»Wir sind verpflichtet, die Entscheidungen des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag zu respektieren«, so der Staatssekretär im Außenministerium, dessen gleichnamiger Vater (1922-2015) selbst ein Überlebender des Todeslagers war.
Die Nationalsozialisten ermordeten mehr als eine Million Menschen in Auschwitz. Die meisten von ihnen waren Juden.
Israel wird bei der Gedenkfeier in Oswiecim Ende Januar durch Bildungsminister Yoav Kisch vertreten sein. Medienberichten zufolge hat auch Präsident Isaac Herzog nicht vor, an der Feier teilzunehmen.
Alle 27 EU-Staaten haben das Römische Statut für die Gründung des IStGH unterzeichnet. Frankreich hat im Gegensatz zu Polen allerdings durchblicken lassen, dass es Netanjahu nicht automatisch verhaften würde, sollte er französisches Staatsgebiet betreten.
Die Auschwitz-Überlebende Angela Orosz, die 1944 im Lager geboren wurde, kritisierte die Erklärung Bartoszewskis scharf. »Ich finde die Erklärung Polens zutiefst beunruhigend. Die Drohung, den Regierungschef des jüdischen Staates bei einer Teilnahme an den Gedenkfeiern zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz zu verhaften, ist empörend und inakzeptabel. Eine sofortige Entschuldigung von Seiten Polens ist angebracht.«
Die Überlebenden müssten die Gedenkfeier boykottieren, falls Netanjahu nicht teilnehmen dürfe und Polen sich nicht dafür entschuldige, schrieb die in Kanada lebende Orosz auf ihrer Facebook-Seite. mth